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Orgacid-Werk wird untersucht Orgacid-Werk wird untersucht: Gibt es Spätfolgen durch Nervengift-Produktion in Halle?

Von Silvia Zöller 26.09.2018, 10:45
Luftaufnahme von Halles Stadtteil Ammendorf.
Luftaufnahme von Halles Stadtteil Ammendorf. Lutz Winkler/Archiv

Halle (Saale) - Viele Jahre war es still um das Gelände der ehemaligen Orgacid-Werke in Ammendorf, in denen zur Nazizeit das Nervengift Senfgas produziert wurde. Doch jetzt hat die Stadt dort Grundwasserproben entnehmen lassen, um zu prüfen, ob eine Kontamination vorliegt. Grund dafür ist eine Anfrage des halleschen CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Keindorf im Landtag. Besorgte Bürger hatten sich an ihn gewendet, weil sie Gefahren für Mensch und Umwelt befürchten. Die Antworten der Landesregierung befriedigten Keindorf nicht: „Viele Fragen der Bürger bleiben offen.“

Die sollen jetzt mit den Grundwasserproben beantwortet werden. „Die Auswertung der Proben steht noch aus, in 14 Tagen wird das Ergebnis vorliegen“, sagte Steffen Johannemann, Fachleiter Umwelt der Stadtverwaltung am Dienstag in der Beigeordnetenkonferenz. Er gab jedoch schon vorab Entwarnung: In der ehemaligen Kampfstofffabrik sei zwar während des zweiten Weltkriegs das Senfgas „Lost“ hergestellt worden, doch bereits nach 1945 seien die Kampfstoffe durch die Rote Armee entsorgt worden.

Ehemalige Senfgas-Fabrik in Halle: Mehr als 40 Mieter sind auf dem Gelände untergebracht

Nach der Wende seien Restbestände entdeckt und beseitigt worden, „Seit 1990 bis 2003 gab es jährliche Untersuchungen, bei denen keine Belastungen im Boden, der Luft oder im Grundwasser festgestellt worden sind“, so Johannemann. Wenn nun die neuen Messergebnisse vorliegen, will die Stadt die Eigentümer des Areals informieren. Mehr als 40 Mieter sind auf dem Gelände untergebracht.

Unklar ist jedoch, ob man daraus Rückschlüsse auf das gesamte, rund 100.000 Quadratmeter große Grundstück ziehen kann: „Untersuchungen in den 1990er Jahren zu unterirdischen Bauwerken wurden nur auf Teilen des Geländes durchgeführt“, hat Keindorf der Antwort der Landesregierung entnommen. Zersetzungsprodukte von Lost, giftige Schwermetalle, Blei und anderen chemische Substanzen seien damals festgestellt worden. „Zu der Frage, inwieweit sich darunter Arsen befindet, existieren widersprüchliche Angaben in den Akten“, so Keindorf. (mz)