Ordnung in der Stadt Ordnung in der Stadt: Schnelle Truppe für Müll-Brennpunkte
Halle/MZ. - Wäldchen nennt sich das Areal zwischen dem Südstadtring und der S-Bahnstrecke. Müllablageplatz wäre eine treffendere Bezeichnung für die Gegend, die sich neben der Straßenbahn-Wendeschleife befindet. Wenn ein städtisches Gebiet so aussieht, ist das ein Fall für die Spezial-Gruppe vom Ordnungsamt. Etwa 16 Männer - Sozialhilfeempfänger und Verurteilte, die gemeinnützige Stunden ableisten - rücken dann mit Harken, Schippen, Besen an.
"An zwei Tagen haben wir aus dem Wäldchen Müll geholt, mit dem wir 44 Säcke füllen konnten. Ich schätze, es wird noch mal so viel", sagte einer der Vorarbeiter, Günther Saal. Derweil tragen die Männer Autoreifen, Matratzen, Möbel, Papier und anderes mehr zusammen. Einer davon ist Jörg Scheller. Der Sozialhilfeempfänger gehört seit November zu der Gruppe, die es seit drei Jahren gibt. 80 Stunden darf er im Monat arbeiten. Sein Lohn: 120 Euro, zwei Euro pro Stunde. Die verdient er sich zur
"Stütze" hinzu. Hilfe zur Arbeit (HzA) nennt sich diese Tätigkeit, die auf ein halbes Jahr begrenzt ist. "Mir gefällt die Arbeit", erzählt der gelernte Gerüstbauer, "so komme ich mal wieder unter Menschen. Lieber wäre mir natürlich ein fester Job." Und sein Kollege Hans-Dieter Weidner ergänzt: "Ich möchte arbeiten, ich brauche das Geld."
Und so räumen sie den Schmutz, den andere absichtlich oder gedankenlos hinterlassen, weg. "Was die Männer leisten, ist gut", schätzt Fred Perling vom Ordnungsamt ein. Wenn er die "schnelle Eingreiftruppe" zu einem Einsatz schickt, kann er sicher sein, dass ein paar Stunden später dort Ordnung herrscht. Seitdem die Gruppe von zwei Vorarbeitern angeleitet würde, laufe die Arbeit an den Brennpunkten wie am Schnürchen. Auch deshalb, sagt Vorarbeiter Bernd Rath, weil wir die Menschen akzeptieren, wie sie sind und versuchen, die Arbeit so zu gestalten, dass die Männer gerne kommen.
Nötig aber hätte die Stadt Halle noch wesentlich mehr dieser flexiblen Gruppen. Doch warum gibt es nicht mehr davon? Weil, so erklärt Sozialamtsleiter Hans-Günter Schneller, die Stellen der Hilfe zur Arbeit auf 200 begrenzt sind - mehr Geld könne die Stadt dafür nicht ausgeben. Und weil die Stellen begrenzt sind, seien sie meist alle besetzt; oft würden Sozialhilfe-Empfänger danach fragen. "Andererseits - wen wir als arbeitsfähig einschätzen, der muss diese einfache Tätigkeit annehmen, sonst wird ihm die Sozialhilfe gekürzt." Doch nicht alle der 200 Stellen könnten im Bereich Ordnung und Sauberkeit liegen. Viele würden beispielsweise in Einrichtungen von freien Trägern eingesetzt.
Perling muss sich also mit der einen Gruppe begnügen. Und die Männer haben alle Hände voll zu tun. "Am Montag haben wir die Flächen um die Kaufhalle Paul-Suhr-Straße gesäubert. Am nächsten Tag sah alles wieder genau so vermüllt aus", erzählt Vorarbeiter Rath zornig. Abschalten oder aufregen? Da fahren die Gefühle Achterbahn. Und dann? "Dann geht Rath wieder los mit den Männern, räumt wieder und wieder den Dreck weg", so Perling. So, wie am Wäldchen im Süden. Ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber ohne diesen Tropfen sähe es in Halle noch viel schlimmer aus. Und das motiviert die Männer jeden Tag aufs Neue.
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