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Jubelsturm im Kreuzvorwerk Judoka des SV Halle bejubeln Olympia-Silber von Miriam Butkereit beim Public Viewing

Beim Public Viewing in der Judo-Halle fiebern begeisterte Aktive und Gäste des SV Halle mit Miriam Butkereit in Paris mit. Als sie Silber holt, brechen zu Hause alle Dämme.

Von Dirk Skrzypczak Aktualisiert: 31.07.2024, 21:16
Ein Selfie als Gruß für Miriam Butkereit nach Paris: Nach dem Gewinn der Silbermedaille war der Jubel in der Judohalle groß.
Ein Selfie als Gruß für Miriam Butkereit nach Paris: Nach dem Gewinn der Silbermedaille war der Jubel in der Judohalle groß. Fotos: Dirk Skrzypczak

Halle (Saale)/MZ - 30 Sekunden vor Kampfende schreien sich Judoka, Eltern, Sportler und Funktionäre des SV Halle fast die Lunge aus dem Leib. Es scheint so, als sollte der ohrenbetäubende Lärm Miriam Butkereit doch noch zu Gold peitschen. Doch das große Wunder bleibt aus, ein kleines ist es dennoch.

„Wir haben Silber“, johlt Trainer Stephan Fröhlich, fix und fertig. Und überglücklich. „Man träumt von so einem Ausgang. Darauf arbeitet man hart hin. Das wird unserem Sport hoffentlich pushen“, sagt er.

Mit einem Beamer holten die Judoka die Olympischen Spiele direkt ins Kreuzvorwerk. Jung und alt folgten dort gebannt dem Wettbewerb.
Mit einem Beamer holten die Judoka die Olympischen Spiele direkt ins Kreuzvorwerk. Jung und alt folgten dort gebannt dem Wettbewerb.
Skrzypczak

Judoka des SV Halle bejubeln Olympia-Auftritt von Miriam Butkereit

Die Judoka des SV Halle haben im Kreuzvorwerk in der Sporthalle eine Leinwand aufgebaut. Vor allem Kinder und Jugendliche schauen immer wieder gebannt auf die Übertragung aus Paris. Und als ob sie es gewusst hätte, ist die Abteilung auf eine große Party vorbereitet. Draußen vor der Halle steht ein Grill, drinnen geht die Post ab. Ab dem Halbfinale stößt auch Paul Biedermann dazu. Der einstige Weltklasse-Schwimmer, der noch immer die Weltrekorde über 200 Meter (Kurz- wie Langbahn) und 400 Meter hält, ist ebenfalls elektrisiert.

„Ich habe mal in die Archive geschaut. Seit der Wende hat es keine olympische Medaille mehr für Judoka aus Sachsen-Anhalt gegeben. Das ist schon ein historischer Moment. Miriam kann sich ein Denkmal setzen“, sagt er. Und als die Athletin, die am Bundesstützpunkt in Köln trainiert, tatsächlich ins Finale einzieht, läuft Biedermann in die Geschäftsstelle des SV Halle und kommt mit einem kleinen Fass Bier zurück. „Das ist der richtige Moment, es zu leeren.“

Jeder Bildschirm wurde genutzt, um den Auftritt von Miriam Butkereit in Paris zu verfolgen. Auch für die jungen Sportler war es ein Mega-Erlebnis.
Jeder Bildschirm wurde genutzt, um den Auftritt von Miriam Butkereit in Paris zu verfolgen. Auch für die jungen Sportler war es ein Mega-Erlebnis.
Skrzypczak

Butkereits Siegeszug zieht Sportbegeisterte wie ein Magnet ins Kreuzvorwerk Halle

Butkereits Siegeszug zieht Sportbegeisterte wie ein Magnet ins Kreuzvorwerk. Hardy Gnewuch, Präsident des SV Halle, hat es zu Hause vor dem Fernseher nicht mehr ausgehalten. „Ich habe geschrien wie ein Ochse und bin total aus dem Häuschen. Und bevor meine Frau einen Hörsturz bekommt, bin ich lieber hergefahren.“ Acht Athleten hat der SV Halle in Paris am Start. „Sie machen ihre Sache bisher klasse“, meint der Präsident. Was die Medaille für den Verein bedeutet, lässt sich angesichts von Gnewuchs Glückseligkeit nur erahnen. Da geht es nicht nur um Renommee, sondern auch um Fördergelder.

Aber an diesem Abend zählt nur der überwältigende Erfolg. „Es ist ein Märchen. 2016 ist Luise Malzahn als Fünfte in Rio noch knapp gescheitert. Und von uns hat keiner den Schockmoment gegen die Slowenin vergessen.“ Anamari Velensek hatte die Hallenserin so lange gewürgt, bis diese blau anlief und sogar kurzzeitig bewusstlos wurde. „Luise war damals unsere Sportlerin der Herzen. Miriam tritt nun in die Fußstapfen. Unfassbar“, redet sich Gnewuch in Ekstase.

Fix und alle: Trainer Stephan Fröhlich fieberte vor der Leinwand mit. Dass Silber nach Halle geht, womit man nicht rechnen konnte, hat nicht nur ihn überwältigt.
Fix und alle: Trainer Stephan Fröhlich fieberte vor der Leinwand mit. Dass Silber nach Halle geht, womit man nicht rechnen konnte, hat nicht nur ihn überwältigt.
Skrzypczak

Auch Andreas Wels weiß, wie hart man als Spitzensportler arbeiten muss, ohne zu wissen, ob sich die Mühen jemals auszahlen. Die Tochter des einstigen Ausnahmewasserspringers, der 2004 bei den Spielen in Athen Silber gewann, ist selbst Judoka. „Ich hatte Gänsehaut. Zum Erfolg gehören immer eine große Portion Können, aber auch das notwendige Quäntchen Glück. Beides hatte Miriam heute“, lobt der 49-Jährige – und tritt noch am Abend spontan als Mitglied in die Abteilung Judo ein.

Als sich dann alle Zuschauer in der Halle für ein Selfie aufstellen, „ein Gruß nach Paris“, wie es Trainer Fröhlich beschreibt, ballt auch Paavo Plöhnert die Fäuste. Der 22-Jährige hat mitgefiebert. Sein Ziel ist es, sich in diesem Jahr für die U23-Europameisterschaft zu qualifizieren. Der Silberstreich von Mirian Butkereit sei für ihn eine große Motivation. „Als Sportler opfert man Blut und Tränen für den Erfolg. Gelingt es, war es das wert.“