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OB-Wahl in Halle OB-Wahl in Halle: In welchen Stadtteilen Lange und Wiegand punkten konnten

Von Dirk Skrzypczak und Tanja Goldbecher 17.10.2019, 04:00
Das Luftbild zeigt die Innenstadt von Halle.
Das Luftbild zeigt die Innenstadt von Halle. Günter Bauer

Halle (Saale) - „Wir haben die Wahl gewonnen“, lautete am Montag das durchaus überraschende Fazit der Grünen. Tatsächlich hat Hendrik Lange, OB-Kandidat von Linken, Grünen und SPD, genau jene acht Stadtteile und Stadtviertel „gewonnen“, in denen die Grünen zur Stadtratswahl im Mai die Nase vorn hatten.

„Halle ist eine Universitätsstadt. Lange hat überall dort gepunktet, wo das studentische Leben am meisten auf das Wohnumfeld einwirkt. Dort ist das linke Lager traditionell stark“, sagt Benjamin Höhne, Politologe und Wahlforscher an der Martin-Luther-Universität.

Das sagt ein Wahlforscher

Doch es gibt noch weitere interessante Auffälligkeiten. Amtsinhaber Bernd Wiegand (parteilos) punktete in den CDU-Hochburgen wie Dautzsch, Reideburg, Büschdorf oder Kanena. Hier lag er vor dem Kandidaten von CDU und FDP, Andreas Silbersack. Und er war in den Plattenbausiedlungen stark: in der Neustadt, auf der Silberhöhe, in Heide-Nord. Dort hatte die AfD im Mai die meisten Stimmen erhalten.

Wiegand holte dort überall mehr als 50 Prozent der Stimmen und knackte in der Westlichen Neustadt sogar die 60-Prozent-Marke. „Ich bin natürlich enttäuscht, dass ich in meinem eigenen Stadtteil nicht mehr Stimmen bekommen habe“, sagt Lange, der dort Werte zwischen 14,12 (südliche Neustadt) und 17,60 Prozent (Nördliche Neustadt) einfuhr und dort auch hinter Silbersack landete. „Der Wähler hat sich in diesen Stadtteilen offensichtlich von etablierten Parteien abgewendet. Das kommt einem parteilosen Kandidaten zugute“, glaubt Höhne.

Vor der OB-Wahl hatte die AfD massiv gegen Lange geschossen

Aber es gibt noch einen weiteren Erklärungsversuch. Vor der OB-Wahl hatte die AfD massiv gegen Lange geschossen und dazu aufgerufen, den 42-Jährigen nicht zu wählen. Auch jetzt macht der AfD-Landtagsabgeordnete und Stadtrat Alexander Raue keinen Hehl daraus, wie die Ambitionen der AfD aussehen: „Unser Ziel ist es, Hendrik Lange zu verhindern.“ Eine direkte Empfehlung an die eigenen Anhänger für die Stichwahl am 27. Oktober spricht die AfD zwar nicht aus, die offene Ablehnung des linken Kandidaten ist aber wie eine Unterstützung für Wiegand zu werten.

Hendrik Lange (Linke) hat sich derweil entschieden, nun wieder in den Wahlkampf für die Stichwahl zu starten. Nach dem rechtsterroristischen Anschlag in Halle hatte auch Lange den Wahlkampf eingestellt. „In Anbetracht der Absichten des Attentäters sollten wir uns das Recht, um den richtigen Weg für unsere Stadt zu streiten, nicht nehmen lassen“, sagt er. Trotz des Vorsprungs, den Wiegand beim ersten Wahldurchgang erreicht habe, ist er zuversichtlich. „Eine Stichwahl ist eine gute Chance für Herausforderer.“ Er plant, den abgesagten Wahlkampftermin mit Juso-Chef Kevin Kühnert nachzuholen. Außerdem will er in den kommenden Tagen Infostände aufbauen und noch einmal durch die Stadtteile ziehen.

Endspurt ohne direktes Duell

Wiegand wiederum hatte schon am Wahlabend angekündigt, im Wahlkampf nicht nachlassen zu wollen. „Wir haben noch einiges vor und lassen jetzt nicht nach. Das Ergebnis hat gezeigt, dass ein Großteil der Wähler mit meiner Arbeit zufrieden ist.“ Eine aktuelle Aussage über die Strategie in den nächsten eineinhalb Wochen gibt es nicht. Eine Anfrage der MZ hat der OB am Dienstag nicht beantwortet. Unklar ist außerdem, ob es vor der Stichwahl noch einmal zu einem direkten Schlagabtausch beider Bewerber etwa auf einem Forum kommen wird. Lange wäre dazu bereit.

Der OB hat derweil ein vom Sender TV Halle geplantes Streitgespräch abgelehnt. Keine Zeit, war die Begründung. In der Stichwahl dürfe man Lange keineswegs abschreiben, meint Politologe Benjamin Höhne. Natürlich habe Wiegand nun Rückenwind. „Allerdings ist es Lange gelungen, die rot-rot-grünen Reihen hinter sich zu schließen. Das ist ein nicht zu unterschätzender Faktor.“

››Alle Informationen zur OB-Wahl gibt es hier (mz)

Das Luftbild zeigt das Zentrum der Neustadt mit den Hochhausscheiben. Bislang ist nur einer der Giganten saniert, zwei weitere Hochhäuser sollen folgen.
Das Luftbild zeigt das Zentrum der Neustadt mit den Hochhausscheiben. Bislang ist nur einer der Giganten saniert, zwei weitere Hochhäuser sollen folgen.
Holger John