OB-Kandidat OB-Kandidat: Silbersack steigt mit TOOH-Debatte in den Wahkampf ein

Halle (Saale) - Andreas Silbersack sitzt locker auf einem Barhocker in der Kantine des Neuen Theaters. Den Blick hat er auf die Schauspieler des Ensembles gerichtet, die in einer Diskussionsrunde am Montag vor ihm sitzen. „Wenn wir Sie wählen, dann setzen Sie sich also für die Kultur ein?“, fragt Schauspieler Jörg Simonides.
Silbersack hört ruhig zu. „Kunst und Kultur sind für mich ein Alleinstellungsmerkmal der Stadt Halle. Also ja, wenn ich als Oberbürgermeister gewählt werde, setze ich mich dafür ein“, antwortet er schließlich.
Einer der ersten Wahlkampfauftritte von Andreas Silbersack
Es ist einer der ersten Wahlkampfauftritte von Andreas Silbersack. Der hoch dekorierte Sportfunktionär und Anwalt tritt am 13. Oktober bei der Oberbürgermeisterwahl für die CDU/FDP gegen Amtsinhaber Bernd Wiegand (parteilos), Hendrik Lange (Linke) und Einzelbewerber Daniel Schrader an.
Am 17. August vergangenen Jahres hatte Silbersack seine Kandidatur offiziell verkündet. Der 51-Jährige gilt seitdem als ernstzunehmender Konkurrent Wiegands. Bisher hat er sich jedoch nur sporadisch in die Stadtpolitik eingemischt. Die Diskussion mit den Theaterleuten könnte jedoch eine Wende eingeleitet haben.
Andreas Silbersack: Öffentliche Kritik an TOOH-Geschäftsführer „äußerst befremdlich und schädlich
Das Ensemble hat Andreas Silbersack ganz bewusst ins Neue Theater eingeladen. Hintergrund ist, dass sich der OB-Kandidat vor kurzem sehr kritisch zum aktuellen Theater-Streit auf seiner Internetseite geäußert hatte. Er argumentierte dort, dass die öffentliche Kritik von Opernintendant Florian Lutz und Schauspielchef Matthias Brenner an TOOH-Geschäftsführer Stefan Rosinski „äußerst befremdlich und schädlich“ für die Bühnen Halle gewesen seien.
Der Aufsichtsrat der TOOH dürfe sich von den künstlerischen Leitern nicht erpressen lassen, sinkende Zuschauerzahlen und eigenmächtige Überschreitungen der Budgets der Intendanten müssten thematisiert werden. Silbersack stellte sich damit hinter Rosinski und schlug zugleich eine Mediation zwischen den Streitparteien als Konfliktlösung vor.
Andreas Silbersack: „Brenner ist ein Glücksfall für Halle“
In der Diskussion mit den Schauspielern ist von dieser harten Linie fast nichts mehr zu spüren. Silbersack betont zwar erneut, dass der Streit nicht in die Öffentlichkeit gehöre, würdigt aber zugleich die künstlerische Arbeit des Hauses, die über ganz Sachsen-Anhalt strahle. „Brenner ist ein Glücksfall für Halle“, sagt Silbersack. Leider fehle es den Hallensern an Wertschätzung für die lokale Kunst- und Kulturlandschaft. Die Politik müsse sich dafür einsetzen, diese wieder aufzubauen. „Denn um Wertschätzung geht es auch bei diesem Streit“, sagt Silbersack.
Ob der Konflikt mit einer strukturellen Veränderung gelöst werden kann - entweder den Intendanten oder dem Geschäftsführer mehr Macht zu geben - will er nicht beurteilen. „Wichtig ist, dass sich die Struktur dem Inhalte anpasst und nicht umgekehrt“, so Silbersack. Ein Schauspieler will wissen, ob der FDP-Politiker personelle Konsequenzen befürwortet. Dieser verneint. „Es muss allerdings der Wille da sein, miteinander zu reden und die Probleme gemeinsam zu lösen“, fügt er hinzu.
Am Freitag findet die nächste Sitzung des Aufsichtsrats der TOOH statt
Es ist eine kleine Erleichterung für das Ensemble. Am Freitag findet die nächste Sitzung des Aufsichtsrats der TOOH statt. Dort soll unter anderem diskutiert werden, ob die Verträge von Opernintendant Lutz und Schauspielchef Brenner ab 2021 verlängert werden. Laut Medienberichten soll sich Aufsichtsratsmitglied Ulrike Wünscher (CDU) gegen die Vertragsverlängerung ausgesprochen haben, sie bestätigte das jedoch nicht.
„Wir stehen hinter Matthias Brenner und wollen, dass er unser Chef bleibt“, sagt Ensemblesprecher Matthias Walter. Deshalb sei das Gespräch mit Silbersack wichtig gewesen. „Ich war überrascht, wie offen Herr Silbersack ist“, fügt Walter hinzu. (mz)