Oase für Nackt-Schwärmer
Halle/MZ. - Bei der Bademode wird seit einiger Zeit wieder mehr verhüllt. An Stelle knapper Höschen sind bei Männern Badeshorts und bei Frauen Hotpants und Tankini getreten. Im halleschen Spaßbad Maya mare wird dieser Trend völlig umgedreht - zumindest jeden zweiten Freitagabend im Monat. Dann nämlich ist im Bad FKK angesagt, und die Gäste lassen von 20 bis 1 Uhr die Hüllen fallen.
Gabi Barth und Ehemann Peter aus Halle zählen zu jenen, die das neue Angebot sehr begrüßen. "Wir haben überhaupt kein Problem mit dem Nacktsein, wir finden das schön." Dabei tummeln sich die Eheleute - wie sie die Natur geschaffen hat - im Strömungsbecken "Lazy River". Der 48-jährige Peter Barth erzählt, dass er seit Jahren in Briefen an die Maya-mare-Leitung fürs FKK-Baden geworben habe.
Bloße Haut am Wellenbecken, nackte Menschen im Whirlpool - das ist beinahe eine Wiedersehens-Veranstaltung. Eine Oase für Leute, die schon zu DDR-Zeiten der weit verbreiteten "freien Körperkultur" frönten.
Neben dem Ehepaar Barth zählt Ramona Kuban aus Leipzig dazu. Die 44-Jährige ist gerade mit Tochter Henrike aus der Sauna herüber an die Becken gekommen, in denen sonst Badekleidung Pflicht ist. "Wir sind FKK-Fans. Sonst sind wir an der Ostsee oder am Saale-Elster-Kanal. In geschlossenen Räumen haben wir das noch nicht gemacht", sagt die Mutter schmunzelnd. Die Leipzigerinnen sind wie viele Gäste dieses Abends eigentlich zum Saunieren nach Beesen gekommen. Für sie ist das FKK-Baden ein positiver Nebeneffekt.
Nun ist es noch nicht so, dass beim abendlichen FKK die Becken überfüllt und die Liegestühle alle besetzt sind. Die Gäste verteilen sich in der großen Halle. Rettungsschwimmer Philipp Rosch und Alexander Mayer (beide bekleidet) haben einen ruhigen Dienst.
Saunagäste sind auch die Haupt-Zielgruppe der neuen Freizügigkeit. Offenbar hat das Maya mare damit den richtigen Nerv getroffen: Wie die stellvertretende Betriebsleiterin, Daniela Andreas, sagt, sind an den ersten beiden FKK-Abenden immerhin 25 Prozent mehr Besucher gezählt worden. Genauer will sie aber nicht werden.
René Schuchardt und seine Freunde haben beschlossen, ihren gemeinsamen monatlichen Saunabesuch nun auf den FKK-Freitag zu legen. "Sehr gut, dass man auf diese Weise auch gleich ins Bad gehen kann", meint der 31-jährige Schuchardt und sieht in erster Linie praktische Vorteile. "Als Saunagast vergisst man ja doch immer mal die Badehose." Er und Kumpel Sven Victor (36) sitzen entspannt im Bad-Restaurant und trinken Bier. "Erst Sauna, dann ins Wellenbad und wieder in die Sauna - das ist eine angenehme Mischung", findet Victor.
Im Adamskostüm ins Restaurant zu gehen, ist freilich nicht gestattet. Dennoch lohnt sich ein Besuch für die "Nackt"-Schwärmer. Denn das etwas erlesenere Menü, das sonst nur im Saunabereich angeboten wird, ist an den FKK-Abenden auch im Bad zu haben. Vize-Küchenchef Patrick Wengoborski empfiehlt heute Entenkeule oder einen italienischen Käseteller.
Auf die nicht ganz ernst gemeinte Frage, ob denn die Kleiderordnung seiner Kollegen der der Badegäste noch angepasst werden soll, kommt das entschiedene Nein des 37-jährigen Kochs. "Neben der Hygiene sprechen vor allem Arbeitsschutzgründe dagegen."
Weitere Infos unter Telefon 0345/77 420