NT-Chef-Komödiantin Danne Suckel NT-Chef-Komödiantin Danne Suckel: "War das jetzt schon der Tod?"
Die Prognosen in Sachen Happy End stehen diesmal nicht allzu günstig. Es sei denn man würde das zu erwartende Publikumsinteresse für eine der erfolgreichsten Boulevard-Komödien überhaupt als ein solches betrachten. Dann freilich kann sich das Neue Theater schon jetzt zu seiner Entscheidung für das über 30 Jahre alte Stück „Der nackte Wahnsinn“ des Briten Michael Frayn beglückwünschen.
Schließlich ist es ein Lustspiel, mit dem sich das Theater mal auf ganz hemmungslose Weise selber auf die Schippe nimmt - und sich zugleich feiert, indem es den darstellerischen Talenten seiner Akteure jede nur erdenkliche Entfaltungsmöglichkeit bietet.
In Halle hat es - nach einer krankheitsbedingten Verzögerung - nun endlich mal wieder Premiere: am Donnerstag und diesmal in der Regie von Henriette Hörnigk. Und natürlich mit einer Star-Besetzung des Hauses - unter anderem mit Bettina Schneider, Petra Ehlert, Andreas Range, Peter W. Bachmann und Harald Höbinger. Und selbstredend darf bei diesem Stück auch die Chef-Komödiantin der halleschen Kulturinsel, Danne Suckel, nicht fehlen. In der Rolle einer Haushälterin (und der Schauspielerin, die diese Haushälterin spielt) ist sie quasi der Mittelpunkt all der Turbulenzen, die sich um das Zusammenspiel einer reisenden Theatertruppe drehen.
Höchst raffiniert
Die einfach klingende, aber höchst raffiniert und verzwickt gestrickte Handlung rankt sich um Generalprobe, Premiere und eine nahezu hundertste Vorstellung, die die besagte Truppe mit einem nicht allzu anspruchsvollen Lustspiel auf die Bühne bringt. Wobei man die Generalprobe und die Hundertste aus der normalen Theaterpublikumsperspektive, die Premiere dagegen von der Hinter-Bühnen-Perspektive aus zu sehen bekommt - allerdings jeweils nur den ersten Akt. Was aber völlig ausreicht, um das gesamte haarsträubende Beziehungskisten-Geflecht zwischen den Mitgliedern der Wandertruppe vorzuführen und eskalieren zu lassen.
Für Danne Suckel ist es eine weitere Traumrolle - in einem Stück, das sie als „schöne Metapher für das Leben“ betrachtet: „Auch wenn alles zusammenbricht“, werde ja „trotzdem immer weiter gespielt“, sagt die Vollblutschauspielerin nicht nur mit Blick auf ihren Berufsstand - aber eben auch auf diesen! Und natürlich gelte das insbesondere für jene Vorstellungen, bei denen mal „der Wurm drin“ ist: Ob bei der Truppe oder bei einem selber. Danne Suckel erinnert sich an einen kleinen Monolog, den sie in „Dantons Tod“ drei mal fast in identischem Wortlaut zu spielen hatte - beim dritten Mal quasi schon postmortal.
„War das jetzt schon der Tod“
Wobei ihr aber eines Abends mal nicht mehr klar gewesen sei, ob sie schon bei jenem dritten Mal angelangt ist: „War das jetzt schon der Tod“, habe sie sich da unwillkürlich gefragt - aber niemand habe ihr helfen können. Um Situationen dieser Art und damit um den gleichzeitigen Reiz und Schrecken solcher Live-Momente geht es im „Nackten Wahnsinn“ fast ununterbrochen.
Doch Danne Suckel - übrigens die Tochter von Fernsehstar Uta Schorn („In aller Freundschaft“) - ist mit ihrer spielerischen Art, ihrer Spontanität, Ausdrucksstärke und Improvisationsgabe gerade immer dann voll in ihrem Element. Unvergessen für Halles Theaterfreunde sind etwa ihre Komödien-Einsätze in „Das Haus von Montevideo“ an der Seite von Herbert Fritsch und in dem Stück „Pension Schöller“. Oder, um auch von Ernsterem zu reden, ihre Hauptrolle in „Endstation Sehnsucht“.
Doch - letzte Frage - mit Blick auf die Grade des Theaterwahnsinns: Wann sind die Schauspieler denn in der Regel am Besten drauf? „Meistens doch bei der Premiere“, sagt Danne Suckel - denn, so ergänzt sie geheimnisvoll: „Dann wirken ganz besondere Kräfte!“ (mz)