Nominiert für Bürgerpreis Nominiert für Bürgerpreis: Ehrenamtliche besucht Senioren gegen deren Einsamkeit

Halle (Saale) - Christiane Dünnhaupt weiß, was Einsamkeit bedeutet: Seit vier Jahren besucht sie regelmäßig Senioren, die keine Verwandten in der Region haben, alleine leben und nur selten vor die Tür kommen. „Ich habe mich für dieses Ehrenamt entschieden, weil ich es schlimm finde, wenn ältere Leute keinen Kontakt haben“, so die 67-Jährige.
Seniorenbesuchsdienst: Rentnerin besucht Ältere im Kampf gegen die Einsamkeit
Die Rentnerin, die bis 2006 als Hauptbuchhalterin tätig war, wollte nach dem Berufsleben unbedingt eine freiwillige Aufgabe übernehmen. „Ich habe mich damals im Stadthaus bei einer Veranstaltung der Freiwilligenagentur informiert“, berichtet sie - und dabei sofort das Richtige gefunden. „Ein bisschen frischen Wind reinbringen“, das war ihr Motto beim Start für den Seniorenbesuchsdienst „Klingelzeichen“.
Mittlerweile ist es die dritte ältere Dame, die sie zu Spaziergängen einlädt, mit der sie Gespräche führt oder Kreuzworträtsel löst. Eben genau das, was die Senioren sich wünschen. Zwei der Damen seien jedoch bereits verstorben, bedauert sie. Auch die 95-Jährige, die sie nun bereits seit drei Jahren besucht, freut sich immer über ihre Besuche.
Gemeinsame Aktivitäten bei Besuchen
Jedoch ist sie derzeit leider gesundheitlich nicht auf der Höhe. Auch eine Kurzzeit-Kulturpatenschaft hatte sie schon mit einer Seniorin: Dabei trifft man sich nur dreimal, um gemeinsam etwas Kulturelles zu unternehmen. „Natürlich ist es eine gewisse Unsicherheit, wenn man sich am Anfang nicht kennt“, sagt Christiane Dünnhaupt.
Aber sie habe immer Glück gehabt, auch wenn die drei Damen ganz unterschiedlich waren, so sei es ihr nie schwergefallen, sich auf sie einzustellen. Bei der Kulturpatenschaft dagegen hatte sich herausgestellt, dass sie zwar ein Stadtteilfest und auch die Neue Residenz gemeinsam besucht haben - aber beispielsweise keinen Kinofilm gefunden haben, der beide interessiert.
Ab sofort und bis zum 7. Februar 2020 können MZ-Leser Ehrenamtliche aus Halle und dem Saalekreis für den Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ vorschlagen. Möglich ist es, Einzelpersonen, aber auch ganze Gruppen oder Vereine vorzuschlagen. Selbstnominierungen sind nicht zulässig. Eine Jury entscheidet, wer die drei Einzelpreise und die Auszeichnung für eine Gruppe erhält. Die Gala, auf der die Bürgerpreise verliehen werden, ist am 25. April 2020.
Zur Jury gehören neben den Initiatoren des Bürgerpreises, Tilo Schelsky als Geschäftsführer der Mediengruppe Mitteldeutsche Zeitung, Matthias Brenner (Intendant des Neuen Theaters) und Sascha Gläßer und Jan Röder vom Vorstand der Volksbank Halle auch weitere Personen an. Es sind: Mario Schwan, Direktor der Polizeiinspektion Halle; Angela Papenburg, Geschäftsführerin der Günter Papenburg AG; Karen Leonhardt, Geschäftsführerin der Freiwilligenagentur; Willi Frantz, Geschäftsführer der Total-Raffinerie Mitteldeutschland und Hans-Jürgen Kant, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Halle-Saalkreis.
Vorschläge sind möglich auf der Internet-Sonderseite der Mitteldeutschen Zeitung unter www.mz.de/esel oder an die E-Mail-Adresse [email protected] oder per Brief an Saalekurier, Delitzscher Straße 65, 06112 Halle. Erforderlich sind Angaben zur nominierten Person, deren Ehrenamt und deren vollständige Kontaktdaten, ebenso die Kontaktdaten des Einsenders.
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Koordinatoren schauen vorab, welcher Ehrenamtliche zu welchem Senior passt
Das macht der Freiwilligen jedoch nichts aus: „Ich werde sie trotzdem anrufen und fragen, wie es ihr geht.“ Und auch mit ihr weitere Treffen ausmachen, wenn es die Dame wünscht. Dafür, dass es zwischen den Ehrenamtlichen und den Besuchten klappt, sorgt auch das Team des Seniorenbesuchsdienst.
Die Koordinatoren schauen vorab, welcher Ehrenamtliche zu welchem Senior passt. Darüber hinaus gibt es auch Austauschtreffen für die Ehrenamtlichen, Schulungen zu Themen wie Trauer oder Demenz und auch gemeinsame Ausflüge mit den Senioren.
Rentnerin, die Senioren gegen Einsamkeit besucht für Bürgerpreis nominiert
„Wir haben derzeit 76 Aktive im Seniorenbesuchsdienst“, freut sich Projektleiterin Melanie Holtemöller von der Freiwilligenagentur. Darunter seien neben Studenten auch Berufstätige und Rentner. Das seien deutlich mehr als noch vor zwei Jahren, wo es ungefähr 50 Ehrenamtliche gab, so die Koordinatorin.
Für den Zuwachs sorgte auch die Auszeichnung „Der Esel, der auf Rosen geht“, den das Team des Besuchsdienstes 2018 erhalten hatte. Jedoch: Aktuell werden weitere Freiwillige vor allem für den Bereich Südstadt gesucht. Dagegen fehlt es im Norden der Stadt an Senioren, die Besuche wünschen.
Gerade die Kulturpatenschaften mit drei Terminen seien eine gute Gelegenheit, „einmal über den Tellerrand zu schauen“, sagt Melanie Holtemöller. So könnten Ehrenamtliche auf diesem niederschwelligen Weg Kontakt in andere Kreise als die gewohnten bekommen: zu Behinderten, Migranten, zu Alten oder Jungen, wie es heißt.
››Mehr Informationen zu dem Angebot sind zu finden unter www.klingelzeichen.info (mz)