Nicht nur Jubel beim Fest
Halle/MZ. - Christine Radig von der Arge Halle nannte erschreckende Zahlen: Rund 40 Prozent der Kinder unter 14 Jahren in Halle leben vom Sozialgeld. Im Stadtteil Silberhöhe erhalten aktuell 33 Prozent der Einwohner Hartz IV, in Neustadt 28 Prozent.
Was kann man tun, um Kindern arbeitsloser Eltern Perspektiven für ihre Zukunft zu geben, war die Fragestellung der Tagung. Vor allem, gerade Kindern im sozialen Abseits bessere Bildungschancen bereits ab dem Kindergartenalter zu geben, waren sich die Teilnehmer einig. Auch die Pflicht der Eltern, die Kinder für die Schule ordnungsgemäß auszustatten, müsse stärker eingeklagt werden, sagte Andreas Riethmüller, Leiter der Abteilung Schule im Landesverwaltungsamt.
Für eine stärkere Vernetzung der Hilfsangebote setzte sich Jugendamtsleiter Lothar Rochau ein: Dies geschehe bereits bei Quartiersrundgängen durch Halle, wo Vertreter des Jugendamtes, der Schulen, der Wohnungsgesellschaften und andere gemeinsam Straßenzüge in Halle besuchen und Defizite und Chancen für Familien im konkreten Umfeld bearbeiten.
"Die Probleme müssen in ihrer Vielschichtigkeit beraten werden, auch über Trägergrenzen hinaus", forderte Johannes Spenn, Referent der Diakonie Mitteldeutschlands. Eine Zusammenarbeit müsse auch zwischen den unterschiedlichen Beratungsstellen von der Schuldnerberatung bis zur Suchtberatung geschehen, die dann einen gemeinsamen Hilfeplan erstellen könnten.
Die Vernetzung von Arbeitsmarktpolitik und den Wirtschaftsunternehmen wünschte sich Johannes Krause, Arge-Aufsichtsratsvorsitzender und DGB-Vorsitzender. Da nur noch zehn Prozent aller Beschäftigten eine sozialversicherungspflichtige Vollzeitarbeitsstelle mit Tariflohn haben, mache sich Depression breit. "Wir nehmen hier in Kauf, dass gute Arbeit schlecht bezahlt wird", sagte er. Das Ergebnis: Viele Leistungsträger wandern ab. Soziale Unsicherheit hier führe zu innerer Emigration. "Diese Menschen kämpfen nicht dafür, dass es den Kindern besser geht", betonte Krause.