Neuregelung im Handel Neuregelung im Handel: Große Rabatte bleiben Seltenheit
Halle/MZ. - Im August wird das seit70 Jahren geltende Rabattgesetz fallen - dashat der Bundestag beschlossen. Viele Kundenhoffen auf kräftige Preisnachlässe und erfolgreichesFeilschen mit dem Verkäufer. Denn die bishergeltende Rabattgrenze von drei Prozent istdann Vergangenheit. Die halleschen Händlerbereiten sich derzeit auf die neue Marktsituationvor. Doch Zustände wie auf einem Basar, sodie einhellige Meinung, soll es auch künftignicht geben.
"Bei einem Stück Kuchen verhandele ich nichtüber den Preis", sagt Konditor Hans-JoachimFritze aus der Leipziger Straße. Er könneaber für eine Sorte ein Tagesangebot machen."Doch wenn bei normalen Alltagsdingen jederfeilscht, führt das zum Chaos", glaubt er.Das sei bei Großanschaffungen anders. LotharGedecke, Inhaber eines Fernsehgeschäfts imSteinweg, glaubt, dass sich wenig ändern wird."Wer plötzlich Riesen-Rabatte geben kann,hat die Kunden früher betrogen." Doch wiemacht er das Kunden klar, die handeln wollen?"Wenn man es ihnen erklärt, verstehen siedas auch."
Mit einer Tasse Tee will Heike Kuropka ausdem Teekontor in der Reilstraße Schnäppchenjägerbesänftigen. Kleine Rabatte könne sie sichvorstellen. "Zum Beispiel, wenn jemand einTeeservice kauft." Doch das hänge von derWare ab. Bei einem Päckchen Tee könne sienicht noch Rabatt geben. Doch habe sie meistProben da. "Wie kleine Unternehmen das handhabensollen, ist mir ein Rätsel", sagt BarbaraSchwalke von der Blumenboutique in der EislebenerStraße. "Wir müssen uns eh' strecken, um diePreise zu halten. Aber wenn jemand 50 Rosenkauft, kann ich schon Rabatt geben."
Auf Kundenbindung setzt Friseur Jens Koegelaus der Händelpassage. Durch seinen Treuebonussparen Stammkunden knapp sechs Prozent. "Dasbehalten wir bei." Mehr Möglichkeiten habeer im Gutschein- und Werbebereich. Für DetlefGroßwendt vom Fotogeschäft in der Großen Ulrichstraßewird jetzt das Gesetz der Realität angepasst.Pfiffige Kunden würden schon lange vergleichenund handeln. "Wir zeigen dann schon mal dieKalkulation, setzen aber vor allem auf Serviceund Beratung."
Für den Chef des Verbands der Kaufleute, SiegfriedMahlert, ist das keine Überraschung. "Nachlässevon 30 Prozent sind nicht machbar", dämpfter die Erwartungen. Gerade in Kaufhäusernkönnten Verkäuferinnen darüber kaum entscheiden."Dort wird es eher um Rabatte durch die gesammeltenPunkte auf Kundenkarten gehen." In Fachgeschäftendagegen gebe es die Chance, über Erwartungendes Kunden zu reden und Treue individuellzu belohnen. "Doch generell gilt: Die Gewinnspannensind so niedrig, dass Händler wenig Spielraumhaben", so Mahlert. Die Gefahr so genannterMondpreise - das Hochsetzen des Preises, umdann Rabatt zu geben - sieht er kaum. "Dashätte wenig Chancen, denn die Kunden vergleichenja die Angebote."
"Wir werden weiterhin Festpreise haben", versichertKarstadts Personalleiter Ralf Donk. Eine Basarstimmungwerde es nicht geben. Man setze auf Sonderaktionenoder kleine Beigaben - zum Beispiel eine Krawatte,wenn jemand Anzug und Hemd kauft. Die Verkäuferinnensollen jedoch geschult werden, wie sie aufKundenforderungen reagieren. "Ein Endpreisfür alle" heißt es bei Wöhrl. "Wir wollennicht aufschlagen, um Rabatt zu geben", soGeschäftsleiterin Eike Wege.
Kaufhof-Chef Dieter Berndt, zugleich Vorsitzenderder City-Gemeinschaft, meint: "Das Gesetzgibt Händlern mehr Freiraum." Doch lasse erKunden nicht mit Mitarbeitern feilschen. InDeutschland herrsche Europas härtester Preiskampf."Die Gewinnspannen sind so knapp, da ist nichtviel drin", so Berndt. Er setze auf Sonderaktionen.Gewinner der Neuregelung seien eher kleineGeschäfte, die individuell reagieren könnten.