Neuheit Neuheit: Öko-Mobil «Made in Halle»
HALLE/MZ. - Psst... Geheimhaltung ist eines der obersten Prinzipien der Autoindustrie, wenn es um die Entwicklung von Prototypen geht. In Halle ist das nicht anders. Hölzer, Feilen, Spannzwingen - alles riecht nach Schreinerei. Und keiner käme darauf, dass im Herzen der halleschen Kunsthochschule Burg Giebichenstein eine Fahrzeugschmiede existiert. Im "Saalewürfel" am Neuwerk entwickeln Studenten aus Halle, von der Hochschule Merseburg (FH) und der Technischen Universität Chemnitz (TU) ein ökologisches Fahrzeug aus Naturmaterialien.
Spritsparend, umweltverträglich, und ästhetisch lauten die Vorgaben. Die Tüftler stehen in den Startlöchern - die letzten Arbeiten laufen. Ihr Prototyp "Nios" soll erstmals vom 10. bis 18. April auf der Internationalen Automobilausstellung AMI in Leipzig zu sehen sein.
Wie Betriebswirtschaftler Julian Ziege erklärt, hätten sich vor vier Jahren Merseburger Hochschüler gefunden, um an den jährlichen "Shell Eco-Marathons" teilzunehmen. Grundgedanke dieses Wettbewerbs sei es, ein Fahrzeug so zu konstruieren, dass es mit einem Liter Kraftstoff die größtmögliche Entfernung zurücklegt, erklärt der 27-Jährige. Ein Jahr später gründete Ziege dann mit Burg-Studenten das Team "ecoemotion".
Nun gehe es darum, eine Karosserie aus nachwachsenden Rohstoffen zu realisieren. "Es macht umwelttechnisch keinen Sinn, nur auf den Kraftstoffverbrauch zu achten", sagt Ziege. Man müsse auch auf die Energiebilanzen bei der Auto-Herstellung schauen, wo Unmengen an Kohlendioxid anfielen.
Zur Schöpfung von Nios holten sich die Hallenser und Merseburger Verstärkung aus Sachsen. Maschinenbaustudenten von der TU Chemnitz schlossen sich dem Fahrzeug-Projekt "hydrokultur" an. "Aufgabe der Chemnitzer war es, für den Nios ein passendes Antriebsaggregat zu entwickeln", erklärt Designstudent Paul Stawenow. Mit einer Wasserstoff-Brennstoffzelle samt Elektromotor ausgerüstet, soll der Flitzer später eine Fahrstrecke von rund 500 Kilometern schaffen. Das setzt voraus, dass der Nios superleicht ist. "Unser Ziel sind 160 Kilogramm. Das ist weniger als manches Motorrad", sagt Stawenow.
Demzufolge wurden Holz, Pappen, Baumwoll-Laminate und Aluminium als Materialien verwendet. Kernelement von Nios ist eine Holzrahmen-Konstruktion, wobei das Augenmerk hier auf zwei Holzellipsen liegt, die aus Eschefurnier gewickelt sind. "Für Stabilität sorgt ein Leiterrahmen aus Aluminium", so Stawenow, der hervorhebt, dass das Fraunhofer-Institut aus Halle (IWM) entsprechende Materialtests durchgeführt habe. Zudem erhalte das Fahrzeug, das für zwei Personen ausgelegt ist, superleichte Sitze aus Pappwaben-Kern, Felgen aus Basaltfaser und eine Kunststoffverglasung. Der Nios werde von Sponsoren finanziert, etliche Kosten von Industriepartnern der Hochschulen getragen, erklärt Ziege.
Das Ökofahrzeug wird auf der AMI in Halle 3 am Stand D 42 zu sehen sein.