Neues Carsharing-Modell Neues Carsharing-Modell: Warum "Free-Floating" in Halle immer beliebter wird

Halle (Saale) - Autos in Halle für ein paar Stunden oder Tage ausleihen, das funktioniert schon seit Jahren. „Carsharing“ nennt sich das System, das es zum Beispiel Menschen ohne Auto erlaubt, trotzdem mobil zu sein, wenn es mit Bus und Bahn mal nicht weitergeht. Sie können sich ein Fahrzeug an einer Carsharing-Station ausleihen und es wieder dorthin zurückbringen, wenn sie es nicht mehr brauchen.
„Free-Floating“ in Halle (Saale): Nutzer können Autos überall abstellen, wo sie wollen
Doch seit knapp zwei Jahren wird ein anderes System in Halle immer beliebter: das sogenannte Free-Floating, zu deutsch etwa frei zirkulierend oder schwebend. Die Autos sind nicht mehr stationsgebunden, sondern stehen überall in der Stadt auf der Straße - mal hier, mal dort.
Nutzer können sich ein Fahrzeug in ihrer Nähe mieten, damit fahren und es abstellen, wo sie wollen. Fast wie ein Taxi, nur dass sie selbst fahren. Anbieter dieses Systems ist „Jez-Mobil“, ein Unternehmen, das aus dem Umfeld der PS Union in Halle-Neustadt entstanden ist. Nach eigenen Angaben ist es der einzige Anbieter des flexiblen Modells in Halle.
„Free-Floating“ in Halle (Saale): Trotzdem gibt es begrenzte Abstellzonen
Derzeit stehen in der Stadt zehn sogenannte Free-Floater, also Autos ohne festen Standort, zur Verfügung. Eine kleine Einschränkung gibt es zwar: Die Autos dürfen nur innerhalb einer bestimmten Zone abgestellt werden. Bis nach Italien fahren und das Fahrzeug dort stehenlassen, das klappt also nicht.
Die Zone, innerhalb derer die Autos gemietet und wieder abgestellt werden dürfen, wurde zuletzt erweitert. Zunächst umfasste sie nur die Umweltzone in Halles Innenstadt. „Inzwischen wird sie im Süden durch die Robert-Koch-Straße, im Osten durch die Grenzstraße, im Norden durch den Bereich über dem Paulusviertel und dem Zoo und im Westen durch die Blücherstraße begrenzt“, sagt Marcel Greiner, Geschäftsführer von Jez-Mobil.
Sollten sich zu viele Autos in einer Ecke der Statt ansammeln, fahren Mitarbeiter sie wieder in andere Viertel.
„Free-Floating“ in Halle (Saale): Auto finden und Öffnen funktioniert per App
Über eine App haben Nutzer einen Überblick, wo sich die Fahrzeuge gerade befinden und ob sie noch frei sind. Ebenfalls über die App können sie auch gebucht und sogar geöffnet werden. Denn der Zündschlüssel befindet sich im Handschuhfach. Diebe haben laut Marcel Greiner trotzdem keine Chance.
„Mit dem Auto kann bei einem Einbruch nicht losgefahren werden“, sagt er. Das Auto lasse sich nur starten, wenn ein registrierter Nutzer hinter dem Lenkrad sitze. Wem die Bedienung per App zu kompliziert ist, der kann die Fahrzeuge auch mit seinem Führerschein öffnen und starten.
Im Kundencenter der Stadtwerke, die mit Jez-Mobil kooperieren, wird Nutzern ein kleiner Aufkleber mit Chip auf den Führerschein geklebt. Der öffnet das Auto bei Bedarf, genauso wie die App.
„Free-Floating“ in Halle (Saale): Keine Grundgebühr, keine Kaution
Die Bezahlung ähnelt der anderer Carsharing-Anbieter - mit einem Unterschied: „Bei uns gilt die Leitlinie, es darf nur das etwas kosten, das man auch nutzt“, so Greiner. Deshalb gebe es bei Jez-Mobil auch keine monatliche oder jährliche Grundgebühr und keine Kaution. Nutzer zahlen bei der Anmeldung einmalig 19 Euro und ab dann nur noch pro Stunde und Kilometer.
Das günstigste Fahrzeug, einen Peugeot 108 gibt es für einen Euro pro Stunde und höchstens 25 Cent pro Kilometer. Transporter kosten zwei Euro die Stunde und 35 Cent pro Kilometer. Tanken müssen die Nutzer übrigens nur, wenn der Tank zu drei Vierteln leer ist. Gratis, mit einer Tankkarte.
Und auch an die Sauberkeit und die Haftung für Schäden ist gedacht. Bevor der Fahrer das Auto startet, wird er von einer elektronischen Stimme gefragt, ob das Auto sauber und ohne Schäden ist. Beulen und Kratzer müssen in ein Bordbuch eingegeben werden. Und wenn zu viele Nutzer hintereinander das Auto als nicht mehr sauber bewerten, wird es vom Unternehmen gereinigt. (mz)