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Neuer Weg auf der Peißnitz Neuer Weg auf der Peißnitz: Gerade erst fertiggestellt, schon gesperrt

Von Steffen Könau 23.04.2016, 16:04

Halle (Saale) - Erst war es ein Bauzaun, der den Bereich des Verkehrsgartens auf der Peißnitzinsel absperrte, während die ehemals geschotterten Wege flutsicher asphaltiert wurden. Doch kaum war der Zaun verschwunden, stand schon ein neuer da: Diesmal zum Schutz der Kinderstadt, die traditionell in diesem Bereich zu Hause ist.

In den vergangenen Jahren kein Problem, denn um zum Naturschutzgebiet auf der Nordspitze der Peißnitz zu gelangen, konnten Spaziergänger und Jogger zwischen Zaun und Parkeisenbahn vorbei auf den Naturlehrpfad direkt am Saaleufer einbiegen. Im Zuge der großflächigen Asphaltierung aber fiel ausgerechnet dieser Weg dem Bagger zum Opfer. Damit Fußgänger künftig auf jeden Fall die mit Fluthilfemitteln neu gebauten Wege nutzen, wurde der bislang existierende Weg weggepflügt und mit Sträuchern bepflanzt. Auch das Andreaskreuz, das Spaziergänger vor der ausfahrenden Parkeisenbahn warnte, ist demontiert und hundert Meter weiter nördlich am Ende eines neuen Stücks Asphaltweges wiederaufgebaut worden.

Nur ist das eben ein Weg, den zumindest in den kommenden hundert Tagen niemand wird gehen können, weil er mitten durch die Kinderstadt führt. „Damit ist der Zugang zur Nordspitze auf dieser Seite nicht mehr möglich“, klagt eine Spaziergängerin.

Ausgerechnet diese Nordspitze, ein seit Anfang der 90er Jahre unter Naturschutz stehendes Gebiet, zieht derzeit vermehrt Neugierige an. Erst in dieser Woche hatten Wissenschaftler des Zentrums für Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig mit Hilfe von Infrarot-Fotos erstmals den Nachweis führen können, dass sich auf der dichtbewachsenen Halbinsel mehrere Biber angesiedelt haben. Das sind seltene und besonders geschützte Tiere, die nach Ansicht von Umweltschützern von den Ausbauplänen der Stadt für den Rundweg um die Nordspitze bedroht werden könnten. Statt des naturbelassenen Pfades an Saale und Wilder Saale entlang soll das Naturschutzgebiet künftig durch einen Schotterweg erschlossen werden. 228 000 Euro aus dem Fluthilfefonds zur Beseitigung von Hochwasserschäden fließen in das Projekt, den existierenden Waldweg, der bisher durch kein Hochwasser nachhaltig geschädigt wurde, mit einer sogenannten wassergebundenen Decke zu befestigen. Dabei handelt es sich um genau die Art halbfesten Schotterweg, der in den letzten Jahren überall auf der Peißnitz durch Asphaltdecken ersetzt worden war, weil jedes Hochwasser Split von der Oberfläche wegspülte und Schwemmsand ablagerte.

Auch wenn die Bauarbeiten „voraussichtlich erst 2017 beginnen können“, wie Bau-Beigeordneter Uwe Stäglin sagt, weil „aus naturschutzrechtlichen Gründen nur in der Zeit vom Anfang Oktober bis Ende Februar“ gebaut werden dürfe, laufen bereits Vorbereitungsarbeiten. Zuletzt wurden mehrere große Bäume abgesperrt und ihr Wurzelbereich ausgegraben.

Dabei handele es sich um Suchschachtungen, so Stadtsprecher Drago Bock. „Es geht darum, den Wurzelverlauf von wegenahen Großbäumen genau zu ermitteln.“ Dies diene als Grundlage für die weitere Planung. Je nach Ergebnis werde der Aufbau der Wegedecke „so angepasst, dass keine Schäden an den Wurzeln entstehen“. Auch der Schutz der neu entdeckten Biber-Familie sei sichergestellt. Uwe Stäglin: „Gegebenenfalls erforderliche Schutzmaßnahmen werden Inhalt des Antrags für den Wegebau sein und mit der Naturschutzbehörde abgestimmt.“

Aktuelle Biberspuren auf der Nordspitze
Aktuelle Biberspuren auf der Nordspitze
Steffen Könau