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Wohnen Neuer Mietspiegel führt zu höheren Kosten: Mieter in Halle müssen mehr bezahlen

Seit Anfang des Jahres gilt der neue Mietspiegel. Für viele Hallenser ist das Wohnen seither teurer geworden. Wie Vermieter die Kostensteigerungen begründen und was der Mieterrat empfiehlt.

Von Denny Kleindienst 12.05.2024, 10:00
In Halle-Neustadt wurden die Mieten Hunderter Wohnungen angepasst.
In Halle-Neustadt wurden die Mieten Hunderter Wohnungen angepasst. Foto: DPA

Halle (Saale)/MZ - Sie habe eine preiswerte Wohnung im Paulusviertel, sagt eine junge Frau der MZ. Doch künftig wird sie mehr zahlen müssen. Die Hallesche Wohnungsgesellschaft (HWG) habe ihre Miete um zwölf Prozent erhöht.

Einer Erhöhung der Nettokaltmiete um ganze 20 Prozent ab 1. Juli soll indes ein Mann zustimmen, der in einer HWG-Wohnung nahe dem Rannischen Platz lebt. Die Kaltmiete seiner Drei-Raum-Wohnung, 1996 kernsaniert, koste nun knapp 100 Euro mehr im Monat und liege damit bei 575 Euro. Ihm sei auch mitgeteilt worden, die HWG könne die Zustimmung einklagen, sollte er nicht zustimmen.

„Gleichzeitig versendet die Wohnungsgesellschaft die Sprechzeiten des Jobcenters sowie der Wohngeldstelle.“ Der Mann schlussfolgert daraus, dass davon ausgegangen werde, dass Mieter in finanzielle Schwierigkeiten kommen.

Erhöhung der bisher sehr niedrigen Mieten

Die HWG versteht die Infos zu Bürgergeld oder Wohngeld als Hilfe im Ernstfall. „Generell sind unsere Verwalterinnen und Verwalter sowie unsere Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter die ersten Ansprechpersonen“, sagt HWG-Sprecher Steffen Schier. Er bestätigt, dass „ein Teil unserer Mieterschaft im April eine Mietanpassung auf Basis des Mietspiegels erhielt“. Für viele der Mieter sei es die erste Mietanpassung dieser Art überhaupt.

In welchem Maß die HWG ihre Mieten erhöht hat? Schier sagt: „Bei Mieten, die deutlich unter der im Mietspiegel ermittelten ortsüblichen Vergleichsmiete lagen, erfolgte eine Anpassung bis zur gesetzlich möglichen Höhe von 20 Prozent. Häufig liegen die neuen Mieten in diesen Fällen immer noch unter den ortsüblichen Vergleichsmieten.“

Mietanpassungen habe es zudem in allen HWG-Beständen im Stadtgebiet gegeben. Laut HWG als größtem städtischen Vermieter sind sie nötig, „um unsere höheren Kosten aufzufangen“. Vor allem die Kosten für Dienst- und Handwerksleistungen sowie Materialpreise seien gestiegen. Aber auch „die Abführungen an unsere Gesellschafterin, die Stadt Halle, spielten eine Rolle“.

Mieterhöhungen bei den meisten Wohnungsunternehmen

Doch nicht allein die städtischen Gesellschaften HWG und GWG, auch die meisten privaten und genossenschaftlichen Vermieter hätten mit dem zum Jahresbeginn eingeführten neuen Mietspiegel ihre Mieten kräftig angehoben, beklagt der Mieterratsverein. Dessen Vorsitzender Peter Scharz beruft sich dabei auf zahlreiche Zuschriften. Scharz akzeptiert Kostensteigerungen in Maßen. In Halle würden sie aber ohne jegliches Augenmaß erfolgen, kritisiert er.

Die GWG Halle-Neustadt hat laut Sprecherin Andrea Drese keine Mieterhöhungen auf Basis des neuen Mietspiegels durchgeführt. Aufgrund von Modernisierungen habe es aber bei rund 300 Mietparteien eine Erhöhung von im Schnitt 38 Cent Euro pro Quadratmeter gegeben.

Bereits letztes Jahr angekündigt und seit Jahresbeginn wirksam seien noch dazu circa 180 Mieterhöhungen, wo zuvor zum überwiegenden Teil weniger als fünf Euro pro Quadratmeter verlangt worden seien. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter betrage bei der GWG in Halle-Neustadt nunmehr 5,58 Euro pro Quadratmeter.

Genossenschaft reizt Potenzial für Mieterhöhungen nicht aus

Grand City Property (GCP) als großer privater Vermieter verweist auf „punktuelle Mietanpassungen“, wie sie auch „alle anderen Wohnungsunternehmen vornehmen“. Für die Mieten des Unternehmens in Halle bilde der qualifizierte Mietspiegel die gesetzliche Berechnungsgrundlage. Weiter erklärt GCP: „Die durchschnittlichen Mietpreise für unsere Wohnungen lagen und liegen im marktüblichen Bereich.“

Die Wohnungsgenossenschaft Freiheit prüft derweil noch Erhöhungspotenziale, um Kostensteigerungen zu kompensieren. Laut dem Vorstandssprecher Dirk Neumann wären sie aber zweifach gedeckelt: Auf höchstens 15 Prozent und maximal 60 Euro mehr pro Monat.

Mieterratschef Peter Scharz ermutigt Mieter indes dazu, Mieterhöhungen nicht einfach hinzunehmen, sondern zu widersprechen. Und Neumieter dazu, über Mietverträge zu verhandeln. Zumal in Halle Tausende Wohnungen leer stünden.