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Neuer Knast-Chef in Halle  Neuer Knast-Chef in Halle : Warten auf den neuen "Superknast"

Von Oliver Müller-Lorey 21.05.2020, 05:00
Thomas Naumann verantwortet seit Jahresbeginn die Leitung der Gefängnisse Roter Ochse und die Nebenstelle in der Frohen Zukunft.
Thomas Naumann verantwortet seit Jahresbeginn die Leitung der Gefängnisse Roter Ochse und die Nebenstelle in der Frohen Zukunft. Silvio Kison

Halle (Saale) - Wenn Thomas Naumann aus seinem Bürofenster blickt, hat er beste Sicht auf die Gefängnismauer. Dann erinnert sich der neue Leiter der Justizvollzugsanstalt Halle (JVA) manchmal an einen Test, mit dem er seine heutigen Angestellten vor ein paar Jahren auf die Probe stellte. „Ich bat einen befreundeten Wissenschaftler, der eine Drohne besaß, mit mir zum Gefängnis zu kommen, mit Hilfe der Drohne ein Päckchen Zucker über die Mauer zu fliegen und es abzuwerfen.“

Die Justizbeamten waren nicht eingeweiht. „Und trotzdem war der erste, der das Päckchen in der Hand hielt, ein Beamter und kein Gefangener. Ich war schon sehr stolz“, sagt Naumann. Das Drohnenerkennungssystem, das die Außenstelle des Gefängnisses in der Frohen Zukunft besitzt, hatte angeschlagen und die vermeintliche Drogenlieferung verhindert.

Seit dem 1. Januar ist Naumann Knast-Chef in Halle

Damals arbeitete der dreifache Familienvater, der erst eine Ausbildung als Elektroinstallateur machte, dann in der Stadtverwaltung Göttingen ein duales Studium absolvierte und nach einem weiteren Jurastudium als Anwalt tätig war, im Magdeburger Justizministerium. Dort war er im Bau- und Liegenschaftswesen sowie für das Referat Sicherheit im Justizvollzug zuständig.

Seit dem 1. Januar ist Naumanns Arbeitsplatz nicht mehr im Magdeburger Justizministerium, sondern abwechselnd im Roten Ochsen und der Frohen Zukunft. Für zwei Jahre ist er als Anstaltsleiter abgeordnet, nachdem sein Vorgänger, Hans-Jürgen Stach in Rente ging. Der Job gefalle ihm gut, weil er so abwechslungsreich sei. „Was im Ministerium in der Theorie und im Groben festgelegt wird, muss ich hier als Anstaltsleiter oft sehr kleinteilig ausführen“, sagt der 49-Jährige.

Hoffen auf den baldigen Baubeginn für Halles neuen „Superknast“

So sei etwa vom Ministerium vorgegeben, wie viele Kalorien das Essen für die Häftlinge pro Woche in Summe haben müsse. Doch was genau gekocht wird, wird vor Ort entschieden. „Ich kann ja nicht einen Tag Wasser und den nächsten Tag Gänsebraten servieren, obwohl ich so auf die Kalorien käme“, sagt er.

Obwohl Naumann derzeit durch das Managen der Corona-Krise voll ausgelastet ist, wird seine Amtszeit von einer anderen Aufgabe geprägt sein: Dem - hoffentlich baldigen - Baubeginn für Halles neuen „Superknast“. Der soll auf dem Gelände der Frohen Zukunft entstehen und dem Betrieb des Roten Ochsen irgendwann ein Ende setzen. „Eigentlich sollte die neue Anstalt 2018 fertig sein“, sagt Naumann. Der Termin wurde nicht eingehalten.

„Ab 2025 ist eine Doppelbelegung der Hafträume verboten.“

Beim nächsten dürfe das nicht passieren. „Denn ab 2025 ist eine Doppelbelegung der Hafträume verboten.“ Weil eine Einzelhaft für jeden Gefangenen aber derzeit nicht möglich sei, müsse die neue Anstalt bis zu diesem Stichtag fertig werden. Sonst könnten die Gefangenen Schadenersatz geltend machen.

Auch die Bausubstanz in beiden JVA sei zum Teil nicht mehr gut. Während in der Frohen Zukunft jetzt noch der Brandschutz erneuert werden muss, obwohl die Gebäude sowieso bald abgerissen werden, gibt es im historischen Roten Ochsen ein anderes Problem. „Die Beamten können sich den Zellen nicht nähern, etwa für eine Durchsuchung zur Unzeit, ohne dass die Gefangenen sie hören. Der Boden knarzt. Wir haben sogar schon Beamte auf Socken losgeschickt.“ Zeit für den Neubau werde es also. „Ich glaube auch, dass der Termin noch zu halten ist.“ (mz)