Neuer Hafen für "Elfe" und "Stadt Halle" Neuer Hafen für "Elfe" und "Stadt Halle": Schiffseigner Ruwolt kauft Reederei Riedel
Halle (Saale) - Erleichterung. Das sei es, was er nun spüre, gibt Bernhard Freise ganz unumwunden zu. Es ist ein Schlussstrich, den der Geschäftsführer der insolventen Reederei Riedel nun endlich ziehen kann - und muss. Seine beiden Schiffe, die „Elfe“ und die „Stadt Halle“, lagen seit der Pleite vor vier Jahren fast ungenutzt am Riveufer. Nun sind sie verkauft an einen ehemaligen Mitbewerber: Rüdiger Ruwolt.
Zeit des Bangens zu Ende: Entsorgungsfirma übernimmt Reederei
Für Freise endet damit ein Auf und Ab der Gefühle, denn die Schiffe, mit denen er seit 2002 auf der Saale unterwegs war, bedeuten ihm viel. Immer wieder soll ein Verkauf fast geglückt - und letzten Endes doch gescheitert sein. Als er im Frühjahr 2018 - wie er sagt - von der Insolvenzverwalterin ein Fahrverbot bekommen hatte, brach eine Welt zusammen. „Dieser Ostersonntag war der erste seit 17 Jahren, den ich zu Hause verbracht habe. Es war ein ganz komisches Gefühl“, sagte er damals der MZ.
Doch nun hat die Zeit des Bangens ein Ende. Wie Rüdiger Ruwolt, der Eigner der MS Händel II, der MZ bestätigt, ist er der bis dato anonyme Käufer der beiden Schiffe. Die für die Reederei Riedel zuständige Insolvenzverwalterin Constance Rothamel hatte am Mittwochabend über den nach vier Jahren endlich geglückten Verkauf informiert, den neuen Eigentümer aber geheim gehalten. „Es war sehr schwierig, einen Käufer zu finden. Wir wollten Schiffe und Anleger in einem Paket verkaufen“, sagt Rothamel.
Entsorgungsfirma Ruwolt will Fahrten nach Merseburg anbieten
Dabei habe man einerseits einen hohen Preis erzielen wollen, um die Gläubiger zu bedienen - was nun größtenteils gelungen sei. Andererseits habe es ihr am Herzen gelegen, einen Käufer zu finden, der nicht nur den Booten, sondern auch Freise eine Perspektive bietet. Das ist nun ganz offenbar gelungen. Mit der „Elfe“ will Ruwolt realisieren, was er vor zwei Wochen schon angekündigt hatte: Fahrten nach Merseburg.
„Das Schiff eignet sich wegen seiner Größe gut dafür. 50 Plätze müssten dort schon sein“, sagt er. Seinem ehemaligen Konkurrenten Freise will er einen Arbeitsvertrag anbieten. „Es ist geplant, dass er bei uns in beratender Funktion angestellt wird.“
Boote der Reederei Riedel werden überholt
Was mit dem anderen Boot, der „Stadt Halle“, geschehen soll, stehe noch nicht fest. Verschrottet werde aber keines der Boote, verspricht Ruwolt. Gleichwohl müsse man in beide eine Menge Arbeit stecken. „Die ’Elfe’ muss in die Werft und hat eine lange Mängelliste. Das sind zum großen Teil technische Sachen“, sagt er. Außerdem müsse man die Fahrgastschiffe, denen man ihr Alter ansehe, auch optisch auf Vordermann bringen.
Bis es mit den Ausflügen nach Merseburg losgeht, wird es also noch eine ganze Zeit dauern. „Aber Anfang nächsten Jahres könnte es soweit sein“, sagt Ruwolt. Die Stege, die er miterworben hat, will er zum Teil an Gastlieger vermieten, etwa während des Laternenfestes. Bernhard Freise indes freut sich, dass es für ihn wieder auf der Saale weitergehen könnte. „Natürlich habe ich an den Schiffen gehangen, aber jetzt weiß ich, woran ich bin“, sagt er. „Und für Halle und die Hallenser freue ich mich, dass sie wieder in Fahrt kommen.“ (mz)