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Neue Wohnungen in Halle Neue Wohnungen in Halle: Nichtraucher im Schwalbenweg unter sich

Von Michael Falgowski 28.05.2014, 19:54
Im Schwalbenweg an der Elsa-Brändström-Straße werden die ersten beiden Nichtraucher-Mietshäuser Deutschlands gebaut.
Im Schwalbenweg an der Elsa-Brändström-Straße werden die ersten beiden Nichtraucher-Mietshäuser Deutschlands gebaut. WG Halle-Süd Lizenz

HALLE (SAALE)/MZ - Mitte Juni setzt die Wohnungsgenossenschaft (WG) Halle-Süd an der Elsa-Brändström-Straße den ersten Spatenstich für den Bau von zwei neuen Mietshäusern. Bis Anfang 2016 entstehen 33 neue Wohnungen. Immerhin 5,3 Millionen Euro werden in die kleine Anlage „Schwalbennest“ investiert. Was für die Genossenschaft mit rund 500 Mietern eine gewaltige Investition ist. Doch für Aufsehen sorgt etwas ganz anderes: Die beiden Mietshäuser sind wohl die ersten in Deutschland, in denen das Rauchen verboten ist.

„In unseren beiden ,Schwalbennestern‘ sollen Alt und Jung zusammen wohnen, Menschen mit und ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen, Menschen, die aber eins gemeinsam haben: Sie sind Nichtraucher“, sagt Martina Beßler, die Vorstandsvorsitzende der WG Halle-Süd.

Für Siegfried Ermer, Vereinsvorsitzender von „Pro Rauchfrei“ und ein bekennender militanter Nichtraucher, ist das Vorhaben in Halle ein mutiger Schritt. „Ich habe in den vergangenen Jahren bei vielen Wohnungsunternehmen vergeblich angefragt, ob man so etwas nicht probieren könnte.“ Damit zeige man allen kommunalen Vermietern, wie sie das wachsende Bedürfnis nach rauchfreien Mietwohnungen umsetzen können“, sagt Ermer.

Vor fünf Jahren sei man auf die WG in Halle aufmerksam geworden, weil das kleine Unternehmen einen ersten Preis im Wettbewerb der Bundesregierung „Unser Betrieb macht rauchfrei“ erhalten hat. Zwei Mitarbeiter seien damals überzeugt worden, das Rauchen aufzugeben - mit Obstkörben und gemeinsamen sportlichen Veranstaltungen beispielsweise, erinnert sich lachend WG-Prokuristin Susanne Rackwitz. „Ich bin gar keine krasse Raucher-Hasserin“, versichert die Wohnungswirtschaftlerin. Doch die Auszeichnung sei der Auslöser gewesen, nach weiteren Projekten für Gesundheitsförderung und Nichtraucherschutz zu suchen. Vor allem aber habe man bei den Genossenschaftsmitgliedern einen wachsenden Bedarf an einer Nichtraucher-Nachbarschaft festgestellt: „Eine Umfrage unter den Mietern vor drei Jahren hat ergeben, dass 80 Prozent das Rauchen, auch von Gästen, in der Wohnung und auf dem Balkon ablehnen. Und 86 Prozent der Befragten waren Nichtraucher.“ Deshalb habe man sich entschlossen, das Projekt „Rauchfreiheit“ anzugehen. Da in einem bestehenden Mietverhältnis der Nichtraucherschutz nicht zu gewährleisten sei, wenn nicht alle betroffenen Mieter einverstanden sind, würden sich die beiden neuen Häuser im Schwalbenweg ganz besonders für eine Neuanfang eignen.

Dennoch bleiben Zweifel. Auch angesichts der aktuellen Rechtsprechung: Ein Rauchverbot in der Wohnung, das gilt bisher meist als ein Eingriff in die Persönlichkeitsrechte. In anderen Wohnungsunternehmen wird das Projekt denn auch eher kritisch gesehen. „Wir halten das mietrechtlich nicht für durchsetzbar“, sagt Doris Henning, Sprecherin der kommunalen GWG. Auch HWG-Sprecher Steffen Schier sieht ein Rauchverbot skeptisch. „Das habe wir noch gar nicht diskutiert. Es handelt sich um einen Teil der Wohnung, der privat bleiben sollte.“