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Neue Residenz Neue Residenz: Warum das Denkmal in Halle Zukunft braucht

Von Detlef Färber 18.07.2019, 04:00
Pure Idylle und ein Ort der Stille mitten im Großstadtgetümmel: Doch mittelfristig ist ungewiss, wie es mit dem „Musenhof“ weitergeht.
Pure Idylle und ein Ort der Stille mitten im Großstadtgetümmel: Doch mittelfristig ist ungewiss, wie es mit dem „Musenhof“ weitergeht. Lutz Winkler

Halle (Saale) - Schreck im Stadtrat, wenn auch nur am Rande! Die weitere Öffnung eines der beliebtesten Kleinodien Halles sei in Gefahr, war dort zu hören - in Form einer Anfrage von CDU-Stadtrat Bernhard Bönisch. Es ging um den „Musenhof“, wie der Hof der Neuen Residenz in der Sommersaison 2019 genannt wird, nachdem die Renaissance-Anlage auch schon als „Barockgarten“ gestaltet war und auch als solcher Tausende Besucher angezogen hatte.

Überhaupt ist diese Art der Innenhofgestaltung, wie sie seit zehn Jahren, sprich seit dem letzten Händel-Jubiläum jährlich angeboten wird, längst Touristenmagnet - und zu einem Refugium insbesondere auch für ältere Hallenser geworden. Die verdanken diesen Ort zum Entspannen, Plaudern und Genießen allerdings dem Beruflichen Bildungswerk Halle-Saalkreis und dem Jobcenter, das die aufwendige und jedes Jahr neue Gestaltung der Anlage als Maßnahme für Langzeitarbeitslose fördert.

Neue Residenz: Ein Geschenk also für Halle und die Hallenser?

Ein Geschenk also für Halle und die Hallenser? Genau hier scheint nun auch das Problem zu liegen - denn: Dass der Musenhof nur werktags 10 bis 18 Uhr geöffnet ist - man also die lauen oder heißen Sommerabende samt der Wochenenden nicht im Schatten des altehrwürdigen Gemäuers verbringen kann, habe arbeitsrechtliche Gründe, sagt Jobcenter-Geschäftsführer Jan Kaltofen. Heißt, dass die für Halle so komfortable Bespielung der problematischen Landesimmobilie im Rahmen der Arbeitsförderung auch eine harte Grenze hat - und sich so von üblichen Nutzungen derartiger Denkmalgebäude zwangsläufig unterscheidet.

Auch, dass die Mitarbeiterschaft bei dem Projekt aller drei Jahre ausgetauscht werden muss, ist ein solches, gesetzlich bedingtes Problem, das nicht zu ändern sei. Allerdings, so Kaltofen, könne keine Rede sein von einer Gefahr oder gar einem Auslaufen des Sommergarten-Projekts in Finanzierung durch das Jobcenter - denn, so die städtische Dezernentin für Bildung und Soziales, Katharina Brederlow auf MZ-Anfrage: „Das Jobcenter wird das Garten-Projekt auch im kommenden Jahr fortsetzen.“

Doch Entwarnung für den Musenhof Neue Residenz?

Und Kaltofen ergänzt, dass derzeit schon drei Ausstellungsprojekte geplant seien, nämlich die nächste Weihnachts-, Frühjahrs- und Sommerschau - und außerdem noch eine Präsentation im kommenden Herbst, deren Thema die 30-Jahrfeier der Maueröffnung, sprich des Endes der deutschen Teilung sein soll. Also doch Entwarnung für den Musenhof Neue Residenz?

Wohl eher nicht, denn über der charmanten Zwischennutzung des seit Jahrzehnten stiefmütterlich behandelten Baudenkmals hängt ein Damoklesschwert - mindestens eins. Völlig ungeklärt scheint nämlich weiterhin die Zukunft von Kardinal Abrechts „Neuem Bau“, der sich noch direkt im Landesbesitz befindet. Doch möglicherweise wird sich mit einem 200-Millionen-Euro-Programm des Bundes, das seit einem Dreivierteljahr die Fantasie von Landes- und Kommunalpolitikern in Sachsen-Anhalt und Thüringen beflügelt, auch eine neue Zuordnung für die Residenz ergeben - etwa in eine zu gründende länderübergreifende „Mitteldeutsche Schlösserstiftung“.

Allerdings fehlt es wohl weiterhin an einem Plan für die künftige Nutzung des architektonischen Juwels. Auch von städtischer Seite hält sich das Interesse in Grenzen. Anregungen zur Zukunft der Residenz? Fehlanzeige. (mz)

Beliebt, doch allzu oft geschlossen: das Tor zur Neuen Residenz
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Silvio Kison