Neue Residenz in Halle Neue Residenz in Halle: Paradies gleich um die Ecke
Halle (Saale) - Kaum hat der Sommergarten mitten in Halle am Wochenende seine Pforten geöffnet, strömen auch schon Erholungssuchende aus nah und fern in die Neue Residenz. Dort lädt zum achten Male ein von Langzeitarbeitslosen umgesetztes Projekt zum Verweilen ein.
In diesem Jahr haben insgesamt 72 Frauen und Männer in einer Maßnahme unter fachlicher Anleitung von Mitarbeitern des Beruflichen Bildungswerkes Halle-Saalkreis den Hof der einstigen Kardinalsresidenz in eine Oase im hektischen Alltag verwandelt. Üppige Blumen-Arrangements aus Gartenazaleen, Rhododendron und Hortensien in zarten Rosa- und Violett-Tönen harmonisieren in einem scheinbar zufälligen, aber durchaus organisierten Nebeneinander mit Obstkulturen, Büschen und den uralten Bäumen im Residenzhof.
Zahlreiche Sitz- und Liegegelegenheiten mit Blick ins Grüne
Dazwischen: zahlreiche Sitz- und Liegegelegenheiten mit Blick ins Grüne und kleine Tischchen für das Glas Wein oder Kaffee und Kuchen - alles aus der Küche des Bildungswerkes. Auf Brückengeländern über plätschernden Bächlein reifen in hängenden Körben sogar echte Erdbeeren - so mancher ist an diesem Sommer-Sonntag versucht, die ersten hervorlugenden roten Früchte zu naschen. Dazu sorgen sanfte musikalische Klänge, süße Düfte, schöne Farben und würzige Lavendel-Aromen für Entspannung mitten in Halles Innenstadt.
Das „Paradies“ - so das Thema der diesjährigen Sommergarten-Saison - erhält schon an den ersten beiden Tagen riesigen Besucherzulauf. Ja, sogar zwei Brautpaare haben sich zwar nicht im, aber ins Paradies getraut. Christian und Christiane Brendel zum Beispiel: Das junge Paar hatte sich erst vor eineinhalb Monaten spontan beim Einkaufen zur Hochzeit entschlossen. „Als echte Hallenser wollten wir eigentlich im Händelhaus heiraten, aber so kurzfristig ging das nicht“, erzählt die frisch getraute Christiane Brendel.
Für Brautleute bietet die Neue Residenz nicht nur eine kurze Verschnaufpause
In der Moritzburg sei dann doch noch ein Termin frei geworden, und so hat sich das Paar eben dort das Ja-Wort gegeben. „Und da liegt es natürlich nahe, dass wir nach der Zeremonie gleich noch den wunderschönen Sommergarten besuchen“, so der junge Ehemann. Für die Brautleute bietet die romantische Kulisse nicht nur eine kurze Verschnaufpause kurz vor der Hochzeitsfeier mit über 30 Gästen, sondern auch den passenden Rahmen für die obligatorischen Hochzeitsfotos, bevor es zum Opa in den Garten zum Feiern geht.
In diesem Jahr steht der „Paradiesgarten“, der seinen Namen nicht vom biblischen Garten Eden, sondern vielmehr laut Veranstalter im Sinne der „positiven Aspekte wie Wohlergehen, Sinnlichkeit, Schwelgen und Freude“ erhalten hat, erstmals mit einer besonderen Ausstellung in Wechselwirkung. Im Westflügel der Residenz lädt parallel zum Gartenprojekt eine interaktive Schau zum Reformationsjubiläum ein.
Mitmach-Aktionen wie Schablonen- und Drucktechnik, Münzprägen oder Hörproben
„Unser Schwerpunkt bei der Ausstellungsgestaltung liegt nicht in einer historischen Betrachtungsweise, sondern auf der Bewertung der Auswirkungen und Errungenschaften der Reformation“, so Projektleiterin Ute Friedrich. Mitmach-Aktionen wie Schablonen- und Drucktechnik, Münzprägen oder Hörproben machen den Rundgang überaus lebendig.
Sowohl in der Gartenausstellung als auch in der Reformationsschau sind die teilnehmenden arbeitslosen Frauen und Männer aufmerksame Gastgeber, Servierer, Küchenkräfte und Aufsichtspersonal. „Mit diesem Projekt erfahren die Mitwirkenden, von denen manche oft mehr als 20 Jahre ohne Arbeit sind, vielleicht erstmals in ihrem Leben Aufmerksamkeit und erleben Erfolge“, so Ute Friedrich. Und das sei - neben der Freude über die vielen Besucher - eigentlich das Schönste am „Paradies“ mitten in der Stadt.
Geöffnet ist der Sommergarten bis zum 31. Juli täglich von 10 bis 21 Uhr, die Ausstellung bis zum 31. Oktober montags bis samstags von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt für beides ist frei. (mz)