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„Unser Revier. Mitteldeutschland im Wandel“ Neue Ausstellung im Universitätsmuseum in Halle zeigt das Braunkohlerevier im Wandel

Eine Ausstellung blickt auf 200 Jahre Braunkohleförderung in der Region und deren Folgen. Und ein neues Institut an der Uni hat die Zukunft im Fokus.

Von Katja Pausch 02.07.2021, 13:30
Universitätskustos Dirk Schaal steht in der neuen Ausstellung vor einem Bild, das die Kohleförderung in der  Grube Cäcilie im Geiseltal zeigt.
Universitätskustos Dirk Schaal steht in der neuen Ausstellung vor einem Bild, das die Kohleförderung in der Grube Cäcilie im Geiseltal zeigt. Fotos: Silvio Kison

Halle (Saale)/MZ - Wie stark hat die Braunkohleförderung die mitteldeutsche Region beeinflusst? Welche Folgen hat das für Mensch und Natur, Wirtschaft und Landschaft? Diese und andere Fragen versucht eine neue Ausstellung im Universitätsmuseum zu beantworten. Die Schau steht dabei vor dem Hintergrund der Gründung des neuen Instituts für Strukturpolitik und Nachhaltigkeit an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

„Unser Revier. Mitteldeutschland im Wandel“- Austellung zeigt Braunkohlerevier im Wandel

Braunkohle, so der Ansatz der Ausstellung im Löwengebäude, hat über Jahrhunderte die Industrieregion Mitteldeutschland geprägt. Von der Braunkohle abhängige Großindustrien bestimmten Wirtschaftsstrukturen, Art und Stellenwert von Arbeit und Technik, sie veränderten Natur und Landschaft.

Die Ausstellung „Unser Revier. Mitteldeutschland im Wandel“ vermittelt mit verschiedenen Objekten aus den wissenschaftlichen Sammlungen der Universität, der Bergbaukultur sowie mit künstlerischen Werken die über 200 Jahre erfolgte Braunkohlenutzung in der Region und beleuchtet den damit verbundenen wirtschaftlichen, ökologischen und kulturellen Wandel.

Moritz Götzes eigens für die Ausstellung geschaffenes Emaille-Kunstwerk
Moritz Götzes eigens für die Ausstellung geschaffenes Emaille-Kunstwerk
(Foto: Silvio Kison)

Eines der herausragenden Objekte der Ausstellung ist ein Monumentalbild des Geiseltals von Georg Heinze

Gegliedert in mehrere Themenkomplexe, führt die Schau anhand zahlreicher Exponate durch die Geschichte der Braunkohlegewinnung. Begrüßt wird der Museumsbesucher von der „Brikett-Marie“ - einer Porzellanfigur aus dem Bestand der Moritzburg. Die vor 100 Jahren geschaffene Figur ist eine Ehrengabe zum 40. Jubiläum der 1881 gegründeten Anhaltischen Kohlenwerke AG und wurde 1921 aus Anlass des Jubiläums an Abteilungsdirektor Max Schmieder übergeben. Sie wurde an verdienstvolle Mitarbeiter überreicht.

Eines der herausragenden Objekte der Ausstellung, die Universitätskustos Dirk Schaal kuratiert hat, ist ein Monumentalbild des Geiseltals von Georg Heinze. „Das etwa vier mal 2,80 Meter große Werk ist das letzte verbliebene eines Zyklus’ von zwölf Bildern“, so Schaal. Es habe jahrelang unbeachtet auf dem Dachboden der Zentralmagazins der Naturwissenschaftlichen Sammlungen am Domplatz gelagert. „Früher hingen die Bilder dort in den naturwissenschaftlichen Sammlungen“, so Schaal.

Ein weiteres Highlight der Schau ist eine eigens für die Ausstellung gefertigte Emaille-Arbeit Moritz Götzes

Die Malerei auf Leinwand zeigt die Erschließung und den Abbau der in der Grube Cäcilie im Geiseltal lagernden Braunkohlevorkommen ab den 1920er Jahren, die zugleich die Entdeckung einzigartiger Fossilien möglich machten. Die Geiseltalsammlung der Universität, aus der Objekte wie das berühmte Urpferdchen sowie zwei weitere Fossilien in der Kohle-Ausstellung zu sehen sind, zählt seit 2012 zum national wertvollen Kulturgut.

Ein weiteres Highlight der Schau ist eine eigens für die Ausstellung gefertigte Emaille-Arbeit Moritz Götzes. Der renommierte hallesche Künstler hat ein Kunstwerk mit Persönlichkeiten und Produkten, die das mitteldeutsche Revier geprägt haben, geschaffen. So sind unter anderem Novalis, der in der Region als Bergbaubeamter tätig war, der Großindustrielle und Bergwerksunternehmer Carl Adolf Riebeck, AEG-Gründer Emil Rathenau, der Landwirt und Agraringenieur Ferdinand Knauer und andere Persönlichkeiten im Porträt zu sehen.

Neben Bildern und Dokumenten zu den Leuna-Werken sind auch Arbeiten namhafter Fotografen zu sehen

Eine Vitrine zeigt zudem bedruckte Briketts, die als Präsente zu Jubiläen oder anderen Ereignissen überreicht worden sind. Zu sehen sind in der Ausstellung neben Bildern und Dokumenten zu den Leuna-Werken außerdem auch Arbeiten namhafter Fotografen, die die Auseinandersetzung mit der Region und der Kohlewirtschaft seit den 1920er Jahren zeigen, darunter Fotografien von Hans Finsler, Reinhard Hentze und Jochen Ehmke.

Die Ausstellung im Löwengebäude steht im Zusammenhang mit dem im Juli 2020 von Bundesregierung und Bundesrat beschlossenen Ausstieg aus der Kohleverstromung und der Stärkung der Wirtschaftsstruktur in den betroffenen Regionen, zu denen das mitteldeutsche Revier zählt.

Ausstellung im Löwengebäude, geöffnet Di-Fr sowie So von 13 bis 18 Uhr.