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Nervenkrieg um Schlaglöcher

Von Kornelia Privenau 03.03.2005, 16:31

Halle/MZ. - Locker lassen wollte der Verein nicht. "Wenn ich nicht am 23. Februar nach dem Amtsblatt-Artikel 'Auf dem Weg zum Konzern' noch einmal geschrieben hätte, unser Brief wäre dann wohl unbeantwortet geblieben", so Bläß.

Im Amtsblatt hatte Häußler die "modernen Kommunikationswege, die die Stadt geht" beschrieben. Nach Auffassung des Bürgervereins beherrscht man im Rathaus nicht mal Telefon und Post, "wie anders kann es sein, dass es lange keine Reaktion auf unseren Brief gegeben hat".

Nach dem zweiten Brief ist Bewegung in die Sache gekommen. Bläß: "Am 13. März haben wir Termin bei der Oberbürgermeisterin." Es gebe viele Probleme zu besprechen. Nur eines davon ist der Nervenkrieg um die Schlaglöcher in der Berliner Straße. "Die Straße wurde 1972 zum letzten Mal grundhaft saniert. Seitdem gibt es nur Flickwerk", sagt Bläß und zeigt Fotos. Im Herbst letzten Jahres sei Kopfsteinpflaster stellenweise mit Asphaltbeton bedeckt worden, den die Kehrmaschine wieder aufgesogen habe. Probleme gibt es auch in der Otto-Stomps-Straße. Hier seien 30 gesunde Bäume gefällt worden, sie hätten dem unterirdischen Kanalbau im Wege gestanden. Der Verein beklagt mangelnde Bürgernähe, habe sich doch im Bürgerbüro niemand für die defekte Straßenbeleuchtung interessiert.

Die Liste ist noch länger. Holger Bläß, gelernter Ingenieurökonom, und seine Mitstreiter wollen nicht aufgeben. Engagierte Diemitzer haben 1990 eine Bürgerinitiative gegründet. Dann seien viele Familien weggezogen. 1998 lud Bläß zu einer Einwohnerversammlung ein, bat diejenigen, sitzen zu bleiben, die ehrenamtlich helfen wollten. "Es blieben 22 Leute", sagt Bläß. "Bis zum heutigen Tag durchgehalten haben zwölf."

Der Verein kann auf einige Erfolge verweisen, die, so Bläß "zur Verbesserung des Wohnumfeldes beitragen". Es entstand ein Spielplatz, das Grün rund um die Schule wurde verschnitten und Bäume gepflanzt. "Vieles ist machbar, auch wenn die Finanzmittel nicht im Überfluss vorhanden sind", ist Bläß überzeugt.

Was sich der Bürgerverein vom Treff mit der OB verspricht? Für Bläß glasklar: Mehr Aufmerksamkeit. "Halle will Kulturhauptstadt werden. Mit dem Aufmöbeln des Wohnzimmers Markt ist das nicht getan. Um ins Wohnzimmer zu kommen, muss man über den Flur, und der Flur sind wir in Diemitz."