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Gefragte Peißnitz Nena, Limp Bizkit auf der Peißnitz: Wie Matthias Winkler Halle zum Mekka für Megastars machte

Von Steffen Könau 03.06.2018, 12:00
Binnen von nur zwei Jahren hat der Hallenser Matthias Winkler die Peißnitzbühne zu einem Anziehungspunkt für Stars gemacht.
Binnen von nur zwei Jahren hat der Hallenser Matthias Winkler die Peißnitzbühne zu einem Anziehungspunkt für Stars gemacht. Andreas Stedtler

Halle (Saale) - Das Management der großen alten Dame war nicht gleich völlig begeistert. Halle? Als Station auf der Abschiedstour von Joan Baez? Ein wenig skeptisch schauten die Herren, ebenso wie die Mitglieder der US-New-Metal-Götter Limp Bizkit: Halle? Freilichtbühne auf der Peißnitzinsel? Nie gehört.

Das soll wo liegen? Der hallesche Konzertveranstalter Matthias Winkler kennt die Reaktion schon, wenn er großen Bands oder berühmten Stars Auftritte in der neuesten Arena seiner Firma Mawi Concert anbietet. „Das sagt erstmal niemandem was“, erläutert er, „auf dem Zettel haben alle eher Dresden oder Leipzig, aber nicht unbedingt Halle.“

Kein Wunder, denn über viele Jahre hinweg lag die schönste Open-Air-Bühne des Landes im Dornröschenschlaf. Dort, wo zu DDR-Zeiten regelmäßig Ostrock-Bands wie Silly, die Puhdys oder Pankow, aber auch große internationale Namen wie der Brite Geff Harrison, der polnische Keyboard-Zauberer Czeslaw Niemen oder die ungarische Band Fonograf aufgetreten waren, gab es nur noch gelegentlich Live-Konzerte.

Peißnitzbühne in Halle: Hallenser Matthias Winkler bedauerte Verwendung der Bühne

Hatten die seit 1972 vom VEB Naherholung organisierten „Jugendkonzerte“, wie sie offiziell hießen, jeden Sommer tausende Fans aus der gesamten DDR angezogen, die auf der Wiese vor der Bühne lagerten, um einen Hauch von Woodstock zu inhalieren, blieb die nach der Wende mit einem imposanten Dach versehene Bühne meist leer. Selten nur füllten Highlights wie David Bowie, Fleetwood Mac und Bob Dylan die Ränge der Traditionsarena.

Matthias Winkler, in Halle aufgewachsen und als Jugendlicher häufig selbst Gast bei Rockkonzerten auf der Peißnitz, hat das immer bedauert. Der 52-Jährige, zu DDR-Zeiten Student der landwirtschaftlichen Fakultät der Uni und nebenher Veranstalter des Fakultätsballes, wechselte nach dem Mauerfall das Metier.

Aus dem potentiellen Bauern wurde ein Konzertveranstalter, aus dem Einzelkämpfer, der den englischen Rock-Liedermacher Billy Bragg in eine DDR mitten im Umbruch lotste, der Chef der inzwischen von Leipzig aus agierenden Firma Mawi Concert, die in Mitteldeutschland als Marktführer gilt. Mawi Concert veranstaltete Konzerte mit Nirvana und AC/DC, mit Depeche Mode, Elton John und Phil Collins, mit den Stones und Paul McCartney, mit Herbert Grönemeyer, Westernhagen und Metallica.

Matthias Winkler bringt Musikstars nach Halle: Spekulation geht auf

Als die Stadt Halle ihre Peißnitzbühne vor zwei Jahren loswerden wollte, warf Matthias Winkler seinen Hut in den Ring. Seit Jahren schon betreibt Winkler das legendäre Haus Auensee in Leipzig, und die dortige Parkbühne hat er in einen Open-Air-Tempel verwandelt, in dem jeden Sommer die Creme de la creme der Rock-, Folk- und Popszene gastiert.

Das Kalkül des Szenekenners: Bands und Künstler, für die die Parkbühne zu klein und das Elbufer in Dresden zu groß ist, könnten auf der idyllischen Inselbühne in der Saaleaue genau finden, was sie brauchen, um ihre Fans zu verzaubern.

Eine Spekulation, die aufgegangen ist. Vor zwei Jahren bekam Winkler zusammen mit dem halleschen Cultour-Büro-Chef Ulf Herden den Zuschlag für den Betrieb der Bühne. Im ersten Jahr schon spielten dort Johannes Oerding, Mark Forster und Sarah Connor, im zweiten folgten dann schon große Namen wie Marius Müller-Westernhagen und Jennifer Rostock.

Weltstars auf Peißnitzbühne in Halle: Matthias Winkler zeigt, was in Halle möglich ist

Im dritten Jahr nun zeigt Winkler, was möglich ist: Nena wird auf der Peißnitz spielen, die Deutschrocker Element of Crime, Punklegende Billy Idol, die Liedermacherfrau Ina Müller und beim 90er-Jahre-Festival treten East 17, Snap und Rednex auf.

Es hilft eben, Verbindungen zu haben und das Vertrauen der Stars zu genießen. Joan Baez, die Wegbegleiterin und Muse Bob Dylans, erzählt Winkler, habe ihre Abschiedstour eigentlich für einen Abstecher nach Dresden nutzen wollen.

Matthias Winkler aber schwärmte so lange von Halle und dem herrlichen Ambiente auf der Saaleinsel, dass sich die legendäre Musikerin und Bürgerrechtlerin für Halle entschied. Ähnlich Limp Bizkit: Die sagten zwar zuerst Dresden zu. „Beim ersten Zusatzkonzert habe ich dann aber gesagt, nun aber Halle.“

Konzerte auf der Peißnitzbühne: Landeshauptstadt Magdeburg kann nicht mithalten

Matthias Winkler weiß, dass jeder Auftritt Werbung für die Bühne macht und zugleich Werbung für die Stadt ist. „Wenn hier zehntausend Fans zu einem Konzert pilgern, sind die Hotels voll“, weiß der Konzertmanager.

Je öfter das der Fall ist, desto mehr Stars müssen nicht überredet werden, in Halle zu spielen. „Schon heute ist die Stadt bei Open-Air-Ereignissen nach Dresden die Nummer zwei in ganz Ostdeutschland“, beschreibt Matthias Winkler, „und für Konzerte bis zehntausend Besucher ist die Peißnitzbühne sogar die erste Adresse.“

Die Landeshauptstadt, das sagt der Hallenser Winkler ehrlichen Herzens ein wenig bedauernd, kann da nicht mithalten. „In Magdeburg gibt es diesen Sommer das Konzert mit a-ha“, sagt er, „für alles andere müssen die Fans nach Halle fahren.“

››Karten für Konzerte in Mitteldeutschland:

www.tim-ticket.de

Schon zu DDR-Zeiten pilgerten im Sommer tausende Fans auf die Peißnitzinsel, um Rockkonzerte zu erleben.
Schon zu DDR-Zeiten pilgerten im Sommer tausende Fans auf die Peißnitzinsel, um Rockkonzerte zu erleben.
Könau