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Nah am Himmel Nah am Himmel: Der 18. Stock in der Neustadt - für Hallenserin der perfekte Wohnort

Von Jonas Nayda 27.12.2019, 09:00
Helga Thiede wohnt im 18. Stock des Punkthochhauses in der Neustadt.
Helga Thiede wohnt im 18. Stock des Punkthochhauses in der Neustadt. Silvio Kison

Halle (Saale) - Helga Thiede wohnt in einer der höchsten Wohnungen der Stadt. Das westliche der beiden Punkthochhäuser hinter dem Neustadt Centrum misst 65 Meter Höhe und die Rentnerin lebt mit ihrem Mann im 18. von 20 Stockwerken. Es gibt nicht viele Gebäude in Halle, die höher in den Himmel ragen als die Punkthochhäuser in Neustadt. Der Rote Turm und die Hausmannstürme der Marktkirche sind mit 80 beziehungsweise 83 Metern etwas höher, aber von Helga Thiedes Balkon aus betrachtet, sehen sie trotzdem ganz klein aus.

18. Stock im Hochaus in der Neustadt ist perfekte Wohnort für Hallenserin

„Was will man denn mehr? Wir fühlen uns hier einfach wohl“, sagt die 72-Jährige. 1979 ist sie mit ihrem Mann und den zwei Kindern in das damals ganz neue Hochhaus eingezogen. Seitdem hat sie nie auch nur in Erwägung gezogen, sich nach einer anderen Wohnung umzugucken.

Neustadt ist für sie der perfekte Wohnort. Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte und Straßenbahn liegen fußläufig, so dass Helga Thiede auf nichts verzichten muss. Der Pförtner im Hauseingang des Punkthochhauses achtet darauf, wer den Fahrstuhl betritt, das gibt den Thiedes ein Gefühl von Sicherheit.

Angst hat die Rentnerin eigentlich sowieso nicht. Zumindest keine Höhenangst. Gerne beobachtet sie von ihrem Balkon aus das Treiben auf den Straßen unter ihr. Vor allem wenn es dunkel wird, denn dann leuchten die vielen Lichter der Stadt wie ein Sternenmeer bis zum Horizont. Vom Bruchsee bis zum Kraftwerk Dieselstraße kann Helga Thiede ganz Halle überblicken. „Das ist einfach wunderschön“, sagt sie.

Wohnung in der Neustadt waren begehrt

Doch nicht alles in ihrem Sichtfeld gefällt ihr. Da wären zum Beispiel die drei leerstehenden Scheibenhochhäuser, die seit Jahrzehnten nur noch von Tauben bewohnt werden. Zwar will die Stadt eines der Gebäude sanieren lassen und mit einem Teil der Verwaltung dort einziehen, aber die Sanierungsarbeiten haben noch nicht begonnen.

Früher war es undenkbar, dass die Scheiben leer stehen. Helga Thiede erinnert sich noch an eine Zeit, in der die Wohnungen in Neustadt so begehrt waren, dass Interessenten sich auf eine lange Warteliste bei den Genossenschaften setzen ließen. Sie selbst konnte 1979 nur deshalb ins Punkthochhaus ziehen, weil sie für die Chemie-Werke in Leuna arbeitete, die ein festes Wohnungskontingent in Neustadt besaßen.

Tütentragen: Nachbarn in der Neustadt helfen sich untereinander

„Wir hatten wirklich großes Glück“, sagt Helga Thiede. Die drei Zimmer seien damals für eine vierköpfige Familie durchaus luxuriös gewesen. Fernheizung, Fahrstuhl und eine gute Hausgemeinschaft habe es früher nicht überall gegeben, erzählt sie. Mit im Haus wohnten zu DDR-Zeiten unter anderem auch ein Bezirksstaatsanwalt, Parteifunktionäre und die damalige Oberbürgermeisterin von Halle-Neustadt.

Heute hat sich die Nachbarschaft ein wenig verändert, denn seit ein paar Jahren leben immer mehr Ausländer in den Punkthochhäusern. Leerstand gab es nie. Mit den neuen Nachbarn kommt Helga Thiede aber gut zurecht. Zwar gibt es keinen Subbotnik mehr, aber untereinander helfe man sich schon, sagt sie. Ein Nachbar sei ihr sogar zum Tütentragen schon mal bis zum Einkaufszentrum entgegengekommen. (mz)