Nacht der Wissenschaft Nacht der Wissenschaft: Pflanzenwunder und der kälteste Punkt von Halle
Halle (Saale)/MZ. - Die Hallenser sind offenbar ein wissbegieriges Volk. Sobald sich ihnen Gelegenheit bietet und sich Forschungseinrichtungen, Institute und Hörsäle öffnen, strömen sie zu Tausenden. So auch zur zehnten Auflage der damit schon traditionell zu nennenden Langen Nacht der Wissenschaften, die Freitagabend gegen 18 Uhr mit Experimenten, Vorführungen und vielen Mitmach-Aktionen begann und mit spektakulären Höhepunkten zu später Stunde endete. So wurde am Von-Seckendorf-Platz ein Funken sprühendes Feuerwerk gezündet, während eine Laser-Show am Uni-Campus die dicht gedrängte Menge begeisterte.
Rund 308 Veranstaltungen an 71 Einrichtungen boten Wissenschaft zum Anfassen - und das für jedes Alter. In der Pflanzenbiochemie am Weinberg hatte zum Beispiel Johanna Pieplow dank der Erklärungen von Doktorandin Kathrin Kowarschik und eines Mikroskops interessante Einblicke in die Welt der Pflanzen. Genauer, in die des mit "Glomus intraradices" symbiontisch lebenden Mais'. Der Pilz mit dem komplizierten lateinischen Namen war in der Vergrößerung gut zwischen den Wurzeln der Maispflanze zu erkennen - und die 16-Jährige Schülerin um eine Erkenntnis reicher. Erkenntniszuwachs gab es auch im Max-Planck-Institut für Mikrostrukturphysik. Dort erzeugte Sebastian Wedekind kurzzeitig den kältesten Punkt - vermutlich nicht nur von Halle. Flüssiges Helium wurde in einer speziellen Apparatur in die Nähe des Absoluten Nullpunkts gebracht: auf minus 269 Grad Celsius. Oder, in Kelvin ausgedrückt, auf 4,2 K. "Solch eine Vorführung haben weltweit bisher nur wenige Menschen gesehen", erklärte der promovierte Physiker nicht ohne Stolz. Zu den Zuschauern gehörte auch das Wissenschaftler-Ehepaar Mariko und Hirofumi Oka aus Japan, die mit Söhnchen Shota, knapp ein Jahr alt, einen der jüngsten Besucher der Langen Nacht dabei hatten.
Vor allem für Kinder gab es in Labors und an Experimentiertischen jede Menge zum mitmachen. So probierte die siebenjährige Milena Loper den so genannten Meissner-Ohmfeld-Effekt aus, bei dem ein Supraleiter Magnetkraft verdrängt. Klingt kompliziert, ist es auch, aber "Spaß macht es trotzdem", so die kleine Forscherin. Auch in den Franckeschen Stiftungen gab es viel zu entdecken: "Kannst du Worte fühlen?" wurde da gefragt - und Besucher konnten am Institut für Pädagogik ihren eigenen Buchstaben anfertigen. Ob Gesteine aus dem Tertiär, erläutert von Geologe Thomas Degen, oder selbstgemischte Arzneien wie in der Leopoldina - die Lange Nacht hielt für jeden etwas bereit.