Nach tödlichem Unfall eines 86-Jährigen Nach tödlichem Unfall eines 86-Jährigen: Wie schnell darf die Tram fahren?

Halle (Saale) - Nach dem tödlichen Straßenbahnunfall, bei dem vor einer Woche ein 86-jähriger Mann an der Vogelweide überfahren worden war, wird über die Frage der Höchstgeschwindigkeiten für Bahnen diskutiert. Mehrere MZ-Leser hatten sich zu Wort gemeldet und kritisiert, dass die Straßenbahnen der Havag an manchen Stellen ihrer Meinung nach zu schnell unterwegs sind.
Hallenser verwundert: Wie schnell darf eine Tram fahren?
„Wäre es nicht besser, eine Straßenbahn mit einer Höchstgeschwindigkeit von 40 Kilometern pro Stunde fahren zu lassen? Der Bremsweg wäre auf jeden Fall kürzer“, schrieb etwa ein Leser. „Ob auf der Magistrale, der Merseburger oder an der Vogelweide - warum darf die Straßenbahn im Stadtverkehr schneller fahren als ein Auto?“ Auch ein anderer Leser schreibt, wenn er mit dem Auto auf der Delitzscher Straße mit Tempo 50 unterwegs sei, werde er oft von Trams überholt. „Darf denn eine Bahn schneller als 50 Kilometer pro Stunde fahren?“
Eindeutig ja, sagt Iris Rudolph, Sprecherin des Stadtwerke-Konzerns. Zumindest dort, wo die Bahn einen eigenen, von der Straße getrennten Gleiskörper hat. Also etwa in der Merseburger Straße, der Magistrale und der Vogelweide. „Bei den beispielhaft genannten Örtlichkeiten verkehren die Straßenbahnen auf einem besonderen Bahnkörper, baulich vom übrigen Verkehr getrennt.
Wenn Bahn eigene Spur hat, darf sie schneller fahren
Die dort zulässigen Höchstgeschwindigkeiten setzt die Technische Aufsichtsbehörde fest“, so Rudolph. Diese Art der Verkehrsführung fördert die Havag seit Jahren mit ihrem Stadtbahnprogramm, bei dem Schienen und Straßen möglichst getrennt werden. Weil die Bahn hier ihre eigene Spur hat, darf sie schneller fahren, was den Fahrgästen zugute kommt.
Und das soll so bleiben. „Bei einer Reduzierung der zulässigen Geschwindigkeit verliert die Straßenbahn an Attraktivität gegenüber dem Autoverkehr durch die längeren Reisezeiten.“ Anders sehe die Frage der Höchstgeschwindigkeit auf Gleisen aus, die auf der normalen Fahrbahn verlegt sind, wie etwa im Steinweg oder der Mansfelder Straße.
Trotz guter Ausbildung der Tram-Fahrer passieren Unfälle im Verkehr
Dort gelte die Straßenverkehrsordnung, weshalb sich die Tramfahrer dort auch an die für Autos zulässige Höchstgeschwindigkeit halten müssten. Rudolph betont aber, dass die Straßenbahn eines der sichersten Verkehrsmittel ist, dessen Geschwindigkeit sehr subjektiv empfunden werde.
Fahrer der Havag würden gut ausgebildet und regelmäßig Schulungen erhalten. Dennoch passieren Unfälle mit Straßenbahnbeteiligung. Die Havag ist an Gremien in der Stadt beteiligt, in denen nach den Ursachen für die Zusammenstöße geforscht wird. Damit sich Tragödien wie der Unfall auf der Vogelweide möglichst nicht wiederholen. (mz)