Nach Tod von Bono Nach Tod von Bono: Bald keine Löwen mehr im Bergzoo?

Halle (Saale) - Schon wieder eine traurige Nachricht vom Zoo: Der Löwe Bono ist tot. Er musste am Freitagmorgen eingeschläfert werden, um ihm weiteres Leid und ein qualvolles Ende zu ersparen. Schon seit Wochen fraß das Tier nicht mehr und war extrem abgemagert. Alle Therapien, so teilt der Zoo mit, schlugen nicht an. Vermutet wird, dass die 15 Jahre alte Raubkatze entweder eine Krebserkrankung hatte oder schlichtweg altersbedingt erkrankt ist.
„Bono war ein alter Löwe, in Menschenjahren umgerechnet vergleichbar mit einem 70-Jährigen“, erklärt Raubtierkuratorin des Zoos, Jutta Heuer. Woran das imposante Tier, das ein Aushängeschild des Bergzoos war, tatsächliche gestorben ist, wird nun im Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin untersucht. Dorthin ist der tote Körper am Freitag gebracht worden.
Es gab keine Hoffnung mehr
Die dramatischen letzten Tage des Löwen schildert Jutta Heuer: Bono war so stark abgemagert, dass man die Rippen sehen konnte. Zudem war das Tier extrem dehydriert. „Er hatte keinerlei Reserven mehr“, so Jutta Heuer. Medikamente hätten jeweils nur für kurze Zeit angeschlagen, danach traten die Beschwerden wieder auf. Heuer vermutet, dass die Nieren durch die Erkrankung geschädigt gewesen sein können. Es habe keine Hoffnung mehr gegeben.
Schon bei der Eröffnung des Zoos auf dem Reilsberg 1901 konnten die Hallenser eine Löwin bestaunen. Für die Anschaffung der Raubkatze „Gerda“ hatten die Damen und Mitglieder der Baukommission, des Vorstandes der Zoo-Aktiengesellschaft und der Aufsichtsrat 2.000 Mark gesammelt.
Paarweise wurden im alten Raubtierhaus Löwen, Bengaltiger, Pumas und Leoparden gehalten. 1907 gab es sogar erstmals Nachwuchs bei den Pumas, ist in den Chroniken des Zoos nachzulesen. 1910 wurde auch eine Sumatra-Tigerdame angeschafft, die jedoch an Tuberkulose erkrankt war und ein weiteres Tigerweibchen ansteckte. Beide starben.
Während des ersten Weltkrieges musste der Raubtierbestand dezimiert werden. Vier Junglöwinnen wurden verkauft, ein alter Löwe getötet. Zum 25-jährigen Bestehen des Zoos 1926 schenkte eine hallesche Brauerei dem Tierpark einen schwarzen Panther. Im selben Jahr wurde unter der Regie von Stadtbaurat Wilhelm Jost eine neue Raubtieranlage gebaut. szö
Mit seinen 15 Jahren hatte Bono ein hohes Alter erreicht: „Es gibt auch einzelne Löwen, die in Zoos 18 oder 19 Jahre alt werden, das würde dann einem Menschenalter von 90 bis 100 Jahren entsprechen“, so Jutta Heuer. Allen an Bonos Pflege Beteiligten sei bewusst gewesen, dass er ein alter Löwe war, mit dessen Ableben vorausschaubar zu rechnen war. Auch seine gleichaltrige Partnerin Lissa starb bereits Ende 2015 an den Folgen eines Tumors. Die Namen der beiden Tiere hatten sich aus ihrer Herkunft abgeleitet: Beide stammen aus dem Lissabonner Zoo. Nun kann man nur noch die beiden Kinder von Lissa und Bono im Zoo Halle sehen - die Töchter Nyla und Baari.
Diskussion um Haltung der Großkatzen
Ob die Haltung der Großkatzen in Halle überhaupt eine Zukunft hat, das werde nun diskutiert. „Im Moment ist noch nicht entschieden, wie es mit den Raubkatzen weitergeht“, sagt Biologin Heuer. Denn das Problem ist, dass sowohl das Jaguar-Pärchen als auch die malaysischen Tiger allesamt 2003 nach Halle in das damals neu gebaute Raubtierhaus kamen - und alle gleich alt, sprich: im Rentenalter sind. Das Jaguar-Männchen habe in der Vergangenheit ebenfalls mit Erkrankungen Grund zur Sorge gegeben, die Tigerdame ist längst aus dem fortpflanzungsfähigen Alter. „Wir werden nicht nächste Woche einen neuen Löwen anschaffen. Ob es mit der Löwenhaltung weitergeht oder diese nach und nach ausläuft, ist noch nicht entschieden“, betont die Expertin.
Neues Zoo-Konzept geplant
Ohnehin will sich der Zoo bis 2020 neu strukturieren. In einem neuen Konzept für den Zoo ist vorgesehen, Themenwelten zu schaffen, die die Tierlebensräume von den Alpen über die Anden bis zum Himalaya zeigen. Das Elefantengehege soll zur Themenwelt „Savanne“ werden, weshalb dann dort auch weitere Tiere einziehen werden - die Besucher werden sich dies dann von einer Hängebrücke aus von oben anschauen können. Und auch die leerstehende Reilsche Villa soll saniert werden, im Erdgeschoss ist ein Restaurant geplant, die Zooverwaltung soll in die oberen Etagen einziehen.
Für den Umbau, mit dem der Zoo zum überregionalen Magneten werden soll, sind bis 2020 insgesamt 15,8 Millionen Euro geplant. Diese sollen zum Teil aus dem Verkauf von zooeigenen Immobilien erlöst werden. (mz)