Nach Tod der besten Freundin Nach Tod der besten Freundin: Hallenserin schreibt besonders Buch über das Thema
Halle (Halle) - Wie soll nach meinem Tod meine Trauerfeier aussehen? Wer bekommt das geliebte Klavier, wenn ich nicht mehr bin? Wem kann ich mein Haustier anvertrauen und wer löscht meine Social-Media-Accounts? Und welche Musik soll auf meiner Beerdigung gespielt werden? Nicht erst, wenn man den Tod dicht vor Augen hat, sollte man sich Fragen stellen über das, was einem wichtig ist am Ende des Lebens, meint Antje Grosch. Die gebürtige Hallenserin, Jahrgang 1973, hat dazu ein bemerkenswertes Buch zum Nachdenken und Eintragen herausgebracht.
Tod der besten Freundin: Hallenserin schreibt Buch über Endlichkeit des Lebens
Auch wenn es vielen Menschen schwerfallen mag, über den eigenen Tod hinaus zu denken - die Beschäftigung mit der Endlichkeit des Lebens mache das Leben reicher und schöner. „Das klingt nur auf den ersten Blick widersinnig“, sagt Antje Grosch. Die Hallenserin weiß, wovon sie spricht: Der Tod ihrer besten Freundin vor zwei Jahren habe ihr die Augen geöffnet. „In unzähligen Gesprächen haben wir über das geredet, was ihr wichtig war, was sie gern geregelt hätte, bevor sie stirbt“, sagt die Hallenserin
Sie strebte nach ihrer Lehre zur Bankkauffrau bei der Sparkasse eine Karriere an der Frankfurter Wertpapierbörse - und zunächst tatsächlich regelmäßig Börsenluft schnupperte, wie sie sagt. Spätestens 2003 sei ihr und ihrem damaligen Mann jedoch klar gewesen, dass das Finanzsystem auf Dauer so nicht funktionieren könne.
Ängste der Menschen aus dem Umfeld des Sterbenden
„Wir vertrauten darauf, dass das Leben noch mehr Zufälle für uns bereit hält, kündigten unsere Jobs und starteten ohne genaues Ziel nach Asien“, so Antje Grosch, die später über Amsterdam 2007 wieder in die Saalestadt zurückkehrte. Zehn Jahre später beendete sie ihre bis dahin „auf Finanz und Kommerz ausgerichtete Karriere“ und begann eine Ausbildung zur Sterbebegleiterin im Hospiz.
Was ihr bei der Begleitung ihrer Freundin aufgefallen sei, seien vor allem Ängste der Menschen aus dem Umfeld des Sterbenden. „Eigentlich müsste man meinen, andere sind in dieser schweren Zeit für einen da, aber oft ist das Gegenteil der Fall“, so die Hallenserin. Aus Angst, etwas Falsches zu sagen, wenden sich viele lieber ab. „Dabei ist es wichtig, miteinander zu reden und so zu erfahren, was dem anderen etwas bedeutet - sei es nun die Wahl des Sarges oder die Sorge um die hinterbliebenen Kinder“, sagt Antje Grosch.
Sushi und Wein zur Trauerfeier - Die Freundin habe es geliebt
In ihrem im Eigenverlag - eine Startnext-Crowdfunding-Aktion im Februar verlief wegen Corona erfolglos - erschienenen Buch „Puzzlestück“ gibt sie liebevoll und kenntnisreich Denkanstöße für Fragestellungen. Der Titel indes ist vielseitig interpretierbar. Zum Beispiel so: „Was in diesem Buch zusammengetragen wird, sind ja Puzzleteile eines Lebens“, so die Herausgeberin.
Ihrer Freundin habe das Reden und Klären wichtiger Dinge sehr geholfen. „Zur Trauerfeier“, sagt Antje Grosch, „haben wir in der Sterbehalle Sushi gegessen und Wein getrunken“ - beides habe die Freundin geliebt. „Pietät“, so Antje Grosch, sei nur eine Frage der Perspektive.
››Zu haben ist das Buch „Puzzlestück“ (19 Euro) über Groschs Webseite puzzlestueck.eu (mz)