Nach Sturmschaden wieder komplett Nach Sturmschaden wieder komplett: Warum Johanneskirche weiter saniert werden muss

Halle (Saale) - Es war am 18. Januar, als Sturmtief „Friederike“ in Halle wütetet und für jede Menge Schäden sorgte. So auch an der Johanneskirche: Der Wetterhahn hing auf Halbmast, weil die Halterung verbogen war. Seit Montag ist der Schaden nun wieder behoben: Der Wetterhahn wurde per Kran wieder an seinen Platz gehieft. Gut fünf Stunden waren fünf Mitarbeiter einer thüringischen Restaurierungswerkstatt am Werk. „Um 13 Uhr war alles fertig“, freut sich Pfarrer Karsten Müller.
Denn Müller und die Johannesgemeinde müssen den teueren Kraneinsatz und die Reparatur nicht bezahlen - es ist ein Versicherungsschaden. Und so dreht sich der Wetterhahn, der 2007 nach dem Vorbild des Originals wieder angebracht wurde, ab sofort wieder im Wind.
Pfarrer Johanneskirche Halle: Im Innenraum ist vieles nur ein Provisorium
Damit ist nach vielen Sanierungsarbeiten, die Jahrzehnte in Anspruch genommen haben, nun keineswegs Schluss mit Bauen und Werkeln. Im Gegenteil: „Zwar ist die Außenhülle der Kirche komplett saniert. Aber im Innenraum ist vieles nur ein Provisorium“, sagt Müller. So etwa müsste die Elektrik noch komplett erneuert werden, sie ist zum Teil noch Original. Auch die Beleuchtung ist nicht auf dem Stand der Dinge. Und die Kirchenbänke stehen nach wie vor auf Montageplatten und nicht auf einem festen Boden. „Zwar gibt es schon Planungen für die Elektroarbeiten. Aber Termine stehen noch nicht fest“, berichtet Müller.
Der Grund: In der Gemeinde sind weitere Bauarbeiten notwendig. Und zwar im Luthersaal im Gemeindehaus. Er fungiert auch als Winterkirche und erhält ab nächstem Monat eine Wärmedämmung, eine neue Küche und Behindertentoilette. In einem zweiten Bauabschnitt, der 2019 starten soll, werden dann Heizung, Fenster und Elektrik erneuert, so der Gemeindepfarrer. Die veranschlagten Kosten liegen bei mehreren Hunderttausend Euro, für die sich die Gemeinde um kirchliche Fördermittel bemühe. „Wir können nicht alles gleichzeitig machen“, begründet Müller, warum deshalb die weiteren Arbeiten in der Kirche erst einmal warten müssen.
Einschulung der Johannesschule findet hier statt
Zumal der Luthersaal auch für weitere Veranstaltungen genutzt werde. „Die Einschulung der Johannesschule findet hier statt“, berichtet Müller. Außerdem gebe es Basare oder aber das Sommertheater am 31. Juli um 20 Uhr mit der Theaterwerkstatt Erfurt. „Deswegen muss auch im Saal etwas passieren“, sagt Müller und verweist auf seinen Zustand. Der sei zum Teil noch original aus der Bauzeit, also von 1928. Aber auch einige Möbelstücke, wie etwa die Stühle, seien aus der Zeit.
Nicht original wieder hergestellt werden im Laufe der Bauarbeiten jedoch zwei Kuriositäten des Luthersaales: So war er in den 1920er-Jahren der erste Saal in Halle, der eine Tonfilmanlage hatte. Diese ist jedoch schon lange nicht mehr vorhanden. Außerdem gab es auch eine Kegelbahn, von der heute nur noch der Rohbau stehe. Wie kam die Gemeinde damals dazu, beides einzubauen? Pfarrer Karsten Müller nennt als Grund ein erzieherisches Konzept der Johannesgemeinde, die mit der Kegelbahn etwa Männer weg aus den Kneipen holen und Geselligkeit auch im Gemeindehaus anbieten wollte.
Johannesgemeinde hatte Ende der 1920er Jahre bereits 30.000 Mitglieder
Dabei darf man nicht vergessen, dass mit dem Wachstum der Stadt auch die Johannesgemeinde Ende der 1920er Jahre bereits 30.000 Mitglieder hatte und damit die größte evangelische Gemeinde in Halle war. Wegen der Größe wurde 1933 die Luthergemeinde als Tochter der Johannesgemeinde gegründet.
Auf ihre Geschichte ist die Gemeinde stolz und feiert daher auch das gesamte Jahr 2018 die Kirchweihe vor 125 Jahren am 10. November 1893. Dazu gab es bereits mehrere Veranstaltungen und ein Gemeindefest. Auch zur Nacht der Kirchen am 18. August und zum Tag des offenen Denkmals am 9. September finden weitere Veranstaltungen statt. In einem Festgottesdienst am 11. November wird der Weihe gedacht. (mz)
Bewegte Geschichte der Johanneskirche
Die bewegte Geschichte des Gotteshauses in der südlichen Innenstadt begann mit der Grundsteinlegung am 24. April 1892. Die Turmspitze wurde am 10. November aufgesetzt, ein halbes Jahr später wurde die Spitze mit Knopf und Hahn fertiggestellt.
1893 fand die Kirchweihe am 10. November statt. Für den Bau wurden 124.000, für die Orgel 7.200 Mark benötigt.
1894 gründete sich erst die Johannesgemeinde als Tochtergemeinde der Ulrichgemeinde.
1896 hatte die Gemeinde hat bereits mehr als 10.000 Mitglieder.
1911-1912 begann der Bebauung des Ensembles um die Johanneskirche. Das Gemeindehaus wurde 1928 eingeweiht.
1977 fand an Heiligabend der vorerst letzte Gottesdienst in der Johanneskirche statt. Denn Heizung und Dach hätten dringend repariert werden müssen - doch dafür gab es kein Geld.
1991 begannen Engagierte mit der Wiederbelebung der Kirche. Der Kirchturm wurde restauriert.
1993 gab er erstmals seit 1977 wieder eine Feier in der Johanneskirche. In einer Andacht stand die Weihe vor 100 Jahren im Mittelpunkt.
2011 wurde die Sanierung der Außenhülle der Kirche abgeschlossen. Rund 2,1 Millionen Euro aus Fördermitteln und Spenden waren insgesamt in das Gebäude geflossen.