Nach Streit um Auktion Nach Streit um Auktion: Schloss Hohenthurm vom Land verkauft
Hohenthurm/MZ. - Das Schloss Hohenthurm hat einen neuen Eigentümer. Noch wissen nur Eingeweihte, um wen es sich handelt. "Es ist jemand aus den alten Bundesländern", sagte Karsten Doenecke vom Landesbetrieb für Liegenschaftsverwaltung (Limsa). So viel verriet er: Neuer Besitzer ist nicht jene Frau aus Bayern, die im vorigen Jahr auf einer Auktion 530 000 Euro für die Immobilie geboten hatte. Sie trat gleich darauf den Rückzug an vom Kauf (die MZ berichtete) und wird nun mit Schadenersatzforderungen konfrontiert.
Damals gab es mehrere Interessenten. Einige waren der Sächsischen Grundstücksauktionen AG namentlich bekannt, sie waren beim Bieterkampf telefonisch zugeschaltet worden. Ein Glück, denn so konnte Doenecke im Nachhinein anhand der Rufnummern und Adressen Kontakt aufnehmen, um doch noch einen Käufer zu finden. "Mit einem der Bewerber haben wir nun den Vertrag unterzeichnet", so Doenecke. Ein Teil des Kaufpreises sei bereits auf einem Notar-Konto eingezahlt worden.
"Wir schätzen den Käufer als seriös ein", sagte Doenecke. Um keinen Zeitverzug heraufzubeschwören, sei das Schloss nicht noch einmal zur Versteigerung angeboten worden. Man wäre dann erneut dem Zufall ausgesetzt gewesen. "Wichtig war jetzt, das Schloss rasch in verlässliche Hände zu geben." Bei einem Besichtigungstermin habe der neue Besitzer zugesagt, umgehend Sicherungsarbeiten durchzuführen, damit die wertvolle Bausubstanz geschützt wird, wie von Denkmalschützern gefordert.
Dem Vernehmen nach bekommt das Land 122 000 Euro, also deutlich weniger als die Frau aus Bayern bot. Sie hatte offenbar die Vorstellung, es handele sich um ein junges Schloss, denn im Auktionskatalog war vom Baustil der Neorenaissance (19. Jahrhundert) die Rede. Zu spät habe sie erfahren, dass einige Teile des Schlosses, wie der Hohe Turm (Wahrzeichen der Gemeinde) aus dem Mittelalter stammten, weshalb sie sich getäuscht fühlte, heißt es. Ob dieses Argument die Gerichte überzeugt? Das Auktionshaus soll schon eine Schadenersatzklage bei Gericht eingereicht haben, schließlich ist ihm eine Provision von sechs Prozent der 530 000 Euro entgangen.
Auch Doenecke überlegt nun, ob das Land Ansprüche erheben soll, denn es 408 000 Euro weniger beim Schlossverkauf eingenommen. "Wir prüfen das", sagte er. Völlig verzichten will Doenecke auf Auktionen nicht: Neu auf der Liste stehen jetzt die Krukenbergstraße 27 in Halle (ehemals orthopädische Klinik) und die Felsenstraße 20 / 21 (ehemals Lehrlingswohnheim). Versteigerung ist am 27. und 28. Februar im Atlanta-Hotel Leipzig.