Nach Kerzenunfall in Kita Nach Kerzenunfall in Kita in Halle: Sorgt Brandopfer für besseren Betreuungsschlüssel?

Halle (Saale) - Es war ein furchtbarer Unfall, der in ganz Halle Bestürzung auslöste: Am 1. Dezember 2014 zog sich ein dreijähriges Mädchen in einem halleschen Kindergarten schwere Brandverletzungen zu, als es gegen die Kerze eines Adventskranzes fiel. Seine Kleidung fing sofort Feuer, das Mädchen schwebte tagelang in Lebensgefahr und überlebte nur mit viel Glück und nach inzwischen 15 Operationen. Zum Zeitpunkt des Unglücks war eine einzige Erzieherin für 22 Kinder zuständig.
Die Eltern des Mädchens starteten darauf hin eine Petition, in der sie einen besseren Betreuungsschlüssel forderten, also mehr Erzieher pro Kind. Jetzt zeigt sich: Die Petition könnte erfolgreich gewesen sein und Einfluss auf ein neues Gesetz haben, das den Personalschlüssel in Kitas regelt.
Landtag wird im Herbst über das neue Kifög entscheiden
Der Landtag wird im Herbst über das neue „Gesetz zur Förderung und Betreuung von Kindern in Tageseinrichtungen und in Tagespflege“ - kurz Kifög - entscheiden. Zwar wäre die Neuauflage des Gesetzes wegen eines Urteils auch ohne Petition in diesem Jahr nötig geworden.
Die Forderung der Eltern sollen bei der Diskussion aber im Hinterkopf behalten werden, wie es vom zuständigen Sozialministerium heißt: „Die Petition wurde vom Petitionsausschuss bis zum Abschluss des Gesetzgebungsverfahrens geschoben und dem Sozialausschuss des Landtags zur Kenntnis gegeben. Dieser will sie im Rahmen der Novellierung einbeziehen“, so Ministeriumssprecherin Ute Albersmann.
Einfluss der Petition auf den neuen Betreuungsschlüssel
Monika Hohmann (Linke), die sowohl im Petitions- als auch im Sozialausschuss sitzt, wird noch deutlicher: „Die Petition hat dazu beigetragen, dass die Landesregierung darüber nachdenkt. Und wenn sie das nicht tut, werden wir sie im Fachausschuss noch einmal daran erinnern.“
Natürlich hofft auch Isabell Wittek, die Mutter des inzwischen fünf Jahre alten Mädchens, dass sich die Petition auf den neuen Betreuungsschlüssel auswirkt. Derzeit liegt er bei rechnerisch 12,5 Kindern je Erzieherin. Doch weil dieser Wert nur auf das ganze Jahr gerechnet eingehalten werden müsse und auch Büroarbeiten in diese Zahl eingerechnet würden, sei die Zahl nur eine theoretische.
Brandopfer aus Halle kommt nächstes Jahr in die Schule
„Uns wäre geholfen, wenn die Grenze von zwölf Kindern tatsächlich nicht überschritten würde und etwa Bürozeit nicht einfließt“, sagt Wittek.
Ihrer Tochter gehe es inzwischen den Umständen entsprechend gut. „Sie kommt nächstes Jahr in die Schule und wir wollen so viele Operationen wie möglich vorher abgeschlossen haben.“ Ihre Tochter solle nicht auch noch in den Ferien zum Arzt müssen. Immerhin: „Wenn man sie sieht, sieht man es ihr nicht an“, so die 34-Jährige. Der Alltag sei inzwischen normal, Schmerzen habe ihre Tochter keine mehr. (mz)
