Nach Führerscheinentzug Nach Führerscheinentzug wegen möglicher Fahrerflucht: Anwalt von Sebastian Striegel nennt Beschluss "schlampig ausgeführt"
Magdeburg - Kurz vor dem Unfall hörte Sebastian Striegel ein Reifenquietschen, es gehörte zu dem Wagen, den er beim Auffahren auf die Autobahn zu spät gesehen hatte.
Der Landtagsabgeordnete bremste erschrocken, würgte den Motor seines Wagens ab. Und das Auto mit den quietschenden Reifen wich aus - wohin, sah Striegel nicht.
So hatte der Grünen-Landtagsabgeordnete die Unfallszene bei Könnern geschildert. Jene Szene, die ihm nun - rund drei Monate später - juristische Schwierigkeiten einbringt.
Führerscheinentzug Sebastian Striegel: Verdacht hat sich erhärtet
Die Staatsanwaltschaft Magdeburg spricht von „dringenden Verdachtsgründen“ gegen Striegel. Gemeint sind die Vorwürfe der fahrlässigen Körperverletzung und der Unfallflucht.
Vorausgegangen war bereits am Mittwoch eine richterliche Anordnung zum vorläufigen Führerschein-Entzug. Das heißt: Der Verdacht gegen den parlamentarischen Geschäftsführer muss sich erhärtet haben.
Denn das vorläufige Fahrverbot ist laut Gesetz nur vorgesehen, wenn es dringenden Grund zu der Annahme gibt, dass der Führerschein entzogen wird. Etwa in einem Gerichtsprozess.
Ein solcher steht nach Angaben der Staatsanwaltschaft Magdeburg wohl demnächst bevor. Es sei „alsbald mit einer Entscheidung zu rechnen“, ob ein Verfahren gegen Striegel eröffnet werde, sagte Oberstaatsanwalt Frank Baumgarten am Freitag.
Unfall von Sebastian Striegel: „Alle Menschen machen Fehler“
Bei dem Unfall, der sich Ende August an der Autobahn 14 bei Könnern ereignet hatte, war ein 28-jähriger Mann aus Bernburg schwer verletzt worden. Er war Striegels Wagen ausgewichen und hatte sich mit seinem Auto überschlagen.
Das Unfallopfer erlitt einen Schlüsselbeinbruch. Striegel hatte seine Fahrt zunächst fortgesetzt - nach eigener Aussage auch deswegen, weil er nicht wahrgenommen habe, dass der ausgewichene Wagen verunglückte. Kurz darauf war der Abgeordnete dann an die Unfallstelle zurückgekehrt. Striegel bestreitet den Vorwurf der Unfallflucht.
Am Freitag äußerte sich der Abgeordnete nicht. Sein Anwalt sprach mit Blick auf den vorläufigen Führerschein-Entzug von einer „überraschenden Maßnahme“: Die bisher vorliegende Ermittlungsakte lasse nur einen sehr schwachen Tatverdacht der Unfallflucht zu - beruhend auf Vermutungen.
Zumal es Zeugenaussagen gebe, die die Vermutung nicht bestätigten. Grünen-Fraktionsvorsitzende Cornelia Lüddemann nannte Striegel einen glaubwürdigen Politiker, der „wie alle Menschen Fehler macht.“ Er habe zu dem Unfall „aktiv und von sich aus informiert“. (mz)