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Nach "Aktenzeichen XY" Nach "Aktenzeichen XY": Diese neuen Erkenntnisse gibt es zum Metro-Mörder

Von Silvia Zöller 02.03.2018, 05:00
So sah Norman Volker Franz zur Tatzeit aus (links). Die Simulation rechts zeigt, wie sich der heute 47-Jährige verändert haben könnte.
So sah Norman Volker Franz zur Tatzeit aus (links). Die Simulation rechts zeigt, wie sich der heute 47-Jährige verändert haben könnte. Polizei/MZ-Montage Tobias Büttner

Halle (Saale) - Fast seit 20 Jahren ist der Metro-Mörder Norman Volker Franz auf der Flucht. Nun könnte es eine Wende in dem spektakulären Fall geben: Nach der Ausstrahlung der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ am Mittwoch sind 20 neue Hinweise beim federführenden Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen eingegangen.

„Die Zielfahnder arbeiten diese Hinweise nun nach und nach ab“, erläutert LKA-Sprecher Mario Lorenz. Einer der Anrufer hatte den Tipp gegeben, dass er jemanden kenne, der mit Franz in Kontakt stehe. Ob dies der entscheidende Hinweis war, sei noch nicht bewertet worden, so Lorenz.

Metro-Mord in Halle: Fall nach vielen Jahren wieder aufgerollt

Jedoch ist der Fall nun nach vielen Jahren wieder ins Rollen gekommen. Unter anderem wurde in der Sendung eine Sprachdatei vorgespielt, in der die für einen Mann ungewöhnlich hohe Stimme von Franz zu hören ist. „Wir hoffen, dass wir schnell zum Zuge kommen“, sagt Mario Lorenz.

Die Ermittler gehen davon aus, dass sich Franz im Ausland aufhält. Da er fließend Portugiesisch spricht, könnte zum Beispiel Brasilien sein Aufenthaltsort sein. Was nach einer möglichen Verhaftung und der Auslieferung weiter in welcher Reihenfolge geschieht, ist noch ungeklärt.

Heike Geyer, Leiterin der Staatsanwaltschaft Halle, erläutert: „Norman Volker Franz ist bereits zu lebenslanger Haft rechtskräftig verurteilt.“ Sollte Franz gestellt werden, müsse geprüft werden, wer als erstes Anklage wegen der weiteren drei Morde in Weimar und Halle erhebt. Denkbar sei, dass diese Fälle gemeinsam verhandelt werden.

Am 21. Juli 1997 erschoss der damals 27-Jährige zwei Wachmänner am Metro-Markt in Peißen

Vor genau 20 Jahren, am 21. Juli 1997, erschoss der damals 27-Jährige zwei Wachmänner am Metro-Markt in Peißen. Kurz nach 6 Uhr morgens lauerte er dem Geldtransporter auf, wahrscheinlich in einem Zwischenraum zwischen der Geldschleuse und dem Panzerwagen. Ohne Vorwarnung hatte er auf die beiden 48 und 49 Jahre alten Geldboten mit einer großkalibrigen Waffe geschossen. Während der eine der beiden Männer mit dem Geldkoffer in der Hand starb, wurde der andere im Transporter von Franz erschossen.

Norman Volker Franz gerät früh auf die schiefe Bahn. Mit Zigarettenschmuggel und Autoschiebereien verdient er sein Geld. Am 15. Mai 1995 wird er zum ersten Mal zum Mörder. Franz lockt in Dortmund drei verfeindete polnische Zigarettenschmuggler in eine Falle, stoppt deren Auto, wirft eine Handgranate hinein. Einer ist sofort tot, der andere flüchtet schwer verletzt, bekommt einen Kopfschuss. Der dritte entkommt. 

Norman Franz flüchtet zusammen mit seiner Freundin Sandra. In ganz Europa wird nach ihm gefahndet. Schließlich wird er in Osnabrück gefasst, wird im März 1996 zu lebenslanger Haft verurteilt.  

Ein Dreivierteljahr später bricht er mit Hilfe seiner Frau aus. Beide fliehen. Franz überfällt in Weimar einen Bankboten, erschießt ihn und flüchtet mit der Beute von umgerechnet 10.000 Euro. 

In Peißen bei Halle überfällt Franz am Metro-Markt zwei Geldtransport-Wachmänner, erschießt sie und entkommt mit den Geldbehältern. Die Beute: 500.000 Mark. Er und seine Frau Sandra, die in Weimar und Peißen bei den Taten dabei war, fliehen.

Bei einer Verkehrskontrolle fliegt Norman Volker Franz schließlich in Albufeira (Portugal) auf. Hier lebten er und seine Frau fast ein Jahr lang völlig unbehelligt, kauften sogar ein Haus. In einer spektakulären Aktion werden beide festgenommen. 

Franz kommt ins Zentralgefängnis Lissabon. Einen Tag vor der geplanten Auslieferung entkommt er erneut. Bis heute ist er auf der Flucht.

Seine Frau Sandra wird ein Jahr später in Halle zu sechs Jahren und drei Monate Gefängnis verurteilt und lässt sich scheiden. 

Zeugen hatten beobachtet, dass Franz unmaskiert in ein Fluchtfahrzeug rannte - mit der Beute in Höhe von rund 250.000 Euro. In dem Auto flüchteten Franz und seine Ehefrau Sandra in Richtung Bitterfeld. Trotz sofort eingeleiteter Großfahndung konnten die beiden nicht gefasst werden - sie hatten sich in einem Hotel in der Nähe unter falschem Namen eingemietet und wurden dort nicht entdeckt. Seit einem Gefängnisausbruch 1999 ist Franz auf der Flucht. (mz)

Der gesuchte Metro-Mörder Norman Volker Franz. Die Aufnahmen stammen von 1998.  
Der gesuchte Metro-Mörder Norman Volker Franz. Die Aufnahmen stammen von 1998.  
BKA