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Nach 60 Jahren vollendet

Von SILVIA ZÖLLER 02.04.2009, 14:24

HALLE/MZ. - Doch das Projekt hatte viele Hürden zu überwinden - erst jetzt, nach 66 Jahren, ist es von anderen Bearbeitern beendet worden.

Der letzte von zehn Bänden wird derzeit von Projektleiterin Veronika Albrecht-Birkner vom Interdisziplinären Zentrum für Pietismusforschung der Uni Halle Korrektur gelesen und soll im Oktober beim Deutschen Pfarrertag in Halle vorgestellt werden. Daten zu rund 35 000 evangelischen Pfarrern aus 2 200 Gemeinden bis zum Jahr 1982 sind in dem Mammut-Werk nachzuschlagen. Damit hat die Kirchenprovinz als eine der letzten - und auch der größten - in Deutschland endlich auch ein komplettes umfassendes Nachschlagewerk.

Überglücklich ist Veronika Albrecht-Birkner, die seit 2000 für das Pfarrerbuch verantwortlich war: "Dieser Schatz an Daten darf der Öffentlichkeit nicht vorenthalten werden." Der Schatz ist gesammelt in 32 Karteikästen aus Holz: Alte Postkarten, handgeschriebene Zettel, Fotos, angeheftete spätere Ergänzungen, Kopien erzählen Geschichten aus den Pfarrhäusern von damals bis heute. Aber nicht ohne eine Ordnung dahinter. "Löber hatte ein Abfragesystem erfunden", berichtet Veronika Albrecht-Birkner. Er verschickte an alle Pfarrgemeinden die gleiche Postkarte, auf der er nach Namen, Geburtsdatum, Todesdaten, Ausbildungswegen, Dienstdaten und weiteren Angaben der ehemaligen und aktuellen Pfarrer fragte. Außerdem wertete er Almanache, Jahrbücher und Listen aus und kam so bereits 1953 auf eine rund 12 500 Pfarrer umfassende Datei. "Nach vorsichtigen Schätzungen kommen rund 25 000 Pfarrer in Frage. Etwa die Hälfte dürfte erfasst sein", schrieb Pfarrer Löber damals in einem Aufsatz.

Die handschriftliche Kartei wurde auch zu DDR-Zeiten von verschiedenen Pfarren ehrenamtlich ergänzt. Doch der Datenfülle konnte niemand so recht Herr werden - die Holzkisten landeten 1995 auf dem Boden der Kirche im thüringischen Straußfurt. 1997 wandte sich der Pfarrerverein jedoch Hilfe suchend an das Interdisziplinäre Zentrum für Pietismusforschung, wo seitdem mit Computertechnik und wissenschaftlichem Anspruch die Herausgabe vorbereitet worden ist. Finanziert wurde das Projekt vom Land, von der Landeskirche und vom Pfarrerverein.

"Wir sind froh, dass es nun so weit ist", freut sich Norbert Lazay, Vorsitzender des Pfarrerverbandes, der auch Mitherausgeber des Buches ist. "Viele Interessierte haben darauf gewartet, dass die genealogischen Zusammenhänge aufgedeckt werden", betont Lazay und verweist auf die vielen Namen aus Kultur und Politik, die mit Pfarrhäusern zusammenhängen. Mit der Herausgabe der Pfarrbücher ist aber noch kein Ende abzusehen: Es gibt bereits wieder so viele neue Daten und Informationen, dass ein Ergänzungsband absehbar sei. Ob dieser gedruckt oder nur online im Internet veröffentlicht wird, müsse noch diskutiert werden, so Lazay.

Die Bände 1 bis 8 des Pfarrerbuchs sind bereits seit 2003 in der Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig erschienen. Band 9 (TR-Z) wird im Juni herausgegeben. Band 10 (Ortsverzeichnis) erscheint im Oktober.