1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. MZ vor Ort in Krosigk: MZ vor Ort in Krosigk: Kritik an Zwangsverwaltung

MZ vor Ort in Krosigk MZ vor Ort in Krosigk: Kritik an Zwangsverwaltung

Von Ralf Böhme 09.07.2003, 15:55

Krosigk/MZ. - Im vergangenen Dezember hatte der Saalkreis die Einsetzung eines Verwalters mit einer "nicht nachvollziehbaren" Haushaltsführung begründet. Außerdem sprach die Behörde damals von Unklarheiten in der Gemeindekasse. Wenig später wurde die ehemalige Bürgermeisterin Monika Geier (CDU) vorläufig in Haft genommen. Schon damals räumte der Staatsanwalt ein, dass es der Kommunalpolitikerin nicht um private Vorteile ging. Im Juni wählten die Krosigker einen neuen Bürgermeister, der das Ehrenamt noch nicht wahrnimmt.

Gemeinderatsmitglied Michael Küster (Einzelbewerber) kritisierte gestern, dass bis heute keine konkreten Untersuchungsergebnisse bekannt seien. Aus seiner Sicht dürfe die Amtszeit des Zwangsverwalters, die vorerst bis zum 30. September befristet sei, nicht verlängert werden. Laut Küster unterbreite die Kommunalaufsicht unbrauchbare Vorschläge, darunter den Verzicht auf die kommunale Kläranlage zugunsten einer kostspieligen Lösung im Abwasser-Zweckverband. Um das Haushaltsloch wenigstens teilweise zu stopfen, so eine weitere Idee, solle die Kommune beispielsweise ihre Wassermühle verkaufen.

Gisela Dörscheln aus dem Ortsteil Kaltenmark befürchtet, dass bei einer Privatisierung die vielen Eigenleistungen bei der Sanierung des historischen Bauwerks völlig entwertet würden. Als ihre Hauptsorge bezeichnete sie jedoch den bislang nicht genehmigten Haushaltsentwurf. Das sei eine Ursache dafür, dass dem Dorf mittlerweile eine Stagnation drohe. Nicht einmal 2 000 Euro könne die Gemeinde aufbringen, um eine kleine Garage für die alte Feuerwehr-Spritze zu errichten. Auch Walter Quaiser aus Halle, der bislang als ABM-Kraft in Krosigk arbeitete, bemängelte die gegenwärtige Situation. So habe ihm die Gemeinde im April die ABM-Stelle gekündigt, ohne nähere Erklärung.

Lehrerin Mechthild Freiwald warnte davor, dass die Initiative der Krosigker wegen anhaltender Querelen mit dem Kreis erlahmen könnte. Als Beispiel für den unternehmerischen Geist, der sich nach der Wende in Krosigk entfaltete, nannte sie die Wiedereröffnung der zu DDR-Zeiten geschlossenen Schule. Als moderne Einrichtung mit einem ökologischen Ausbildungskonzept, die Kinder mit Behinderungen integriert, unterbreite die Schule ein im Saalkreis einmaliges Bildungsangebot.