MZ-Serie Teil 7 MZ-Serie Teil 7: Francke und seine Ehefrau - Große Liebe großer Zwist
Halle/MZ/SZÖ - Nicht nur die Liebe zu Gott, sondern auch die Liebe zu einer ganz speziellen Frau bestimmte das Leben August Hermann Franckes: Anna Magdalena von Wurm ist ihr Name. Die Adelige stammte aus der Nähe von Nordhausen und war 22 Jahre alt, als sie 1692 in Briefkontakt zu dem damals 30-jährigen Francke kam. Beide verband von Anfang an der pietistische Glaube, aber auch eine „innigliche und brünstige Liebe“, wie sie in den Briefen an August Hermann Francke schreibt.
Erst zwei Jahre später lernte er sie persönlich kennen und am 4. August 1694 heirateten sie - nicht ohne den Widerstand der Brüder der Braut überwinden zu müssen, denn die waren gegen die Heirat mit einem Nicht-Adeligen.
Doch Francke wäre nicht Francke, wenn es nicht auch hier Brüche gäbe. Als „Gehilfin“ beschreibt Francke seine Frau, die er auserwählt habe, „dass sie alle Trübsal und Schmach freudig übernehmen“ solle.
Religiös war Anna Magdalena ebenso radikal wie Francke, doch war sie eine Anhängerin der Ideenwelt des Johann Georg Gichtel (1638-1710). Der Spiritualist, der aus Deutschland ausgewiesen und in Holland Aufnahme fand, predigte eine besondere Gottesbeziehung, die Theosophie. Er war gegen die Ehe, forderte sexuelle Enthaltsamkeit und glaubte an die Verbindung mit der göttlichen Sophia durch Askese. Absolut hielt sich Anna Magdalena jedoch nicht an diese Lehre, denn aus der Ehe mit Francke gingen drei Kinder hervor: der jung verstorbene August Gottlieb, Gotthilf August und Johanna Sophia Anastasia.
Doch schon allein der Name Sophia für die 1697 geborene Tochter spricht Bände und ist ohne Frage eine Reminiszenz an Gichtel. Wegen Johanna Sophia kriselte die Ehe im Jahr 1715: Francke war 1715 für die Heirat der gerade einmal 17-jährigen Tochter mit dem 27 Jahre älteren Johann Anastasius Freylinghausen, der damals nicht nur Stellvertreter Franckes im Waisenhaus war, sondern auch der Patenonkel des Kindes.
Anna Magdalena war gegen die Eheschließung – vermutlich aus ihrer Nähe zu den Ideen Gichtels, der die Ehe ablehnte. Allerdings: Anna Magdalena Francke war ja selbst verheiratet. Der Haussegen bei Franckes hing wegen der Hochzeit schief. Die Mutter nahm nicht an der Trauung teil und trennte deswegen sogar Bett und Herd von August Hermann Francke. Denn der war ebenfalls 1715 zum Pfarrer der Ulrichskirche in Halle berufen worden und in das dortige Pfarrhaus eingezogen. Doch wegen der Unstimmigkeiten um die Hochzeit war seine Frau im Haus an den Stiftungen wohnen geblieben.
Freilich war dieser Affront damals eines der Hauptgesprächsthemen in Halle. Doch schon nach wenigen Monaten glätteten sich die Wogen und beide Familien nahmen an einem gemeinsamen Abendmahl teil, um dies zu dokumentieren. Ende 1715 zog auch Anna Magdalena Francke in das neue Heim ein.
Schließlich wurde mit der Ehe auch der Fortbestand der Franckeschen Stiftungen in eine sichere Bahn gebracht: Freylinghausen wurde nach dem Tod Franckes 1727 Direktor der Stiftungen.