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MZ Olympia-Stars MZ Olympia-Stars: Schwimmstar ist stolze Oma

Von Heidi Pohle 20.12.2002, 21:10

Halle/MZ. - Leipzig mit seinen Partnerstädten Dresden, Chemnitz, Riesa und Halle bewirbt sich um die Olympischen Sommerspiele 2012. Olympia und Halle - das hat Tradition. Viele Medaillengewinner kommen von hier. In einer Serie stellt die MZ Olympia-Stars von einst vor und fragt, was sie derzeit tun. Heute: Cornelia Grummt-Ender, vierfache Schwimm-Olympiasiegerin 1976 in Montreal.

Unter Mittag wirtschaftet Kornelia Ender-Grummt in der Küche. Zwei Stunden müssen reichen, um Essen zuzubereiten. Das Zuhause der einstigen Weltklasse-Schwimmerin aus Bitterfeld, die in Halle trainierte, liegt seit 1990 in Schornsheim bei Mainz. In dem 1800-Einwohner-Ort lebt die 44-Jährige mit ihrem zweiten Mann Steffen Grummt, einem einstigen Bob-Weltmeister, sowie mit der 17-jährigen Tiffany. Franziska, die Älteste, wohnt nicht mehr daheim.

Dass die Familie in der Weingegend gelandet ist, war Zufall. Der Landessportbund Rheinland-Pfalz gab Diplomsportlehrer Grummt Arbeit und war Kornelia Ender behilflich, eine Physiotherapie-Praxis aufzubauen. "Erst wohnten wir zur Miete, 1996 haben ein Haus gebaut", erzählt sie, während sie mit Töpfen und Geschirr hantiert.

Mit dem Schwimmen hat sie nichts mehr am Hut. 1994 war sie noch einmal in Montreal zur Senioren-Weltmeisterschaft. In der kanadischen Stadt hatte sie 1976 große Triumphe gefeiert. Seitdem beschränke sich das Schwimmen auf den Sommerurlaub. Und die Töchter? Tiffany trainiere bei ihrem Vater Steffen Grummt, erzählt Kornelia Ender. Derzeit konzentriere sich Tiffany aber mehr auf ihr Abitur. Sie sei zwar eine ganz gute Schwimmerin - in der Altersklasse 11/12 war sie Deutsche Meisterin - errang aber nie ganz große Erfolge.

Franziska dagegen hätte es schaffen können. Sie musste den Sportclub Dynamo Berlin verlassen, nachdem ihre Mutter und Steffen Grummt 1989 einen Ausreiseantrag gestellt hatten. "Meine Franzi sollte mit der gleichaltrigen Franziska van Almsick trainieren. Vielleicht hätte sie Erfolg gehabt - an Talent fehlte es nicht." Es sei verblüffend gewesen, wie sich die Schwimmstile von Vater Roland Matthes, der Rückenschwimm-Legende aus Erfurt und Kornelia Enders erster Mann, und Tochter Franzi glichen.

In Mainz habe Franziska das Schwimmen aufgegeben. "Ihr fehlte der Ehrgeiz." Momentan mache sie eine Ausbildung zur Krankengymnastin. "Vor gut einem Jahr hat sie mich mit Töchterchen Selina zur Großmutter gemacht", erzählt die stolze Oma, die mit ihrem Leben zufrieden ist. Nur kurz habe sie nach der Wende überlegt, das abgebrochene Medizinstudium wieder aufzunehmen. "Aber als Ärztin hätte ich viel weniger Zeit für die Familie", sagt sie. Und das wollte sie auf keinen Fall. In die alte Heimat nach Bitterfeld zu den Eltern oder zur Schwester nach Brehna fährt sie öfter. Von Bitterfeld aus begann die Karriere der zehnjährigen "Konni". Dass sie mit 17Jahren, auf dem Karriere-Höhepunkt, aufhörte, haben die Fans bedauert. "Die DDR-Führung nahm es übel." Aber das änderte nichts am Entschluss. Sie wollte eine Familie gründen, das Abitur nachholen und studieren. Hinzu kam, dass ihr Trainer Helmut Langbein schwer erkrankte und sie mit keinem anderen arbeiten wollte. Das Medizinstudium brach sie ab, ließ sich zur Krankengymnastin ausbilden.

Wenn die Olympische Spiele 2012 in der Region stattfinden, wäre das eine tolle Sache, sagt Kornelia Ender, die sich noch gut an die Schwimmhalle in der Robert-Koch-Straße erinnert. Ab und an trifft sie sich mit Sport-Kollegen, darauf freut sie sich immer sehr.

Nun ist sie doch noch ins Plaudern geraten, aber langsam drängt die Zeit. Das Essen ist fertig, Tiffany wird gleich kommen. "Und 14 Uhr warten wieder Patienten auf mich."