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MZ-Aktion «Zutritt erlaubt» MZ-Aktion «Zutritt erlaubt»: Unsichtbare Meisterleistung

Von Peter Godazgar 14.07.2002, 17:00

Halle/Leipzig/MZ. - Am Anfang steht die "Sicherheitsbelehrung" - das gilt auch, wenn man nur zu Besuch ist. "Schusswaffen, Sprengstoff und Messer müssten Sie bitte abgeben", sagt also Uwe Schuhart. Und ergänzt, als sein Publikum lacht: "Sie glauben gar nicht, was wir hier alles erleben."

Kurz darauf passieren die 20 Gäste die Sicherheitskontrollen - natürlich ohne Probleme. Uwe Schuhart begleitet die Gruppe mit informativen und witzigen Erklärungen an Orte, die normalen Flughafenbesuchern verborgen bleiben. Als Verantwortlicher für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit kennt er den Airport aus dem Effeff.

Erste Station ist die Verkehrszentrale. Dort wird der komplette Ablauf des Flugbetriebs koordiniert. Der Raum mit den vielen Monitoren, Telefonen und Knöpfen sei rund um die Uhr mit zwei Mitarbeitern besetzt, berichtet Wolfgang Schlegel, diensthabender Verkehrsleiter. "Am gemütlichsten ist es, wenn keine Flieger da sind", sagt er - und ergänzt: "Oder wenn alles klappt." Knapp 100 Kameras erlauben ihm, in - fast - jeden Winkel des Flughafens zu blicken. Und wenn das nicht reicht, greift Schlegel sogar schon mal zum Fernglas.

Mit weniger Technik kommt der Bereich der Lufthansa Service GmbH Sky Chefs (LSG) aus. Die hundertprozentige Lufthansa-Tochter sorgt dafür, dass die Passagiere in 11 000 Metern Höhe ihr Mittagessen bekommen, aber auch dafür, dass Zeitungen, Wolldecken und Kopfhörer an Bord sind. "Und auch daran müssen wir natürlich denken", sagt LSG-Chef Hans-Eberhard Frenzel, greift im Vorbeigehen in eine Kiste und hält eine Klopapier-Rolle in die Höhe.

Eine logistische Meisterleistung ist das - "wie das organisiert wird, ist schon erstaunlich", sagt Simone Mattis, die mit ihrem 15-jährigen Sohn Christoph an der Tour teilnimmt und die, wie auch die anderen Gäste, voll des Lobes ist über die MZ-Aktion.

In der Küche werden derweil Baguette-Brötchen geschmiert - "ein schwieriges Produkt", sagt Frenzel. Das Brötchen darf nicht pappig, die Wurst nicht schlecht werden. Schnell, schnell muss es also gehen: Einige Maschinen stehen gerade mal 35 Minuten auf dem Flughafen, bevor sie wieder starten. In dieser Zeit, sagt Frenzel, müssen Passagiere und Gepäck raus, muss die Maschine betankt und muss neues Essen an Bord gebracht werden. Zum Reinigen bleiben ganze sieben Minuten! Zu Spitzenzeiten muss sich das bis zu 120-köpfige Team um 60 Flüge kümmern.

Doch auch dann muss jeder Zahnstocher am vorgeschriebenen Platz liegen. "Und das klappt?", fragt MZ-Leser Reinhard Demuth. "Das muss klappen", antwortet Hans-Eberhard Frenzel trocken.

Besonders schmuck sehen die Räume übrigens nicht aus. "Das ist nur ein Provisorium", sagt Frenzel, ein neuer Bau ist längst geplant. Ein Provisorium ist auch das Zoll-Lager, in dem Getränke, Zigaretten und Parfüms gelagert werden, die später an Bord der Flugzeuge verkauft werden. Die Regale stehen in einer ehemaligen Gaststätte. "Wir sind", sagt Frenzel, "das einzige Zollager in Deutschland mit Parkett-Fußboden."

Eindrucksvoll schließlich der Besuch bei der Flughafen-Feuerwehr: 30 Sekunden, nachdem Alarm ausgelöst wurde, müssen die riesigen Löschfahrzeuge die Wache verlassen haben; binnen drei Minuten müssen sie jeden Flecken des Flughafens erreichen, das schreiben die Sicherheitsbedingungen vor. Das größte Löschfahrzeug kann in einer Minute 6000 Liter Wasser 85 Meter weit werfen.

Der ungewöhnlichste Anblick aber wartet am Schluss der Tour. Im Bus sitzend verfolgen die Gäste einen Jumbo, der zur neuen Startbahn rollt. Und als die Maschine dann abgehoben ist, erteilt der Tower auch dem Bus "Starterlaubnis". "Bitte bringen Sie ihre Sitze in eine aufrechte Position, schnallen Sie sich an und stellen Sie das Rauchen ein", ruft Uwe Schuhart. Der Fahrer gibt Gas, es gehen sogar sämtliche Lampen auf der Startbahn an - und los geht''s über die 3,6 Kilometer lange Piste.

Abgehoben ist der Bus dann aber doch nicht.