Musik statt Medizin Musik statt Medizin: Chorleiter Hans-Martin Uhle feiert seinen 70. Geburtstag

Halle (Saale) - Als er vor sieben Jahren im Rahmen der Altersteilzeit vorzeitig in den Ruhestand ging, hatte sich Hans-Martin Uhle vorgenommen, all das zu tun, was im Berufsleben zu kurz gekommen ist. Wenn er nun am Montag seinen 70. Geburtstag feiert, muss er feststellen, dass es die Defizite immer noch gibt. Uhle nämlich hat sich keineswegs zur Ruhe gesetzt.
Er leitet noch immer zwei Chöre, den A-cappella-Chor, den er zu einem über die Grenzen Halles bekannten Ensemble entwickelt hat und mittlerweile schon seit 35 Jahren dirigiert. Nach der Wende übernahm er zudem die Leitung des Robert-Schumann-Chors, der mit dem Franz-Schubert-Chor der Bäcker ein gemeinsames Ensemble bildet. Außerdem hat der Jubilar noch ehrenamtliche Funktionen inne, so beim Landesmusikrat Sachsen-Anhalt, wo er für den Wettbewerb „Jugend musiziert“ verantwortlich ist.
Früh mit der Musik in Berührung gekommen
Hans-Martin Uhle kam schon in seiner frühesten Kindheit mit Musik in Berührung. Sein Vater nämlich war Verwaltungsinspektor in der Kirchenmusikschule in Halle. „Durchs Kinderzimmerfenster konnte ich immer Orgelklänge hören“, erinnert er sich. Seine erste echte musikalische Prägung bekam er allerdings in der Laurentiusgemeinde bei der legendären Ruth Müller, die dort Jahrzehnte lang die musikalische Arbeit mit Kindern leitete. Uhle wurde Mitglied des Kreuzchors in Dresden.
Nach dem Abitur begann er zunächst ein Medizinstudium. Doch dort habe es Schwierigkeiten gegeben, er musste das Studium abbrechen und „sich in der sozialistischen Produktion bewähren“, wie es damals hieß. Ohnehin war seine Liebe zur Musik größer als die zur Medizin. Deshalb studierte er nach der „Bewährung“ Gesang und Gesangspädagogik in Leipzig. Danach war er viele Jahre am Musikinstitut der Universität Halle tätig.
15 Jahre lang Konservatoriums-Leiter
Nach der Wende bekam er die Anfrage, ob er die Leitung des Konservatoriums übernehmen wolle. 15 Jahre lang hatte er diesen Posten inne. „Das war damals eine riesige Umstellung für mich, denn jetzt ging es fast ausschließlich um administrative Dinge und nicht mehr nur um künstlerische Aufgaben“, blickt der einstige Musikschulleiter zurück. Die hallesche Einrichtung habe eine schöne Entwicklung genommen. „1989 gab es 680 Musikschüler, im Jahr 1994 fast 2.500“, erzählt er. Er erinnert sich aber auch daran, dass bald die Zeit kam, in der überall bei Kultureinrichtungen gestrichen wurde und immer weniger finanzielle Mittel da waren.
Seit zwanzig Jahren wohnt Uhle nun in Oppin im nördlichen Saalekreis. „Als ich noch berufstätig war, war ich dort aber nur zum Schlafen und Rasenmähen“, scherzt er. Als offizielle Ruheständler lernte er seinen Wahlheimatort dann genauer kennen, vor allem auch die evangelische Grundschule „Martin Luther“. Dort engagiert sich Uhle als Musikpädagoge und Klavierlehrer. „Dort geht es nicht darum, Spitzenmusiker hervor zu bringen. Natürlich gibt es ein paar sehr begabte Schüler, aber vor allem geht es um den Spaß an der Musik“, sagt er. Und dafür ist Uhle mit seiner humorvollen Art genau der Richtige.
Für die Zeit nach dem 70. Geburtstag hat sich der Senior erneut vorgenommen, verstärkt Dinge zu tun, für die bislang wenig Zeit war. Auf jeden Fall will er aber weiter der Musik treubleiben, denn sie ist bisweilen die beste Medizin. (mz)