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Musicals im Gemeindesaal

Von Heidi Pohle 20.08.2007, 16:08

Halle/MZ. - "Musicals sind meine große Leidenschaft", sagt Barbara Schatz. Doch im Gegensatz zu anderen Leuten, die sich Musicals nur anhören, schreibt sie selbst welche. Und zwar für Kinder und Jugendliche der Paulusgemeinde, mit denen sie die Singspiele aufführt. Angefangen hat die 50-jährige Hallenserin damit vor zwölf Jahren, als Kantor Andreas Mücksch zur Gemeinde kam. Damals sollte biblische Geschichte modern umgesetzt werden. "Aber es gab wenig brauchbares Material", erinnert sie sich. Also begann sie, Liederverse und Texte selbst zu schreiben, während der Kantor für die Musik zuständig war.

Das Musical "Joseph" wurde ein solch großer Erfolg, dass es einfach eine Fortsetzung geben musste. Es folgten "Petrus", "Esther", "Der verlorene Sohn" und 2006 "Samuels Erbe". Doch so einfach sei das Schreiben nicht: "Ich lese mich erst ein, und die Themensuche kann gut ein Jahr dauern", erzählt die zierliche Frau, die am Konservatorium Halle einst das Geigenspiel erlernte und von Kindheit an ein Faible für Lyrik und Prosa hat. Je nach Stimmung entstehen neben erzählenden Texten Balladen oder mitreißende Songs, oft fällt ihr sogar eine Melodie ein, die Kantor Mücksch dann vollendet - mal rockig und auch mal sentimental.

Die schönste Zeit aber seien die Proben mit den Kindern und Jugendlichen , sagt Barbara Schatz, die auch Regie führt und fast alle Schränke im Raum hinter der Gemeindesaal-Bühne erobert hat, um Requisiten und Kostüme unterzubringen. Die Kinder würden sich stark mit den Figuren identifizieren und auseinandersetzen sowie eigene Ideen einbringen, zumal die Musicals immer auch einen Bezug zur heutigen Zeit hätten.

"Oft ergeben sich Diskussionen über Probleme, die die jungen Leute beschäftigen." An ihren eigenen beiden, nun erwachsenen Töchtern habe sie gesehen, dass die Musicals den Heranwachsenden etwas fürs Leben geben und sie sich durch die Aufführungen fester mit der Gemeinde verbunden fühlen.

Barbara Schatz ist glücklich über diese Aufgabe. "Sie ist für mich ein großes Geschenk", sagt sie, "mein Leben wäre sonst um vieles ärmer." Das Engagement helfe ihr zudem, ihre chronische Krankheit anzunehmen und nicht mit dem Schicksal zu hadern. So habe sie trotz ihrer Erwerbsunfähigkeit - früher arbeitete sie in der Mohren-Apotheke am Reileck - einen ausgefüllten Tag. Denn die Musicals sind nur ein Teil ihrer ehrenamtlichen Arbeit, die sie in der Gemeinde macht; mit sechs Frauen hält sie abwechselnd den Kindergottesdienst. "Und zu dritt bestreiten wir die Christenlehre." Wobei letzteres alles andere als trockener Unterricht sei: "Wir führen szenische Spiele auf, basteln oder sehen Lichtbilder an, um den Unterricht interessant zu gestalten."

Der Gemeinde gehört Barbara Schatz schon gut 20 Jahre an. Es sei immer wieder eine Freude, mit engagierten, fröhlichen Gemeindemitgliedern etwas zu bewegen. Da sei sie nur eine von Vielen, betont sie ausdrücklich. Denn allein könnte sie keine ihrer Aufgaben erfüllen.