Museumsnacht Halle/Leipzig Museumsnacht 2016: War das Angebot in Halle und Leipzig in der knappen Zeit zu schaffen?
Halle (Saale) - Francke fällt aus. Zumindest sein illuminiertes Ebenbild auf der Fassade des von ihm gegründeten Waisenhauses. Darauf, dass es dunkel und das Spiel mit dem Licht sichtbar wird, kann ich in dieser Museumsnacht nicht warten. Dafür bleibt keine Zeit.
Denn das Ziel ist an diesem Samstagabend klar definiert: ein Besuch in Halle und Leipzig in einer Nacht. Schließlich geht es bei der achten gemeinsamen Museumsnacht auch darum, dass die Besucher möglichst beide Städte zu Gesicht bekommen. Ein sportliches Programm bei 80 geöffneten Museen und nur sechs Stunden Zeit.
Die Reise beginnt um 18 Uhr im Landesmuseum für Vorgeschichte - mit der Ausstellung „Krieg“ zur Schlacht von Lützen. Sicher eines der Highlights der Museumsnacht. Das sehen auch viele andere so. Und prompt geht es in einer langsamen Schlange an den Infotafeln im Foyer vorbei. Dennoch gelingt es, in einer Stunde zumindest den Großteil zu erfassen. Und auch ein wenig vor den drei Höhepunkten zu verweilen: Wallensteins Pferd, dem Massengrab von Lützen und der Uniform des in der Schlacht gefallenen Schwedenkönigs Gustav Adolf.
Doch für den Rest des Landesmuseums bleibt keine Zeit mehr. Außer für einen kurzen Blick auf die Himmelsscheibe von Nebra. Das gehört sich einfach so als Hallenser. Dort treffe ich auf Hannelore Peters und Margot Bensch. Die beiden haben sich für diesen Abend sechs Museen vorgenommen. Alle in Halle. „Eine Fahrt nach Leipzig kommt nicht in Frage. Das Angebot ist gut gemeint, aber man schafft das einfach nicht“, sagt Peters. Sie schlägt vor, ein ganzes Museumswochenende zu veranstalten. Dann gebe es die Chance, beide Städte zu besuchen.
Auf dem Weg zu den Franckeschen Stiftung stellt sich gleich das nächste Hindernis in den Weg: die Straßenbahn. Die Havag baut just an diesem Wochenende am Reileck. Heißt: Der Weg bis zur Geiststraße ist unvermeidlich, um die Bahn zu erwischen.
Bei den Stiftungen angekommen, ist ein Besuch in der Wunderkammer - dem Vorläufer heutiger Museen - natürlich Pflicht. Doch diesen Wunsch teile ich mit vielen Leuten. Eine halbe Stunde Wartezeit vor der Kammer verkürzt die Besuchszeit auf ein Minimum. Aber immerhin: Einen Eindruck kann ich zumindest gewinnen.
Um 20.36 Uhr fährt der Zug am Hauptbahnhof Richtung Leipzig - sogar pünktlich. Die S-Bahn ist gut gefüllt, beinahe alle Fahrgäste mit Karten zur Museumsnacht ausgestattet - sie gelten als Fahrschein.
Das hat auch die Leipzigerin Elaine Thomas genutzt. Sie ist mit ihrem Sohn und ihrer Mutter um 17.30 Uhr nach Halle gefahren. Das DB- und das Straßenbahnmuseum haben sie geschafft. „Aber es blieb leider wenig Zeit, wenn man in Leipzig auch noch was sehen will“, sagt die 34-Jährige. Aus ihrer Sicht wäre es besser, wenn die Museumsnacht schon am Mittag beginnen würde. „Das wäre auch schöner für die Kinder“, sagt sie.
Um 21 Uhr erreichen wir Leipzig. Und bei einem Besuch aus der Händelstadt in der Bachstadt ist eine Stippvisite im Museum für den größten Komponisten Pflicht. Das Schöne: In Leipzig sind die wichtigsten Einrichtung fußläufig in der Innenstadt zu erreichen. So bekommt man auch noch ein wenig Samstagabendflair gratis geboten.
Die Ausstellung im Bachmuseum ist zeitlich dann wieder ein Problem. Denn das Leben und Werk des ehemaligen Thomaskantors wird auf vielen Infotafeln und natürlich mit viel Musik dargestellt. „Eigentlich brauchen sie zwei bis drei Stunden“, sagt eine Museumsangestellte. So viel Zeit bleibt natürlich nicht. Aber immerhin: Einen Eindruck von Bachs Lebensweg und seiner musikalischen Familie bekommt man schon.
22.30 Uhr ist dann Schluss. Der eigentlich geplante Besuch beim Völkerschlachtdenkmal fällt aus. Der Weg mit der Straßenbahn wäre einfach zu weit. Also noch einen kurzen Abstecher ins fußläufig gelegene Zeitgeschichtliche Forum. Die Ausstellung lädt zum Mitmachen und Miterleben ein: berühmte Reden anhören, Touchscreens mit Grafiken. Aber in der noch verbleibenden einen Stunde bekomme ich davon nur einen Bruchteil mit. Um kurz nach Mitternacht fährt der Zug zurück. Fazit: Halle und Leipzig in einer Nacht - das ist möglich, aber nur unter extremen Zeitdruck und mit Einschränkungen bei den Museumsbesuchen.
Für Halles Kulturbeigeordnete Judith Marquardt ein ganz normales Phänomen. „Es geht in der Museumsnacht eher um ein Angebot und ein Reinschnuppern“, sagt sie. Das funktioniere. Dennoch: Die Vorschläge nach einem ganzen Museumswochenende oder einem früheren Beginn will sie prüfen. (mz)
