„Wir merken, wie die Leute mit den Hufen scharren“ Museen in Halle öffnen wieder ihre Türen
Die ersten Ausstellungen in Halle können bereits wieder besucht werden, weitere sollen kommende Woche folgen. In der Moritzburg wird Plakatkunst gezeigt.
Halle (Saale) - Marion Müller war die erste Besucherin im Kunstmuseum Moritzburg, das am Donnerstag um 10 Uhr wieder geöffnet wurde. Die aktuelle Sonderausstellung „La Bohème“, die rund hundert Hauptwerke der französischen Plakatkunst um 1900 zeigt, hat die Seniorin sich bereits vorab in einem virtuellen Rundgang angesehen, wollte sie nun aber auch in echt anschauen. „Ich bin regelmäßige Museumsgängerin“, sagt Marion Müller, die froh ist, wieder die Gelegenheit dazu zu haben und am Donnerstag extra aus Leipzig gekommen ist. Dort hatte sie zuletzt bereits das Grassimuseum und das Museum der bildenden Künste besucht. „Die sind ein bisschen eher gestartet als Halle.“ Kommende Woche will sie nach Wien fahren. Da sie Ausstellungen auch gern mehrmals besucht, sagt sie noch: „Ich hätte gern noch einmal die Lagerfeld-Ausstellung gesehen.“
Auch die anderen Besucher, die schon am Donnerstagvormittag im Kunstmuseum sind, kommen von außerhalb. „Wir sind im Familienurlaub“, sagt Märit Kausch. Die Tickets für sich, ihren Mann und ihren Sohn hat sie spontan gebucht. Hermann Pfänder ist am Morgen extra aus München mit dem Zug angereist. „Ich liebe den Feininger und wollte unbedingt die Werke sehen, die von ihm hier hängen.“ Er hat deshalb bis zur Wiedereröffnung des Kunstmuseums gewartet, um den Museumsbesuch mit einem Halle-Besuch zu verbinden.
„Es ist ein Highlight, dass wir das hierher bekommen haben.“
Bereits seit Samstag ist das Beatlesmuseum in Halle wieder für Besucher geöffnet. Noch etwas gedulden müssen sich derweil all jene, die ins Händelhaus oder ins Stadtmuseum gehen möchten. Die beiden Häuser wollen ab Dienstag, 1. Juni, wieder Besucher empfangen. Das Landesmuseum für Vorgeschichte ist ebenfalls noch geschlossen. Derzeit laufen die finalen Vorbereitungen für die Sonderschau zur Himmelsscheibe von Nebra: „Neue Horizonte“.
400 Exponate von 61 Leihgebern aus 14 Ländern werden in dieser Ausstellung gezeigt. Am Donnerstag wurde ein Exponat aus dem British Museum eingesetzt: das Mold Cape. „Ein einzigartiges Objekt aus der Frühbronzezeit“, sagt Kurator Bernhard F. Steinmann. Das kostbare Schmuckstück wurde einst während eines Rituals über die Schulter gelegt. Entdeckt wurde das Mold Cape 1833 in einem Grab, zusammen mit 300 Bernsteinperlen. Das Besondere daran ist zudem, dass es sich um das Zeremonialgewand einer Frau handelt, erklärt Georg Schafferer vom Landesmuseum. „Es ist ein Highlight, dass wir das hierher bekommen haben.“
„Wir merken richtig, wie die Leute mit den Hufen scharren“
Laut Schafferer hat das Mold Cape überhaupt erst einmal das British Museum verlassen. In Deutschland war es noch nie zu sehen. Im Landesmuseum wird es nun zusammen mit der einer übriggebliebenen Bersteinperle sowie weiteren Bronze- und Goldfragmenten der Ausstattung des Capes präsentiert. Georg Schafferer spricht vom großen Glück, dass die Ausstellung aller Voraussicht nach wie geplant am 4. Juni eröffnet werden kann und dann auch das Landesmuseum wieder Besucher empfangen wird. Er betont: „Eine Ausstellung aufzubauen für nicht vorhandene Besucher, wäre schrecklich.“ Die endgültige Genehmigung der Hygienemaßnahmen des Hauses stehe aber noch aus. Die vielen Anfragen würden derweil zeigen, wie groß das Interesse ist. „Wir merken richtig, wie die Leute mit den Hufen scharren“, sagt Georg Schafferer.
Ins Kunstmuseum Moritzburg kamen die ersten Besucher am Donnerstag derweil ohne langes Anstehen. Eine Warteschlange gab es nicht. Martin Schmidt vom Beatlesmuseum erklärt, zur Zeit könne man die Besucher noch zählen, doch von Tag zu Tag würden sich die Besucherzahlen verdoppeln. „Es muss erst einmal wieder anlaufen.“ Er glaubt, dass der Zulauf steigen wird, „wenn immer mehr Museen aufmachen“. Denn spätestens dann sei den Besuchern bewusst, dass ein Museumsbesuch wieder möglich ist. (mz)