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"MTV unplugged"-Tour "MTV unplugged"-Tour: Peter Maffay im MZ-Interview: "Der Trick bei der Geschichte..."

Von Jessica Quick 17.02.2018, 11:00
Peter Maffay beim „MTV unplugged“-Konzert in Halle. Den Hit „Über sieben Brücken“ hat er mit Johannes Oerding gesungen, der ihn auch bei seiner Tournee begleiten wird.
Peter Maffay beim „MTV unplugged“-Konzert in Halle. Den Hit „Über sieben Brücken“ hat er mit Johannes Oerding gesungen, der ihn auch bei seiner Tournee begleiten wird. Wolfgang Köhler

Halle (Saale) - Vom Märchenonkel zurück zum Rockmusiker: Nach mehr als 60 Shows rund um den kleinen Drachen „Tabaluga“ greift Peter Maffay nun wieder zur Gitarre und geht mit seiner Band auf ausgedehnte Deutschland-Tournee.

Im Gepäck hat er sein „MTV unplugged“-Programm. Das gleichnamige Konzert hat Peter Maffay im vergangenen Sommer mit Musikerkollegen wie Johannes Oerding, Jennifer Weist, Katie Melua und Philipp Poisel im Steintor-Varieté in Halle aufgenommen.

Damit reihte sich der 68-Jährige schließlich als einer der Letzten in die Riege der großen deutschen Musiker ein, die sich an dieser Akustik-Reihe versuchen. Was die Stadt Halle für ihn besonders macht und was seine Fans auf der Tournee erwarten dürfen, darüber hat MZ-Redakteurin Jessica Quick mit Peter Maffay gesprochen.

Herr Maffay, Sie gehen mit Ihrem ersten Unplugged-Album auf Tour. Warum haben Sie es ausgerechnet jetzt, nach so langer Zeit, aufgenommen?

Peter Maffay: Im Steintor gab es bis jetzt keine freien Termine (lacht).

Sie kommen sehr viel herum und haben sich trotzdem für das Steintor entschieden. Warum?

Es gibt natürlich auch andere, vergleichbar schön Orte. Ich weiß nur nicht, wo (lacht). Der Zufall hat auch ein wenig mitgeholfen. Ich war vor drei Jahren das erste Mal bei dem grandiosen „Weihnachtssingen“ im Steintor und habe diesen Raum erlebt.

Da war mir klar, dass es der richtige Ort ist, ein kleines Konzert zu spielen. Zu dem Zeitpunkt war an „MTV unplugged“ noch gar nicht zu denken. Als es im Herbst 2016 dann zum Thema wurde, wusste ich sofort, dass es im Steintor Halle stattfinden muss.

Und hat dann alles so funktioniert, wie Sie es sich vorgestellt haben?

Das Steintor zu bespielen, war tatsächlich nicht ganz einfach. Aber mit vereinten Kräften ist es uns gelungen, Sound und Licht weitgehend so zu gestalten, wie wir es uns vorgestellt haben. Wir haben zehn Tage lang mit Hochdruck zehn bis zwölf Stunden geprobt. Das Team hat alle Tricks aus der Kiste geholt und ein bisschen gebastelt.

Sie haben ja auch nicht auf der Bühne, sondern mitten im Parkett gespielt.

Ja, und auf der Bühne saß wiederum ein Teil des Publikums. Vor der ersten Probe fragte mich der Regisseur, wie wir denn normalerweise im Studio spielen, wenn wir etwas aufnehmen. Ich sagte: im Kreis. Da entstand die Überlegung, es bei dem Konzert genauso zu machen.

Ich dachte ja, wir bräuchten auch eine Totale als Aufnahme von uns, aber der Regisseur sagte nur: Ich zeige das Gesicht deines Gegenübers und weiß, was du machst. Und das war eigentlich der ganze Trick bei der Geschichte, was ich vorher aber nicht wusste. Wenn ich mir jetzt das Video vom Konzert anschaue, lebt es unheimlich von dem Dialog, es wirkt sehr intim.

Wird es bei der Tournee auch so sein?

Nein, wir werden unterwegs keine Mittelbühne haben. Damit stehen wir vor einer großen Herausforderung. Das, was in Halle so wunderschön war, nämlich sich beim Spielen gegenüber zu sitzen und einen wirklichen Dialog zu entfachen, werden wir versuchen, durch Kameraführung und Übertragung auf Projektionswände zu erzeugen.

Auf der Bühne wird alles sehr reduziert und konzentriert auf die Musik sein. Im Unterschied zu der großen Rock’n’Roll-Show bei der „Niemals war es besser“-Tour. Da war die Produktion sehr ausschweifend und ziemlich groß.

Nach welchen Kriterien haben Sie die Songs ausgewählt?

Das habe ich nicht alleine entschieden, sondern mit meiner Band. Einfach, weil wir alle zusammen dafür verantwortlich sind, was dann draußen auf der Bühne passiert. Also habe ich sie gefragt, was ihnen einfällt, welche Songs für sie die richtigen sind und welche Künstler wir einladen könnten.

Als beispielsweise feststand, dass Philipp Poisel mitmacht, hat er mich gefragt, welches meiner Lied wir zusammen singen. Und ich habe ihn gefragt, welchen seiner Titel er sich wünscht. Ähnlich lief es mit Jennifer Weist, Katie Melua und Johannes Oerding. Uns war wichtig, dass wir als Band eine Verbeugung vor dem Repertoire unserer Gäste machen. Es war eine Freude, mit ihnen die Bühne zu teilen.

Bei Ihren Gästen handelte es sich vor allem um junge Musiker. Warum nicht Kollegen wie zum Beispiel Westernhagen?

Als wir das Album aufgenommen haben, war Marius selbst gerade auf Tournee. Udo Lindenberg war Gast auf dem vorhergehenden „Tabaluga“-Album. Und ich habe bei seiner Tour zusammen mit ihm in München und Hamburg auf der Bühne gestanden. Sowas macht man ja nicht am laufenden Band. Irgendwann laufen wir uns schon wieder über den Weg.

Die Auswahl der Künstler, die in Halle dabei waren, fiel gemeinschaftlich mit der Band. Wir waren der Meinung, dass sie in ihrer Musikalität sehr unterschiedlich sind und dass das unser Programm interessant machen würde. Und ich glaube, das ist gelungen.

Es überraschte, Katie Melua Deutsch singen zu hören. Wie haben Sie sie dazu gebracht?

Tatsächlich war es andersherum. Der Vorschlag, ihren Teil von „Ich wollte nie erwachsen sein“ auf Deutsch zu singen, stammt nicht von mir, sondern von ihr. Ich hätte gar nicht gewagt, sie danach zu fragen.

Im Gegenteil, ich habe ihr gesagt, dass es eine englische Version des Titels gibt und ob sie nicht Lust hat, diese zu singen. Ihre Antwort war: Auf gar keinen Fall, ich mache das genau wie du auf Deutsch. Das war eine wirkliche Premiere und eine Überraschung für mich und auch für das Publikum.

Sind Sie denn privat auch ein Anhänger der Musik Ihrer Gäste bei „MTV unplugged“?

Jetzt ja (lacht). Ich muss zugeben, dass ich bei Johannes Oerding eher wusste, was er macht. Seine Musik kenne ich einfach besser. Als sich herauskristallisiert hat, dass Philipp Poisel mitmacht, habe ich angefangen, seine Scheiben zu hören. Da habe ich sehr viel besser kapiert, welche musikalische Kraft dahintersteckt.

Bei Jennifer Weist genauso. Ich glaube aber, das ist ziemlich natürlich. Ich gehe ja auch nicht davon aus, dass diese Künstler sämtlich Lieder von mir zu Hause in ihrem Schrank stehen haben.

Sie sprechen immer wieder ganz begeistert von der Stadt Halle. Konnten Sie Ihre Gastmusiker im vergangenen Jahr mit Ihrer Euphorie anstecken?

Wissen Sie, unten an der Saale liegt ein schönes Schiff mit einem Restaurant ...

... die „Marie-Hedwig“.

Genau. Dort haben wir einen zauberhaften Abend bei Vollmond verbracht. Ich hatte den Eindruck, dass es meinen Gästen enorm gut gefallen hat. Das war der einzige Ausflug, den wir gemeinsam in Halle gemacht haben. Aber ich weiß, dass die Künstler durch die Stadt gelaufen sind und mit ähnlich positiven Eindrücken zurückgekommen sind, wie ich sie bei meinen ersten Begegnungen mit Halle hatte.

Was gefällt Ihnen an der Stadt besonders?

Halle ist für mich mittlerweile ein vertrauter Ort. Ich bin ja nun in letzter Zeit ein bisschen regelmäßiger da und habe dadurch mehr Möglichkeiten, die Stadt und das Umland kennenzulernen.

Ich habe viele interessante Leute getroffen, die mir ihre Welt öffnen. Dafür bin ich sehr dankbar. Und als Stadt finde ich Halle interessant, weil sie vielschichtig ist, jung, alternativ und auch ein bisschen konservativ. Man kennt sich, man nimmt sich gegenseitig wahr. Halle ist groß genug, aber nicht zu groß. Und der Fluss gibt dem Ganzen etwas Unvergleichbares. Halle ist ein schöner Platz zum Leben. (mz)