Motschekiepchen oder Mudschegiepchen Motschekiepchen oder Mudschegiepchen: So sprechen die Hallenser

Halle (Saale) - Lappen, Bemme, Muffel, schlunksen oder auch Babbelfritze – typisch hallesche Worte, die außerhalb der Stadtgrenzen eigentlich eher nur für Stirnrunzeln sorgen. Aber auch viele Hallenser, vor allem die vor Jahren zugezogenen, wissen kaum noch um die Bedeutung einiger Worte. Nun haben sich ausgerechnet die beiden Magdeburger Alexander Blamberg und Pierre Kurby daran gewagt, sich der Wortklärung der halleschen Mundart anzunehmen.
Seit Mittwoch ist ihr Buch „So sprechen die Hallenser“ auf dem Markt. Finanziert haben die beiden den Druck über Crowdfunding im Internet (siehe „Geld einwerben“). „Wir hatten einfach Lust ein Wörterbuch über die hallesche Mundart zu machen“, sagt Pierre Kurby. Der 30-Jährige ist eigentlich hauptberuflich im Online-Marketing tätig. Zusammen mit seinem Partner hatte er bereits im Jahr 2014 eine Facebook „So sprechen die Machteburjer“ gestartet.
„Die Reaktion der Hallenser war riesig“
„Das war ein voller Erfolg und wir haben damals das erste Buch herausgebracht“, sagt Kurby. Insgesamt 2.000 Mal wurde das Wörterbuch zur Magdeburger Mundart verkauft. Im Juni dieses Jahres starteten die beiden Unternehmer dann die Facebookseite „So sprechen die Hallenser“.
Crowdfunding ist eine Art der Finanzierung (funding), die durch eine bestimmt Menge (crowd) von Internetnutzern getragen wird. Dabei wird meist im Internet zur Spende oder Beteiligung aufgerufen. Künstler, Aktivisten, Veranstalter und Unternehmer stellen ihre Projekte vor und nennen die benötigte Summe sowie die erwartbare Gegenleistung für die Unterstützer. Wenn innerhalb einer bestimmten Zeit die angegebene Summe erreicht wird, fließt das Geld an die Initianten, und die Idee wird umgesetzt. Meist werden dadurch ungewöhnliche oder kostengünstige Projekte finanziert. Aber auch Gründer haben diese Variante entdeckt. (siki)
„Die Reaktion der Hallenser war riesig“, sagt Kurby. Auf der Facebookseite wurde über jedes einzelne Wort rege diskutiert. Wie zum Beispiel, ob es der hallesche Marienkäfer Motschekiepchen oder Mudschegiepchen heißt. „Außerdem erhalten wir pro Tag zwei bis drei E-Mails mit neuen Worten.“ Dabei geht es nicht nur um die Bedeutung, sondern auch um die richtige Schreibweise.
Geld über Crowdfunding
Doch vor dem Druck der nun vorliegenden 1.000 Exemplare mussten die beiden Unternehmer erst einmal Geld besorgen. Denn alles entstand in Eigenregie. „Das schöne am Crowdfunding ist, dass man dadurch mitbekommt, ob überhaupt Interesse an dem Buch besteht“, sagt Kurby. Denn um die Summe am Ende wirklich ausgezahlt zu bekommen, mussten die beiden erst ein bestimmte Anzahl an Unterstützer finden. Mehr als 200 kamen am Ende zusammen. Am 25. September war die Aktion beendet.
„Vor einer Woche haben wir dann das Buch in Druck gegeben“, sagt Kurby stolz. Herausgekommen ist ein nicht nur für Neu-Hallenser interessantes 180-seitiges Wörterbuch, in dem knapp 230 hallesche Wörter vorgestellt werden. Übrigens für alle, die auch gern einmal über den Tellerrand oder besser zum Nachbarn schauen möchten: Die beiden Herausgeber waren auch in Magdeburger weiter umtriebig und haben parallel zu dem halleschen Buch auch einen zweiten Teil ihres Magdeburger-Wörterbuchs herausgebracht. „Wir werden versuchen, die Bücher auch in die Buchläden zu bekommen“, so Kurby. Ab sofort kann das Halle-Buch aber online gekauft werden. (mz)
Das Buch kostet 16,90 Euro und gibt es unter der Internetadresse sosprechendiehallenser.de