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Motocross-WM in Teutschenthal Motocross-WM in Teutschenthal: Beeindruckendes Comeback von Max Nagl

Von Tina Edler 21.06.2014, 12:25
Max Nagl an der Spitze im 1. Rennen des Motocross Grand Prix of Germany der Klasse MXGP im Talkessel in Teutschenthal.
Max Nagl an der Spitze im 1. Rennen des Motocross Grand Prix of Germany der Klasse MXGP im Talkessel in Teutschenthal. Eckehard Schulz Lizenz

Halle (Saale)/Teutschental/MZ - Es war so etwas wie die typische Handbewegung von Max Nagl. Wer den Motocross-Fahrer am Wochenende in Teutschenthal beobachtete, dem fiel wiederholt diese Geste auf: wie Nagl immer wieder mit den Händen eine Faust ballte und danach die Finger bewusst einzeln wieder lockerte.

Comeback auf großer Bühne

Max Nagl, Deutschlands bester Fahrer in der Motocross-WM, hat beim Heim-Lauf im Saalekreis am Sonntag hinter dem belgischen WM-Zweiten Clement Desalle Platz zwei belegt. Ein überaus bemerkenswertes Ergebnis, schließlich war es sein Comeback auf der großen Bühne nach langer Verletzungspause. Und es waren allein die Hände in den Gesprächen im Fahrerlager, die noch an die Probleme erinnerten. Auf der Strecke war Max Nagl nichts mehr anzumerken von seiner Vorgeschichte.

Diese Vorgeschichte ereignete sich vor zwei Monaten auf der Motocross-Strecke im niederländischen Eersel. Nagl sprang mit seiner Honda über eine Kuppe, konnte aber nicht sehen, dass direkt dahinter zwei Konkurrenten gestürzt waren. Er landete in der Unfallstelle. Mit riesigen Konsequenzen: Der 26-Jährige brach sich das Kahnbein der rechten Hand und zog sich an der linken Hand eine Kapselverletzung zu. Der Bruch wurde in einer OP geschraubt, doch kurze Zeit später kam eine Infektion des Handgelenks hinzu. Seit Ende April konnte Nagl daher nicht mehr auf einem Motorrad sitzen.

Bis jetzt. Und Platz zwei beim Comeback in Teutschenthal überraschte ihn deshalb selbst am meisten. „Es ist gut, wenn man nach einer Verletzung so stark zurückkommt“, sagte Max Nagl. Schon im Qualifying am Samstag fuhr er Platz drei heraus und hatte damit vor allem seinen Vater völlig verblüfft. „Das“, sagte Hubert Nagl, „war wirklich nicht zu erwarten. Wenn dir so viel Rennpraxis fehlt, dann ist das eine sehr, sehr gute Leistung.“

Beim ersten Rennen am Sonntag setzte Max Nagl sogar noch einen drauf. Laufsieg vor Clement Desalle. Vor der gesamten Weltelite. Da war es verschmerzbar, dass es im zweiten Lauf, den der Belgier deutlich vor seinen Landsleuten Kevin Strijbos und Jeremy Van Horebeek gewann, nur für Platz sieben reichte. Am Ende stand in der Addition dennoch Gesamtposition zwei.

„Ich wusste vor diesem Wochenende nicht, wie mein aktueller Stand ist, was für Chancen ich habe“, berichtete Nagl später. „Jetzt weiß ich, dass ich mich noch immer mit den Topfahrern der WM messen kann.“

Denn auch wenn Nagl wieder auf dem Motorrad sitzt, vollkommen fit ist er nach eigenem Bekunden noch nicht. Sechs Wochen, so berichtete er, wird es noch dauern, bis der Bruch endgültig verheilt ist. Die Wertungsläufe in Teutschenthal konnte er nur unter Schmerzmitteln fahren. Im Training habe er darauf zwar verzichtet. „Aber in einem WM-Rennen, wenn es nicht anders geht, nehme ich schon welche. Das ist sehr anstrengend.“ Denn die Landungen nach den Sprüngen belasten die Hände enorm.

Ihren Wunsch vom Podiumsplatz konnte sich Steffi Laier in Teutschenthal nicht erfüllen. In der Klasse WMX kam die mehrfache Weltmeisterin im ersten Rennen am Samstag an fünfter Position ins Ziel. Ein Sturz verhinderte ein besseres Ergebnis. Beim zweiten Rennen gestern Vormittag landete sie auf Rang vier. In der Addition brachten ihr die Ergebnisse einen Gesamtplatz vier für das Rennwochenende ein.

Damit klettert Steffi Laier in der WM-Wertung von Position fünf auf vier nach oben. Für die Frauen steht in der laufenden Saison nur noch ein Rennen auf dem Plan. Im Juli in Tschechien.  

So war Max Nagls Leistung ein Stück weit auch beispielhaft für die besondere Spezies eines Motocross-Fahrers. Im Umgang mit Schmerzen, berichtet Vater Hubert, der beim Saison-Höhepunkt Motocross of Nations immer als Teamchef der deutschen Mannschaft fungiert, sind die Fahrer hart gegen sich selbst. Sein Sohn sei niemand, der jammere, sondern die Zähne zusammenbeiße. Bedenken oder gar Angst vor einem erneuten Sturz gebe es nicht. „Sowas muss ein Fahrer auch abstellen können. Eine Blockade darf nicht sein.“

Auf dem Weg zur Weltspitze

Das Comeback in Teutschenthal war für Nagl also vor allem eines: eine Bestätigung, wieder auf dem Weg in die Weltspitze zu sein. Denn im Kampf um den WM-Titel ist er nach der langen Pause längst abgehängt. „Ich werde am Ende der Saison nicht ganz vorn sein.“ Sein Ziel jetzt: „Position fünf wäre schon mal gut.“ Nach dem Teutschenthal-Wochenende ist er Achter.

Neben Nagl gingen in der Klasse MXGP vier weitere Deutsche an den Start. Dennis Ullrich erreichte nach den zwei Rennen Platz 14, Marcus Schiffer, der mit einer Wildcard startete, wurde 19., Christian Brockel belegte Rang 24 und Dennis Baudrexl kam auf Platz 28.

Honda-Fahrer Max Nagl gibt Autogramme vor seinem Rennen um den Motocross Grand Prix of Germany im Talkessel in Teutschenthal.
Honda-Fahrer Max Nagl gibt Autogramme vor seinem Rennen um den Motocross Grand Prix of Germany im Talkessel in Teutschenthal.
Eckehard Schulz Lizenz