Motocross Motocross: Sorgen über Sorgen
TEUTSCHENTHAL/MZ. - Achim Jahnke war geschockt. Die Nachricht vom schweren Unfall des Motocross-Talents Leon Ast erreichte den Vorsitzenden des MSC Teutschenthal erst am Montag, während er Bauarbeiten in seiner Spedition beaufsichtigte. Am Sonntag, bei der Motocross-Landesmeisterschaft in Trebitz bei Wittenberg, war der 13-Jährige vom MSC gestürzt. Ein nachfolgender Fahrer konnte nicht mehr ausweichen und fuhr in den liegenden Jungen hinein. Ast wurde mit dem Rettungshubschrauber ins hallesche Krankenhaus Bergmannstrost geflogen. Nach vorliegenden Informationen erlitt Ast, der ansprechbar ist, eine Fraktur an der Halswirbelsäule und ein Schädeltrauma. Weitere Diagnosen sind nach Aussage der Ärzte erst in zwei Tagen möglich. Jahnke: "Wir werden schauen, wie wir Leon und seinen Eltern jetzt helfen können."
Der Unfall des Talents beschäftigt auch Andreas Kosbahn. Doch den MSC-Geschäftsführer plagen noch andere Sorgen - knapp vier Wochen vor dem WM-Lauf um den Großen Preis von Deutschland im "Talkessel", zu dem am 9. / 10. Juli 130 Fahrer aus 20 Nationen kommen. Und genau um die international geschätzte Naturrennstrecke am Rande der Gemeinde geht es. Dort, wo derzeit mit viel Aufwand die Infrastruktur für Fahrer, Teams, Ordnungskräfte und Fans weiter verbessert und die 1 635 Meter lange Piste an drei Stellen noch attraktiver gemacht wird.
Der Sachstand: Ein Mitglied einer Erbengemeinschaft fordert vom MSC Teutschenthal eine finanzielle Entschädigung dafür, dass auf - nach seiner Auslegung - dem ihm gehörenden Streifen Land Motocross gefahren wird. Ansonsten wolle er die WM per Gerichtsbeschluss platzen lassen. Pikanterweise soll es sich um den Start- und Zielbereich handeln, insgesamt 6 000 Quadratmeter. Da sich der Klub querstellte, landete die Sache vor dem Landgericht Halle. Das jedoch schmetterte das Ansinnen des Klägers ab.
Inzwischen hat sich die Gemeinde eingeschaltet. Sie ist Eigentümer, und an sie hätte die Forderung gehen müssen. Nun will sie dem Nutzer MSC unter die Arme greifen. "Über unseren Anwalt soll ein Kaufpreis ausgehandelt werden", sagte Jahnke. "Wir wollen uns gütlich einigen." Womit der von der Gegenseite angedrohte Gang vor das Oberlandesgericht Naumburg verhindert werden könnte. Im Gespräch sind 25 000 Euro. Eine laut Jahnke zunächst geforderte sechsstellige Summe ist offenbar vom Tisch. Wie die Sache auch ausgeht - eine schwere Last hat der MSC allemal zu schultern. Selbst 25 000 Euro sind für den Klub, der in 45 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit die Strecke erst zu einem Anziehungspunkt für die Weltelite gemacht hat, ein gehöriger Batzen Geld.
Denn das Geld müsste zusätzlich zum Etat für die WM-Läufe, also 450 000 Euro, aufgetrieben werden. Bei Ticketpreisen zwischen 19 und 30 Euro würden also die Eintrittsgelder von über eintausend Zuschauern nur für diese Zahlung an den Land-Erben, der laut MSC-Angaben aus Nordrhein-Westfalen stammt, draufgehen. "Das Verrückte ist, dass wir den Mann nicht kennen, nur anwaltlich mit ihm zu tun haben. Er hat keine Beziehung zu unserer Region", sagt Kosbahn. "Er ist nicht Eigentümer, sondern beerbte seinen 2007 gestorbenen Onkel, der wiederum Nachkomme eines Mitglieds jener Erbengemeinschaft war, die 1913 Teile der ehemaligen Kohlegrube und späteren Müllkippe beanspruchte."
Was Kosbahn besonders sorgt, ist die Verunsicherung unter den Motocross-Fans. Ausbleibende Zuschauer würden ein tiefes Loch in die Kasse reißen. So betont er: "Unsere Sponsoren sind uns treu geblieben. Wir werden die Kuh also vom Eis holen." Kosbahns aktuell wichtigste Botschaft: "Die WM im Kessel wird stattfinden. Und auch danach geht es bei uns weiter."