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Moritz Sostmann Moritz Sostmann: Der Mann mit der Chaos-Ente

Von Detlef Färber 16.06.2004, 16:38

Halle/MZ. - Letzteres liegt wohl vor allem daran, wie urkomisch diese Ente agiert, die da als ehemaliger Weihnachtsbraten soeben aus ihren Knochen und aus einer kindlichen Laune heraus wieder zusammengesetzt wurde und entsprechend Renate (die Wiedergeborene) heißt. Der Mann hinter dieser Chaos-Ente - die eine Verwandte des genialen TV-Chaoten Alf zu sein scheint - heißt Moritz Sostmann und ist Hallenser. In der Thalia-Inszenierung gibt er seit langem mal wieder ein Gastspiel in seiner Heimat.

Die Titelrolle ist zugleich fast sein Comeback als Puppenspieler. Denn ein Dutzend Jahre hatte der 35-Jährige in Berlin, wo er wohnt, und längere Zeit in Basel nur "normales" Theater gespielt und in Film- und TV-Produktionen mitgewirkt - vor allem in Serien. "Da bringt der Drehtag so viel wie eine knappe Monatsgage am Theater", sagt Sostmann fast entschuldigend. Das gebe ihm dann aber die Freiheit, bei No-Budget-Filmen mitzumachen - zunächst ohne Gage, nach dem Prinzip Hoffnung. Diese Mischkalkulation zwischen künstlerischem Anspruch und Brot-Jobs sei bei Schauspielern inzwischen nicht unüblich, so Sostmann, dessen Mutter früher am halleschen Puppentheater gespielt hat. Mit ihr ist er dann zu Festivals gefahren und hat als Jugendlicher das Figurentheater im Osten in seiner innovativsten Zeit kennen gelernt, als sich die Grenzen zu den großen Bühnen öffneten. Doch es war auch das Puppenspiel an sich, das Sostmann faszinierte: "Man hat da", sagt er, "eine unglaubliche Autonomie". Außerdem sei es "so eine schnelle Kunst ist, die ständig Raum für Improvisation gibt". Und die Chance, sich mal hinter der Figur zu verstecken, findet Sostmann durchaus auch angenehm.

Die gedankliche Schwierigkeit, die viele Puppenspieler immer mal wieder mit ihrem Job haben, hat freilich auch er: "Man tut da ja eigentlich etwas Kindliches". Doch andererseits, meint Moritz Sostmann, sei das im Grunde das Problem aller kreativen Berufe: "Man darf nie ganz erwachsen werden."

In "Renatenente" ist Moritz Sostmann am Donnerstag, Freitag und Samstag, jeweils 20 Uhr, im großen Thalia (Kardinal-Albrecht-Straße) zu erleben.