Tödliche Messerstiche im Reisebüro Mord in Halle-Neustadt: Tödliche Messerstiche im Reisebüro - Bluttat bleibt für Kollegen unvergessen

Halle (Saale) - Achmed Ferchow hat sein Versprechen gehalten. Er werde das Andenken an seine ermordete Angestellte immer aufrecht erhalten. Das Bild von ihr im schwarzen Rahmen, die Grabkerzen und Blumen werde er so lange jeden Morgen vor sein Reisebüro stellen, bis keine neuen Trauergestecke mehr dazukommen. Als er dieses Versprechen damals am 8. Januar 2018 in einem Gespräch mit der MZ gab, war Svitlana L. seit knapp zwei Wochen tot - ermordet von ihrem damaligen Partner.
Das Bild, ein Engel und eine Kerze stehen tatsächlich noch in dem Reisebüro im Erdgeschoss des Einkaufszentrums an der Eselsmühle, wo sich die Tragödie zugetragen hatte. Die Gegenstände wecken Erinnerungen an eine blutige Tat, deren Aufarbeitung nun abgeschlossen ist. Der Mörder kommt nicht vorzeitig frei, seine Revision wurde abgeschmettert.
Reisebüro in Halle-Neustadt: Mörder wartet auf die Polizei
Rückblick: Am 28. Dezember 2017 wartet Svitlana Ls. Mörder laut einem Zeugen in einem Aufenthaltsraum, bis niemand mehr außer seiner Partnerin im Geschäft ist. Einige Tage vorher hatte sie ihm gesagt, dass sie sich nach 17 Jahren Partnerschaft von ihm trennen will, weil es einen neuen Mann in ihrem Leben gibt. Ihr Partner verkraftet das nicht. Er packt ein Messer und sticht 29 Mal auf die zweifache Mutter ein, die in dem Reisebüro zusammenbricht.
Ihr Mörder zieht - warum ist ungeklärt - die Gardinen zu, verlässt das Geschäft und schließt ab, bevor er den Tatort verlässt. Anschließend kommt er wieder zurück und wartet auf die Polizei, der er die Tat gesteht. Rettungskräfte können, obwohl sie schnell vor Ort sind, nichts mehr für Svitlana L. tun.
Täter wird wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt
Im Sommer 2018 wurde der Täter vom Landgericht Halle schließlich wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt, doch er legte dagegen Revision ein. Nun, ein gutes Jahr nach dem „Reisebüro-Mord“ hat der Bundesgerichtshof (BGH) endgültig und unanfechtbar entschieden: Der inzwischen 50-jährige arbeitslose Bauarbeiter bleibt in Haft und kann keine Hoffnung hegen, vor 15 Jahren vorzeitig entlassen zu werden.
Warum der Täter seinen Revisionsantrag gestellt hatte, konnte weder der Bundesgerichtshof noch das Landgericht in Halle am Mittwoch sagen. Landgerichtssprecher Wolfgang Ehm erklärte jedoch, häufig werde von der Verteidigung in solchen Fällen auf Totschlag plädiert, der weniger hart bestraft wird als Mord. Die Tat an sich zweifelte der Angeklagte jedenfalls nicht an.
Richter: „Sie sagten, Sie wollten Ihre Familie retten, doch Sie haben Ihre Familie zerstört.“
In der Urteilsbegründung vor dem Landgericht hatte der Richter dem Täter gekränkte Eitelkeit wegen der Trennung attestiert und ihm mitgegeben: „Sie sagten, Sie wollten Ihre Familie retten, doch Sie haben Ihre Familie zerstört.“ Von einer Genugtuung nach der endgültigen BGH-Entscheidung will Reisebüro-Leiter Ferchow aus Respekt vor der Familie des Opfers nicht sprechen. Auch ein gutes Jahr nach der Tat nimmt ihn der Vorfall mit.
„Das ist immer noch ein Thema. Sie wird für immer präsent bleiben“, sagt er. Auf einem Schrank mit Reise-Katalogen steht noch das Bild von Svitlana L. in dem schwarzen Rahmen. Auf die Handinnenflächen gestützt scheint die hübsche Frau mit den langen blonden Haaren aus dem Foto in das Reisebüro hineinzulächeln.
Mitarbeiterin im Reisebüro: „Die ersten Monate waren sehr schwer.“
Svitlana L. hatte 16 Jahre in dem Reisebüro gearbeitet und war bei Kunden und Kollegen nach deren Aussagen ausgesprochen beliebt. Die gebürtige Ukrainerin, die mit ihren Russischkenntnissen im Job glänzte, hatte zwei Studienabschlüsse in ihrem Heimatland gemacht, die in Deutschland aber nicht anerkannt worden waren. „Doch sie hatte den Mut noch einmal neu zu starten und bei uns eine Ausbildung zu machen“, sagte Ferchow damals zwei Wochen nach der Tat.
„Die ersten Monate waren sehr schwer. Viele Kunden, die nichts von der Tat mitbekommen haben, haben nach ihr gefragt. Sie wird immer präsent bleiben“, betont Ferchow. Trotzdem müsse das Leben weitergehen. Langsam gehe es wieder aufwärts, er und die Kollegen würden wieder nach vorne schauen. „Die Frage nach dem Warum wird wohl nie beantwortet werden. Doch sie bleibt in unseren Gedanken“, sagt er. (mz)
