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Mitteldeutscher Marathon Mitteldeutscher Marathon: Laufen? Um Himmels willen!

Von Susann Lehmann 29.08.2013, 12:09
MZ-Volontärin Susann Lehmann läuft beim MDM den Salzwirker-Lauf über 10 Kilometer.
MZ-Volontärin Susann Lehmann läuft beim MDM den Salzwirker-Lauf über 10 Kilometer. privat Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Der Sport und ich? Was soll ich sagen? Jahrelang haben wir uns nur auf tänzerischer Ebene verstanden. Ansonsten wollte das nicht so gut klappen mit uns. Während des Studiums ein bisschen Zumba, aber Joggen? Um Himmels willen! Als Student kann man immerhin jeden Zentimeter kostenlos mit der Straßenbahn fahren.

Als ich im vergangenen Jahr für mein Volontariat bei der MZ nach Halle kam und damit auch in den vorletzten Stock eines Altbauhauses (hohe Treppen!) zog, musste das ein Ende haben. Ein Sauerstoffzelt vor meiner Haustür erschien mir doch unangenehmer, als mal wieder Sport zu treiben. Ein Glück gibt es neben der Arbeitsstelle gleich ein Sportstudio. Da kommt man gar nicht erst ihn die Versuchung, es sich nach der Arbeit auf der Couch bequem zu machen. Bauch-Beine-Po, Zirkeltraining, Crosstrainer, Zumba und Ganzkörpertraining standen seit vergangenem Oktober auf dem Plan. Den vorbildlichen Sportlern auf dem Laufband konnte ich weiterhin nur mitleidige Blicke zuwerfen. Laufen – wer macht so etwas schon freiwillig?

Dann kam vor einem Monat die Mail: „Wer hat Lust beim Mitteldeutschen Marathon mitzulaufen?“ Und dann hat er mich einfach gepackt, der altbekannte Ehrgeiz. „Ja klar, mach ich mit. Aber nur zehn Kilometer. Die dürften ja zu schaffen sein (immerhin gehe ich ins Fitnessstudio).“ Ich, bis dahin lauftechnisch völlig untrainiert, lief gleich am nächsten Morgen hochmotiviert los. Nach der ersten Runde und dem Blick aufs Handy dann der Schock: Fünf Kilometer erst, und ich war schon völlig aus der Puste. Was hatte ich mir da nur eingebrockt? Aber kein Problem, es standen ja zwei Wochen Urlaub vor der Tür. Da steht dem regelmäßigen Training ja nichts im Wege. Außer der Urlaub selbst. Ich bin in den ganzen zwei Wochen nicht einmal gelaufen.

So stellte ich entsetzt fest: Nur noch 14 Tage bis zum Marathon, und ich bin noch nicht ein Mal zehn Kilometer gelaufen.

Was hilft da? Genau. Ich habe mir eine Laufpartnerin gesucht. Sich gegenseitig immer noch einen Meter weiter zu schleifen, kann wirklich Wunder wirken. Und so ging es beim zweiten Lauftraining meines Lebens gleich mal sieben Kilometer quer über die Peißnitz. Na bitte, es wird doch. Bis zur zehn fehlen bekanntlich nur noch drei. Das dürfte ja nun wirklich nicht so schwer sein.

Am letzten Freitag war es dann so weit, zehn Kilometer in 1 Stunde und 14 Minuten. Meine Beine hassten mich, meine Lunge schrie nach Luft, ich hatte wahrscheinlich meinen gesamten Wasserhaushalt verschwitzt, aber ich war überglücklich. Zwar ist das nicht die schnellste Zeit, aber mit einer Körpergröße von 1, 57 Meter hat man bekanntlich auch nicht die längsten Beine.

Erschwerend kam bei diesem Lauf, der wieder über die Peißnitz ging, hinzu, dass bereits die Essensstände für das Laternenfest aufgebaut waren. Das ist schon eine kleine Qual an Zuckerwatte und Knobi-Brot vorbeizulaufen. Noch viel deprimierender ist es aber, eine Laufpartnerin zu haben, die a) absolut niemals aus der Puste zu sein scheint und b) nach dem Laufen noch genau so erholt aussieht wie davor. Als Frau kann einen so etwas wirklich wurmen.

Als ich deshalb gestern noch einmal alleine neun Kilometer lief und mein Gesicht schon wieder ein tomatenähnliches Rot annahm, dachte ich nur: „Hoffentlich leuchte ich nicht auch am Sonntag als einzige wie ein Feuerwehrauto.“

Ach und selbst wenn, ich freue mich darauf, mit vielen anderen gemeinsam die Strecke von zehn Kilometern quer durch Halle zu laufen. Und bin gespannt, was das wohl für ein Gefühl sein wird, in so einer Menge zu laufen. Und wenn ich das geschafft hab, kann ich doch schon ein bisschen damit angeben, oder?