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Rund 4000 Läufer am Start Mitteldeutscher Marathon 2018: Rund 4000 Läufer gingen an den Start

Von Tim Fuhse 15.10.2018, 07:39
Siegeslauf mit Kenia-Flagge: Dickson Kurui triumphiert im Halbmarathon.
Siegeslauf mit Kenia-Flagge: Dickson Kurui triumphiert im Halbmarathon. Eckehard Schulz

Halle (Saale) - Es ist 12.41 Uhr, als der Mann ohne Startnummer auf die Zielgerade einbiegt. Quer über den Marktplatz verlaufen die letzten Meter, zu beiden Seiten dutzende Zuschauer. Lucky Osadebamwen zieht noch mal an und dann ist es geschafft. Schweißgebadet, aber glücklich steht er in der Zielschneise und schnauft durch. Hinter ihm liegen 21 Kilometer. „Richtig gut“, sagt der junge Mann.

Osadebamwen fällt ein wenig aus dem Rahmen unter den rund 4.000 Läufern, die an diesem Sonntag beim 17. Mitteldeutschen Marathon angetreten sind. Er hat sich am Vormittag spontan entschlossen, den Halbmarathon zu absolvieren. „Meine Frau wollte zuschauen und ich habe gesagt: Okay, ich laufe mit“, erklärt er mit einem Lachen. Und so reihte er sich beim Start um 11 Uhr kurzentschlossen ein, direkt hinter dem kenianischen Dauer-Sieger Dickson Kurui. Nicht groß reden, einfach machen.

Der Mitteldeutsche Marathon steht für besondere Geschichten

Es sind Geschichten wie diese, für die der Mitteldeutsche Marathon steht. „Jeder, der im Training ist, kann sich beteiligen und seinen Lauf finden. Das ist das Besondere“, bringt Bernd Wiegand es auf den Punkt. Der Oberbürgermeister schickt die Starter auf dem Marktplatz per Pistolenschuss in die Luft auf die Strecke, dann geht er wieder ins Büro. Halbmarathon, Kurzstrecken, Inklusionslauf, die Walker - im Minutentakt beginnen die Rennen an diesem sonnigen Vormittag.

Eine Lauf-Legende verfolgt die Starts aus nächster Nähe. Waldemar Cierpinski tigert vor der Ziellinie auf und ab. „Als ehemaliger Läufer zittern da die Knie vor Aufregung“, sagt er, „selbst wenn man nicht mitlaufen muss.“ Ideales Marathonwetter sei das heute. Hinten raus, ja, da müssten einige der 42-Kilometer-Athleten mit der Sonne kämpfen. Gestartet seien sie morgens aber bei besten Bedingungen. Um 9 Uhr am Elsterflutbecken in Leipzig war das.

Es dauert genau 2:44:37 Stunden, bis der erste Läufer aus diesem Feld auf dem Marktplatz ins Ziel kommt. Jubel brandet auf, als Michael Kutscher zum Sieg sprintet. Kurz muss er sich im Zielbereich vornüber beugen. Doch dann weicht die Erschöpfung einem breiten Lächeln.

Um 12.10 Uhr wird es laut auf dem Marktplatz

„Ich bin auch schon ganz anders ins Ziel gekommen, mit Krämpfen“, sagt Kutscher. Heute habe er sich bloß zwei, drei Mal mit Seitenstechen herumgeplagt. Jetzt schnell etwas trinken, die Freundin umarmen - und dann muss der Übersetzer am Montag auch schon wieder zur Arbeit. Mit Muskelkater? „Als trainierter Läufer geht das schon“, sagt Kutscher. Katja Borggrefe will abends am Restaurant-Tisch feiern - mit einer Zeit von 3:06:40 Stunden ist sie die beste Frau im Marathon-Feld. „Ich bin sehr zufrieden, die Endorphine sind da“, sagt die Läuferin.

Und dann, um 12.10 Uhr, wird es noch einmal richtig laut. Mit ausgebreiteter Kenia-Flagge hinterm Rücken fliegt Dickson Kurui förmlich über die letzen Meter. Er gewinnt den Halbmarathon in 1:09:37 Stunden souverän und wird gefeiert wie kaum ein Anderer an diesem Tag. „Es lief sehr gut, ich hatte keine Probleme“, sagt er mit breitem Grinsen.

Beim Mitteldeutschen Marathon in Halle wird geschnauft und gehechelt

Organisator André Cierpinski steht wenige Meter weiter hinter dem Absperrgitter und klatscht mit dem Kenianer ab. „Das Wetter hat mitgespielt, es gab keine Zwischenfälle - ich bin rundum zufrieden“, sagt er. Nach und nach treffen die Athleten jetzt auf dem Marktplatz ein. Da wird geschnauft, gehechelt, um Atem gerungen. Und bald das eine oder andere stolze „Selfie“ geknipst.

Lucky Osadebamwen wirkt vergleichsweise fit. Eine sekundengenaue Zeit hat er nicht bekommen, so ganz ohne Chip und Startnummer. Jedenfalls ist er vor vielen anderen aus dem Halbmarathon-Block angekommen, so viel ist klar. „Ich will weiter trainieren“, sagt er. Im nächsten Jahr möchte er wieder beim Mitteldeutschen Marathon starten. Dann aber gut vorbereitet.

(mz)

Michael Kutscher
Michael Kutscher
Eckehard Schulz
Katja Borggrefe
Katja Borggrefe
Eckehard Schulz