Mitteldeutsche S-Bahn Mitteldeutsche S-Bahn: Im Berufsverkehr wird es eng

Halle (Saale) - Mehr als 15 000 Pendler täglich nutzen die neue Mitteldeutsche S-Bahn zwischen Halle und Leipzig. Vor fast einem Jahr ist das Regional-Netz mit dem Leipziger City-Tunnel erfolgreich gestartet. Nun häufen sich Beschwerden der Fahrgäste über immer wieder zu volle Züge auf der Linie S5X im Berufsverkehr. Zu wenig Sitzplätze, ein Kampf um Fahrradplätze, das beklagen viele Fahrgäste.
Pendler sind genervt
Für Pendler Steffen Hohenberger aus Leipzig sind die Zustände schlicht eine „Zumutung“. „Seit Monaten schon sind diese Fahrten überfüllt. Nicht, weil zu viele Menschen mit der S-Bahn unterwegs sind, nein, die Züge sind extrem kurz.“ Er hat neulich nachgezählt: „Vier Zustiege, ein Fahrradabteil und zwei Nischen für die restlichen 25 Räder, 15 Personen mit Reisegepäck, die kaum am Flughafen aussteigen können. Weitere 50 Personen, die in den Gängen stehen.“
Grund für die kurzen Züge ist laut Bahnsprecher Jörg Bönisch vor allem die angespannte Fahrzeugsituation. „Derzeit stehen vier der insgesamt 51 Fahrzeuge vom Typ Talent nicht zur Verfügung.“ Tatsächlich scheint kein Segen auf der nagelneuen Flotte zu liegen: Ein Zug ist bereits vor der Auslieferung entgleist, zwei weitere entgleisten beim Rangieren in Halle beziehungsweise in Zwickau. Und an einem vierten Zug saniert Hersteller Bombardier die Radscheiben - eine Garantieleistung. Wann die Reparaturen beendet sind, könne man nicht sagen. Das Fehlen dieser vier Züge aber lässt sich im knapp kalkulierten Fahrbetrieb nicht vollständig kompensieren: „Auch doppelt, mit zwei Fahrzeugen, geplante Züge können deshalb mitunter nicht fahren“, bedauert Bahnsprecher Bönisch.
Änderungen sind geplant
Der Ausfall sei auch der Grund, warum auf der S 7, der Stadtlinie zwischen Trotha und Nietleben in Halle, noch immer keine neuen Talent fahren würden. Und auch dafür, dass so viele Züge mit Graffiti besprüht seien. Normalerweise muss jeder Wagen nach 48 Stunden gereinigt sein. Dafür fehle nun aber die Zeit.
Züge, die man im Berufsverkehr einfach ankoppeln kann, gebe es also nicht, so Bönisch. Der Einsatz anderer Fahrzeuge sei leider nicht möglich, da sie nicht im City-Tunnel fahren dürften. Gleichwohl müssen die Fahrzeuge aber in streng festgelegten Abständen gewartet werden - in Halle übrigens. Das führt zu der unbefriedigenden Situation, dass morgens zwar ein „Doppel-Zug“ aus Leipzig am voll besetzten Bahnsteig in Halle einfährt. Vor der Rückfahrt aber wird ein Zug wieder abgekoppelt. Zum Fahrplanwechsel im Dezember werde man aber Anpassungen vornehmen. (mz)